Warum wir die Ein-China-Politik unterstützen sollten
"Peking forderte Berlin auf, "strategische Fehleinschätzungen" in der Chinapolitik zu vermeiden und "eine friedliche Wiedervereinigung mit Taiwan zu unterstützen."
Chinas Außenminister Wang Yi ermahnte die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock, die Bundesrepublik solle das Prinzip der Ein-China-Politik beherzigen. Er zog eine kühne Parallele: So wie China seinerzeit die Wiedervereinigung Deutschlands unterstützt habe, so solle Deutschland nun die "Wiedervereinigung" Chinas mit Taiwan bejahen.
Wiedervereinigungen sind offenbar in Mode. Russland fordert auch die Wiedervereinigung mit (1) der Ukraine, (2) Moldawien, (3) Georgien, (4) Polen? und (5) Ostelbien?
Das Problem: Eine friedliche Wiedervereinigung funktioniert nur, wenn beide (oder mehr) Partner sie wollen. Die Tschechische Republik und die Slowakei zum Beispiel könnten sich wieder vereinigen, wenn sie wollten. Aber sie wollen es offensichtlich nicht.
Und mit China und Taiwan ist es genau dasselbe: Der eine Partner will, der andere nicht. Ergebnis: keine Tschechoslowakei, kein Ein-China.
Kann das geändert werden?
Im Prinzip ja. Da es der Kommunismus mit seiner Partei ist, der die Taiwaner an China stört, könnte man annehmen, dass die Inselbewohner engere Beziehungen zu China - vielleicht sogar eine Vereinigung - akzeptieren würden, wenn die kommunistische Partei Selbstmord begeht und ein demokratisches System eingeführt wird.
Eine Vereinigung zu den Bedingungen Taiwans (gibt es solche?) und nicht zu denen Pekings (von heute). Ein Ein-China-Konzept, das Baerbock und mit ihr Berlin unterstützen könnten. Herr Wang Yi sollte das verstehen. Das Ein-China-Prinzip durchaus, aber richtig!
--ed