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Als jüngstem Jungenschaftsführer des Gaues Oberdonau…

 

...wurde mir im August 1944 die Ehre zuteil, ein paar Wochen im Gauschulungsheim Nussdorf am Attersee paramilitärisch ausgebildet zu werden und mich dadurch für Aufnahme in eine NAPOLA-Erziehungsanstalt zu qualifizieren (die mir gottseidank erspart blieb). Warum ich mich gerade jetzt an diese ungewöhnlichen Sommerferien erinnere?

   Weil ich einen Bericht über die Casa Padre sah, einen ehemaligen WALMART im südlichen Texas, der zum Lager für fast 1500 den Eltern weggenommenen oder unbegleitet illegal eingewanderten Jungen umfunktioniert wurde. Ein Lager wie in Nussdorf, nur moderner und komfortabler. Einzelbetten statt Doppel-Stockbetten, ein Friseursalon, besseres Essen, fraglos. Fast alles auf spanisch, gelegentlich ein Hinweis auf englisch.

    Die Kinder? Ernste Gesichter, so wie wir damals in der Routine des Lagerlebens: sechs Uhr morgens aufstehen, Betten bauen und mit DDT-Pulver desinfizieren. Frühsport – laufen. Danach Blümchenkaffee. Turnen: Liegestütze, Kniebeugen mit-Karabiner auf den ausgestreckten Armen.  Wehrunterricht: Ballistik. Nachmittags: Kleinkaliber-Schiessen, Panzerfaust-Ausbildung.  Undsoweiter. 

    Ich war zehn Jahre alt und litt an Heuschnupfen, den niemand erkannte – weder die Eltern, noch gar die Lagerleitung. Ich hatte mir die Wimpern abgeschnitten, weil ich sonst morgens die verklebten Augen nicht hätte öffnen können. Ich war nicht traurig, denn ich wusste, dass ich am Ende des Lehrgangs wieder nachhause konnte. Wo die Tiefflieger Jagd auf Schulkinder machten. Aber zuhause. 

   Nicht so die Jungen in der Casa Padre: für viele von ihnen gibt es keine oder nur unerreichbare Eltern. Ihre Zukunft ist ein riesiges Fragezeichen. Werden Sie englisch lernen dürfen, müssen? Werden sie, sobald sie erwachsen sind, abgeschoben in ein Land, das sie nicht kennen, oder sollen sie anonyme Amerikaner werden, ohne Familie, ohne Geschichte, vielleicht sogar ohne richtigen Namen?

   Die Casa Padre, ihre erste Heimat in den USA, die sie Disziplin und Benehmen lehrt:  Sauber, ordentlich, relativ komfortabel.  Irgendwann wird sie abgerissen werden, vergessen sein, eine peinliche Erinnerung für künftige Regierungen, so wie das Gauschulungsheim, von dem in Nussdorf keine Spur mehr zu finden ist, kein Hinweis auf Wikipedia, nichts, was die fröhliche Bade-und Touristik-Idylle am Attersee stören könnte. 

Heinrich von Loesch

 

 

 Migrant children in U.S. government custody, it turns out, are housed in very comfortable facilities with better food, housing, medical care and education services than many American children in low-income families receive.

 

Update

A 15-year-old boy ran away from a Texas shelter for migrant children, police said Sunday. The boy is now in Mexico, according to a source with direct knowledge of the incident.The boy ran from Casa Padre, a child care facility in Brownsville, on Saturday, and was in conversations to be reunited with a man whom he called his father, the source said.

 BRIAN LONERGAN, The Hill

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