Kosovo: Serbiens Ukraine?

 

Die Parallelen liegen auf der Hand: Serbien betrachtet den Kosovo als einen unrechtmäßig sich unabhängig gebärdenden Teil des Landes, so wie Russland die Ukraine betrachtet. Und genau wie in Moskau werden auch in Belgrad Stimmen laut. Sie fordern die "Entnazifizierung des Balkans" und wollen den Kosovo heimholen.

Im mehrheitlich serbisch bewohnten Norden von Mitrovica waren Sirenen zu hören. Medien sprechen von einer Invasion des serbischen Militärs - Belgrad dementiert. Wie glaubhaft sind Dementis? Serbien hat mehrere Grenzübergänge geschlossen.

Ursache des Konflikts:  Pristina hat angekündigt, dass es bis Ende 2022 offiziell die EU-Mitgliedschaft beantragen wird. Dies ist das Äquivalent zum Antrag der Ukraine auf NATO-Mitgliedschaft. Es ist zu befürchten, dass Belgrad akkurat so reagiert, wie Moskau es getan hat. Stehen wir an der Schwelle zu einem neuen Kosovokrieg?

Wie auch immer: Serbien ist nicht Russland, und der Kosovo ist erwiesenermassen wehrhaft.

 

Update

Die NATO-geführten Streitkräfte sind bereit, im Norden des Kosovo zu intervenieren, wenn die Stabilität in der Region gefährdet ist.  Die NATO erklärte am Sonntag in einer Erklärung, dass die Spannungen in den nördlichen Gemeinden des Kosovo zunehmen und dass die Kosovo Force Pristina (KFOR) die Situation genau beobachtet. 

Die Spannungen nehmen angesichts einer neuen (kosovarischen) Regierungsverordnung wieder zu, die Menschen, die mit serbischen Ausweisen und Nummernschildern in den Kosovo einreisen, dazu zwingt, diese während ihres Aufenthalts im Kosovo durch ein vorläufiges kosovarisches Dokument zu ersetzen.

 

Update II

Die Aktion ist auf Ende September verschoben worden. 

Serbien steht Russland und in gewissem Maße auch China sehr nahe. Das Kosovo hingegen ist auf den Schutz der Vereinigten Staaten angewiesen. Ein Konflikt würde nach einem ähnlichen Muster ablaufen wie in der Ukraine.

Die Supermächte haben sich bereits zu Wort gemeldet. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zakharova, forderte "Pristina, die Vereinigten Staaten und die Europäische Union auf, die Provokationen einzustellen".

Heinrich von Loesch

 

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