Griechenland entschädigen? Ja, bitte!
Bundespräsident Steinmeier hat bei seinem Besuch in Griechenland das Dorf Kandanos auf Kreta besucht, das 1941 von der Wehrmacht zerstört wurde und dessen Bewohner ermordet wurden. Mein Bruder Peter war zu dieser Zeit auf Kreta - war er in Kandanos dabei? Ich weiß es nicht. Ich kann ihn nicht mehr fragen.
Zu diesem Besuch schreibt Paraskevas Perakis, der Chefredakteur der Lokalzeitung Chaniotika Nea (Neues von Chania):
„Der Besuch Steinmeiers im Märtyrerdorf Kandanos ist zwar eine symbolische Geste, aber sie reicht nicht aus, um die offene Wunde zwischen den beiden Nationen zu schließen. ... Wenn Deutschland nicht aufhört zu behaupten, dass es durch das Londoner Abkommen von 1953 von der Pflicht zu Reparationszahlungen an Griechenland 'entbunden' wurde, und wenn es nicht umgehend zahlt, dann verhöhnt es uns. ... Wir betteln nicht, wir fordern - im Gedenken an unsere Vorfahren, im Namen der Generationen, die gekämpft haben, um Griechenland aus den Trümmern und den unzähligen Rissen, die das 'Dritte Reich' hinterlassen hat, wieder aufzubauen.“
Man wäre ungern an Steinmeiers Stelle gewesen und hätte die faule Ausrede wiederholen müssen, mit der deutsche Finanzminister und Regierungen seit Jahrzehnten berechtigte Forderungen abwehren. Es gibt wenige Orte auf der Welt, an denen Deutschland so schäbig aussieht wie hier auf Kandanos.
Warum eigentlich?
Warum behandelt Deutschland ein befreundetes Land, ein Mitglied der EU, so schlecht? Griechenland war kein Akteur, sondern nur ein Opfer des Zweiten Weltkriegs. In den Jahrzehnten danach schickte es Hunderttausende von Gastarbeitern in den Norden, die halfen, das deutsche Wirtschaftswunder möglich zu machen.
Niemand verlangt von Deutschland, Kriegsschulden in vielfacher Milliardenhöhe zu bedienen, die seit 1945 mit Zinseszins ins Unermessliche gewachsen sind. Vielleicht würde eine symbolische Milliarde in Form eines Fonds ausreichen, aus dem einige Rentenansprüche und Wiedergutmachungen finanziert werden könnten. Ein Fonds, der den Griechen ein Mindestmaß an gutem Willen zeigt und jene europäische Harmonie unterstreicht, die in Zeiten hoher illegaler Einwanderung besonders notwendig ist.
Heinrich von Loesch