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Trump und der Islam

   

   Seit seinem Amtsantritt beschäftigt Donald Trump Amerika und die Welt mit Dekreten, die die Einreise der Bewohner von sieben überwiegend moslemischen Ländern verhindern sollen. Das erste Dekret wurde von Gerichten in zwei Instanzen ausser Vollzug gesetzt; ein zweites, etwas entschärftes Dekret wird derzeit innerhalb der Regierung auf seine Verfassungs-Verträglichkeit geprüft. Kritiker monieren, dass von den sieben Ländern keine Gefahr für die USA ausgehe. Dieses Argument ist richtig und falsch zugleich.

   Richtig ist, dass bislang kein Terrorakt in den USA von einem Bürger dieser Länder verübt wurde. Falsch ist an diesem Argument, dass beispielsweise Somalis, Jemeniten und Sudanesen in salafistischen Terrorzirkeln aktiv sind, und niemand garantieren kann, dass sie weiterhin auf Aktivitäten in den USA verzichten werden.

   Doch die Diskussion über diese Frage ist Spiegelfechterei, denn Trump geht es – nach allem, was wir bislang wissen – garnicht um die Terrorbekämpfung, die er so lauthals verkündet. Im Gegenteil brächte ein neuer islamistischer Terrorakt Wasser auf Trumps Mühle. Er erfindet sogar Terrorakte, die es garnicht gab.  Der Terror ist das Vehikel, mit dem Trump und seine Leute ihr eigentliches Ziel zu erreichen versuchen, nämlich ein Verbot des Islams in Amerika.

   Rudy Giuliani, der schwatzhafte ex-Bürgermeister von New York und Trump-Fan der ersten Stunde, liess die Katze aus dem Sack als er erklärte, Trump habe ihn gebeten, einen rechtlich gangbaren Weg für ein Islam-Verbot zu finden. Beide seien sich klar darüber, dass die amerikanische Verfassung zwar ein Verbot nicht erlaube, doch solle er, Giuliani, einen Weg finden, diese Schranke zu umgehen.

   Warum ein Islam-Verbot? Die Minderheit der Moslems ist klein. Es gibt weniger Moslems (0.9 %) als Juden (2 %) in den USA. Anders als in Europa, wo starke moslemische Bevölkerungen in allen Staaten die Regierungen und die Öffentlichkeit zwingen, auf sie Rücksicht zu nehmen, rüsten sich in Amerika aggressive christliche Gruppen zum Kampf gegen den Islam.

   Aus ihrer Perspektive muss man zumindest im eigenen Land diese mit Terror infizierte Religion verbieten können. Trump und sein Mentor Steve Bannon sind Sprachrohre dieser Gruppen, die überwiegend protestantisch sind, aber auch von katholischen Sympathisanten unterstützt werden. Nicht nur Rechtsausleger-Medien wie Infowars und World Net Daily unterstützen diese Bewegung, sondern auch mächtige Fernseh- und Radio-Prediger, die vor allem ländlichen Gebieten meinungsbildend wirken.

   In einem so fromm christlichen Land wie den USA hat sich, aller traditionellen religiösen Toleranz zum Trotz, spätestens seit 9/11 ein latenter Hass auf den aggressiven Islam aufgestaut, der dort intensiv ist, wo den meisten Amerikanern vor allem in ländlichen Gebieten jener direkte persönliche Kontakt mit Moslems fehlt, der in Europa viele Ängste, Spannungen und Wahnvorstellungen abzubauen hilft.

   Auch in Amerika gilt: je geringer der Anteil der Moslems an der Bevölkerung, desto radikaler die Ansichten der Mehrheit. Da wird ohne Zögern von einem Kreuzzug gesprochen, den es weltweit gegen den Islam zu führen gilt. Drohungen von Präsident Trump, er wolle den Islamischen Staat in Syrien und Irak vernichten, kann man durchaus als Anzahlung auf einen solchen Kreuzzug verstehen.

   Die starken Proteste in der amerikanischen Öffentlichkeit gegen Trumps Einreisesperre für Moslems sollten nicht überbewertet werden: das islamfeindliche Ticket, auf dem Trump ins Weisse Haus gelangt ist, hat ihm wahrscheinlich viele Wähler zugeführt, die ihn sonst wegen seiner Affären, Lügen und Aufschneiderei abgelehnt hätten.

   Nicht bedacht wird bei Trumps Bemühungen, die Einreise von Moslems zu behindern, dass das anglophone Amerika Einwanderer aus islamischen Ländern brauchen wird, wenn es die schleichende Hispanisierung bremsen will. Asiaten und Araber lehnen mehrheitlich Spanisch als Sprache der Wahl ab; sie bilden ein Gegengewicht zu den Latinos, die zum Ärger der anglophonen Trump-Fans in immer mehr Bundesstaaten die sprachliche Gleichberechtigung des Spanischen anstreben. 

 

-- ed

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