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Italien unterfremdet

 

 

Fast täglich findet man Meldungen über Boote und Schiffe mit Migranten im Mittelmeer, die nach Italien wollen und meist auch von Italien aufgenommen werden. Ein ständiger Strom von Menschen von Libyen, Tunesien, Ägypten oder der Türkei. Seit Jahren beklagt Italien, dass es von den Nachbarländern in der Migrationsproblematik allein gelassen wird, dass es an europäischer Solidarität mangelt.

Man befürchtet, dass das Fass irgendwann so voll sein wird, dass Italien keine Migranten mehr aufnehmen kann. Immerhin hat Ex-Innenminister Matteo Salvini eine Zeit lang versucht, den Hahn zuzudrehen und damit ein Chaos verursacht. Doch dann kam eine neue Regierung ins Amt (übrigens mit Salvini) und drehte den Hahn wieder auf. Warum der plötzliche Sinneswandel?

Der Grund ist die aktuelle demografische Entwicklung Italiens, die immer neue Negativrekorde hervorbringt. Die niedrigste Geburtenrate seit Beginn des Staats (1870: 1.2 Mio Geburten. 2020: 0,4 Mio Geburten;  2021 nochmal minus 12.500 Geburten)

Die niedrigste Geburtenrate in Europa. Haustiere statt Kindern: ebensoviele registrierte Hunde wie Einwohner.

V iele Jahre lang konnte Zuwanderung den Rückgang der Wohnbevölkerung in etwa ausgleichen. Aber jetzt nicht mehr. Während die Zuwanderung trotz der medialen Aufmerksamkeit für Bootsanlandungen an der Küste seit 2015/16 stark zurückgegangen ist, hat die Auswanderung zugenommen.

Während Norditalien seinen Bevölkerungsstand knapp wahrt, stürzt in Süditalien seit 2015 die Bevölkerung steil ab, Von den illegalen Einwanderern auf den Schlauchbooten verschwindet ein großer Teil kurz nach der Ankunft aus dem Blickfeld der Behörden: Sie wandern in andere Länder ab oder tauchen in der Illegalität unter.

Der Rest reicht nicht aus, um die Lücken des italienischen Arbeitsmarktes zu füllen. Deshalb strebt die neue Regierung eher nach mehr als nach weniger Zuwanderung.

Ob die Bootspassagiere, die auf dem Meer ihr Leben riskieren, den Anforderungen der italienischen Wirtschaft genügen, ist natürlich eine andere Frage.  Aber indem sie zunächst einfache manuelle Arbeiten übernehmen und so einheimische Arbeitskräfte für anspruchsvollere Aufgaben freisetzen, können die Einwanderer im Prinzip der Wirtschaft helfen. Wobei der Konkurrenz der neuen Billigarbeiter auch soziale Probleme unter den Einheimischen erzeugt.

Positiv ist jedoch, dass Italien als eines der geeignetsten Einwanderungsländer Europas in Bezug auf den Spracherwerb und die Integration gelten kann.

                                                                               Benedikt Brenner

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(Il Tempo)

 

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