Sommer, Sonne, Hellas!

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   Wir danken Alexis Tsipras und seinen kampfesfreudigen Genossen dafür, dass sie uns vor dem Sturz ins Sommerloch bewahrten. Was der IS nicht schaffte, Boko Haram und die Saudis in Jemen verfehlten, das gelang Tsipras mühelos: Seiten und Seiten deutscher Gazetten und Stunden deutscher TVs mit Hellenischem zu füllen. Selbst Lord Byron und den Heerscharen der Philhellenen war es nie gelungen, Hellas so tief in die deutsche Seele einzubringen. Jeder Michel weiss jetzt etwas darüber und hat eine Meinung zu der Athener Tragikomödie.

   Ein enormes Kapital für den künftigen Hellas-Tourismus. Nun will Schäuble im Einklang mit Brüssel den Frischverarmten humanitäre Hilfe (statt, wie bisher, Geldtransfers) schicken. Ein CARE-Paket für die vor Bankschaltern wartenden Rentner? 

    Der Ruf  "Adoptiere einen Griechen!" könnte die Massen der gutmenschlichen NGOs zu neuen Spendenrekorden beflügeln. Ein Wohltätigkeitsdinner mit ex-Finanzminister Varoufakis erlaubt einen direkten Blick in den Hades der trotzkistisch-anarchistischen Wirtschaftspolitik. Schauder! Ach ja, und was war mit dem Grexit?  Der ist doch längst schon passiert, am Tag, als Tsipras das Referendum ankündigte. Das war der Grexit, und keiner hat's gemerkt. Nun ist der Euro für Hellas, was der Dollar in Kuba ist: das Zahlungsmittel der Wohlhabenden. Für das Volk gilt in Kuba der Peso, in Hellas heisst die Hilfswährung erst mal "Warten!", beziehungsweise "Schlange stehen!".

   In der fernen Vergangenheit von 2010 erkannte Deutschlands führender Ökonom Hans-Werner Sinn bereits, dass für Griechenland ein Verbleib im Korsett des Euro (statt der von ihm empfohlenen Rückkehr zur Drachme) eine schreckliche Abwärtsspirale der Wirtschaft mit Massenverarmung und Unruhen auslösen würde. Prophetisch: denn genau so kam es. Damals schrieb german,pages.de, dass rund 40 Prozent des Umfangs der griechischen Wirtschaft durch das hemmungslose deficit spending griechischer Regierungen entstanden sei und abgebaut werden müsse, bevor Hellas wieder auf eigenen Beinen stehen könne.

    Seither schrumpfte das griechische  Sozialprodukt um ein ganzes Viertel. Was passiert mit den anderen 15 Prozent, die zu den gedachten 40 Prozent noch fehlen?  Ganz einfach: die hat O Kyrios Tsipras in den wenigen Monaten seiner Regierung bereits beseitigt. Schneller als Brüssel hoffen durfte, hat er die Hellenen der wohlverdienten Armut ausgesetzt, hat den riesigen Importsektor an den Abgrund des Ruins geführt, so dass von bulgarischem Käse bis zu australischem Gefrierfleisch ernste Versorgungsengpässe drohen, von Lebenswichtigem wie Medikamenten ganz zu schweigen..

   Die Griechen hätten sich einen anderen Sommer gewünscht. Noch sieht es so aus, als ob es weiter abwärts gehen werde, bevor es wieder aufwärts gehen kann. Noch stornieren viele deutsche Touristen ihre Reisepläne. Aber irgendwann werden sie dieses verrückte Land im Südosten sehen wollen. Millionen potentieller Philhellenen.

 

-- editor

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