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Kriegswinter 2022/23

 
Deutschland (und die EU als Ganzes) befinden sich in einem hybriden Krieg "Gas gegen Sanktionen".  Jedes Mal, wenn deutsche Ökonomen verkünden, dass das Gas für die kommenden Winter ausreichen wird, drosselt Russland die Lieferungen ein wenig mehr.
 
Deutschland soll bibbern, soll nachgeben, die Sanktionen abschalten, Nordstream2 öffnen (und sich bei Gazprom entschuldigen). 
 
Ein Kriegswinter. Wir Älteren wissen genug über solche Kriegswinter. Sie haben vor allem eine bemerkenswerte Eigenschaft:  Sie sind kälter als normale Winter. Warum, weiß ich nicht. Weiß das jemand?
 
Jedenfalls lässt mich die Logik der Kriegswinter für die kommenden Monate 2022/23 besondere Kälte erwarten. Erinnerungen werden wach, zum Beispiel an den Nachkriegswinter 1946/47, als in München minus 32 Grad herrschten. 
 
Meine älteren Brüder, aus der Gefangenschaft entlassen und pro forma studierend, verbrachten ihre Tage damit, im Wald  Stubben (Baumstümpfe) zu roden (was erlaubt war), um die Kochhexe der guten Frau Wolf in Lochham, bei der sie wohnten, zu heizen.
 
Ich selbst ging mit der Mutter in Stuttgart bei minus 27 Grad, um Steinkohle von einer Halde der Reichsbahn zu stehlen, damit unser Vater, der gehbehindert war, in unserer Flüchtlings-Wohnung ("Keller im 2. Stock") nicht erfror.
 
Was allerdings erfror, waren die Kartoffeln, deren Ration für den ganzen Winter, die uns der Krämer geliefert hatte, im Keller zu stinkendem Matsch zerfiel. Immerhin war der Händler so freundlich, uns als Ersatz eine große Militär-Dose amerikanischer Trockenkartoffeln zu geben: ein fragwürdiger Genuss, der uns aber über den Winter half.
 

Wird es also mit erwartbarer meteorologischer Gemeinheit ein besonders kalter Winter werden?  Wird Putin statt Gas extra viel Schnee und Eis schicken?

Die Logik der hybriden Kriegsführung verlangt es.

Heinrich von Loesch

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