Klimawandel
Wunder sind nicht in Sicht. Die Kernfusion als endlose Energiequelle ist trotz CERN noch Utopie. Vielleicht gibt es dank immenser Investitionen bald billigen Ökostrom, so dass der Verkehr wirklich klimafreundlicher werden könnte.
Aber Heizen? Wie kann man ein so kaltes Land wie Nord- und Mitteleuropa ohne fossile Brennstoffe heizen? Mit Pellets, deren Abgase gesundheitsschädlich sind? Wärmepumpen, deren Stromverbrauch den Klimazielen spottet?
Gibt es eine Alternative: Ja, die gibt es: Auswanderung. Anstatt ein Haus in Deutschland zu dämmen und mit einer Wärmepumpe zu heizen, kann man das Geld sparen und in ein Auswanderungsprojekt investieren.
Es muss ja nicht gleich Paraguay oder Papua-Neuguinea sein. Auf griechischen oder italienischen Inseln kann man mit wenig Heizung überwintern. Nordafrika bietet viel Platz und Komfort in Tunesien und Marokko. Griechisch oder Arabisch zu lernen ist ein Vergnügen, besonders für junge Leute.
Wer sagt, dass man nur auf Mallorca deutsch leben kann?
Ein paar hunderttausend deutsche Auswanderer an der marokkanischen Atlantikküste angesiedelt, und bald wird sie Teneriffa ähneln.
So weit, so schön: Aber die große Mehrheit der Deutschen lebt nicht von Renten oder Vermögen. Die große Mehrheit braucht einen Lohn, ein Einkommen, muss Teil einer leistungsfähigen Wirtschaft sein. Und die findet man nicht auf griechischen Inseln, an einem marokkanischen Strand oder in einer südtunesischen Oase. Wovon sollen die Auswanderer leben? Und selbst wenn sie ein lokales Auskommen finden - eine kleine Bauernklitsche, eine Computerwerkstatt, eine Bierkneipe - woher sollen ihre Renten kommen, ihre Krankenversicherung, ein funktionierendes Krankenhaus in der Nähe? Eine Schule für die Kinder?
Teuflisch, teuflisch! Wo die Zivilisation regiert, Einkommen bringt und Präsenz verlangt, drohen die schrecklichen Wärmepumpen, Styroporschichten und Dreifachfenster.
Was ist zu tun?
Die normale Antwort lautet: die deutsche Regierung ist gefragt. Anstatt Wärmepumpen zu subventionieren, sollte die Regierung vielleicht die Auswanderung erleichtern und unterstützen. Homeoffice auf griechischen Inseln.
Deutsche Ansiedlungen und industrielle Investitionen mit Hermes-Bürgschaften in Tunesien und Marokko. Kurzum: Deutschland in den Süden verpflanzen, mit staatlichen Bürgschaften, Kranken- und Rentenversicherung.
Statt das ehemals schöne Deutschland mit hässlichen, geschwollen aussehenden Passivhäusern zuzupflastern, könnte die Verpflanzung der Teutonen in den Süden enorme Entwicklungshilfe für einige klimatisch begünstigte Länder bringen.
Auch nicht schlecht.
Heinrich von LoeschP.S.
Und im Sommer? Wenn in Großstädten wie Casablanca, Athen und Palermo Temperaturen von über 40 Grad herrschen und Touristen ins gekühlte Kino flüchten? Dann ist die Fabrik in Untertürkheim oder Ennepetal ein ferner Traum.
Sicherlich, man kann eine Fabrik in Casablanca auf 25 Grad herunterkühlen, aber was ist billiger - im Winter zu heizen oder im Sommer zu kühlen? Vielleicht wird Marokko dank großflächiger Photovoltaik bald billigen Ökostrom anbieten und das Problem lösen - aber davon ist das Land im Moment noch Milliarden-Investitionen weit entfernt. Eine weitere Gelegenheit für den deutschen Staat, die Auswanderung zu subventionieren? Statt Wärmepumpen?
Unerwartet ergibt sich eine Gelegenheit - in Italien! Dort schrumpft die Bevölkerung in Rekordtempo, jedes Jahr schneller. Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida von der regierenden Rechtskoalition fordert daher Subventionen für junge Familien, um die leeren Wiegen wieder mit (italienischen) Babys zu füllen. Es dürfe nicht sein, dass Italiens fehlender Nachwuchs durch Einwanderer ersetzt wird, fordert er.
Das sei Rassismus im Stil der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts, kritisiert ihn die Oppositionsführerin Elly Schlein. Was würde er sagen, wenn die leer stehenden Häuser in Italiens Dörfern von eingewanderten Deutschen statt von Arabern und Afro-Asiaten gekauft und restauriert würden? Menschen von nördlich der Alpen statt Leuten von südlich des Meeres? Das füllt vielleicht den Gemeindesäckel, aber nicht die leeren Wiegen und Schulbänke. Seufz.