Krasnov probt den Aufstand

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Die Kehrtwende von US-Präsident Donald Trump im Ukraine-Krieg hat auf beiden Seiten Verblüffung ausgelöst. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich die Kehrtwende eher als ein Krasnov-artiges Manöver zur Gesichtswahrung.

Trump will Waffen an die Nato verkaufen, darunter auch Langstreckenraketen. Die Nato kann sie dann an die Ukraine liefern. Genial: Wenn die Europäer diesem Deal zustimmen, bedeutet das, dass sie - um Trump nicht zu enttäuschen - darauf verzichten werden, solche Waffen anderswo billiger zu kaufen, zum Beispiel in Südkorea, Japan, der Türkei, sogar in China oder im Iran.

Das Problem ist nicht ein Mangel an Lieferanten, sondern der Geiz der Europäer, die keine Lust haben, den Krieg in der Ukraine zu finanzieren. Gut, es gibt amerikanische Waffentypen, die besser sind als die der Konkurrenz, und die Ukraine will sie zu Recht haben. Die Ukraine hätte solche Waffen auch vorher in Amerika kaufen können, wenn sie Trump genug Bargeld geboten hätte.

Aber wie wir wissen, geben die Europäer nicht gerne das nötige Bargeld aus der Hand, sie beliefern die Ukraine lieber mit hochtrabenden Worten und ihren wenigen selbst produzierten Rüstungsgütern als mit der vielleicht besseren amerikanischen Ware.

Trumps grandiose Hilfe für die Ukraine entpuppt sich als Abzocke, als Versuch, die Europäer über den Tisch zu ziehen. Cui bono aus Sicht der Ukrainer? 

Trump hat sein Gesicht gewahrt, die USA sind aus dem Schneider und die Europäer können garnicht so viel Geld über die Nato nach Washington schieben, dass Produzenten und Empfänger der Rüstungsgüter gleichermaßen glücklich sind.

Fazit: Die Amerikaner können zufrieden sein. Ihr Präsident hat sich Aufträge für die Rüstungsindustrie gesichert und gleichzeitig das Ukraine-Problem aus der Welt geschafft. Das liegt jetzt bei den Europäern.

Putin kann relativ zufrieden sein, weil er damit rechnen kann, dass die Europäer nur ein Minimum an Waffen finanzieren werden, das die Ukraine gerade noch kampffähig erhält. So kann der Krieg ad eternam weitergehen, die Ukraine kann sich in ein riesiges Trümmergebiet wie Gaza verwandeln und Putin kann sich weitere Jahre als Kriegsheld feiern lassen. Oder als Sieger, sobald den Europäern die finanzielle Puste ausgeht und den Ukrainern die letzten verbliebenen Kämpfer abhanden gekommen sind.

Was auch immer geschieht, die Europäer werden schuld sein. Sie werden nie genug Geld bereitstellen, um der Ukraine zum Sieg zu verhelfen. Wenn der Krieg eingefroren wird oder die Ukraine kapitulieren muss, werden die Europäer dafür verantwortlich gemacht werden. Amerika wird Taiwan verteidigen.

Ausserdem....

Wenn Russland nicht innerhalb von 50 Tagen einem Waffenstillstand im Ukraine-Krieg zustimme, dann werde Trump Zölle "in Höhe von rund 100 Prozent" auf russische Exporte in die USA erheben.

Das klingt robust. Garnicht so weich, wie man es von Krasnov gewohnt ist. Zittert Moskau nun?

Im Gegenteil. Moskau lacht, denn die Zölle sind ein Papiertiger, wie hier dargelegt. (Why is Russia exempt from Trump's tariffs). 

Heinrich von Loesch

 

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