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Von Prizren nach Rom

   Sechs Uhr früh. Leichter Dunst liegt über dem Rollfeld, als Dieter M. genannt Abu Fadhil al-Almany und sein Begleiter Adnan al-Sahroui die Maschine startklar machen. In der Nacht hatten ihre Leute das “Gespäck”, wie sie es nennen, verstaut: ein grosses rundes Teil, das die Kabine fast ausfüllt und schwerer scheint als es aussieht. Auch jetzt ist der Airport noch unbewacht; vielleicht schläft der Nachtwächter oder ist betrunken, so genau weiss man das nicht hier in Prizren.

   Die Männer haben auf den Pilotensitzen Platz genommen: der blonde Abu Fadhil, dem man seine deutsche Herkunft ansieht und der deswegen für den Pilotenschein ausgewählt wurde,  und der Nordafrikaner Adnan. Bevor der Terminal von dem Lärm erwacht, ist die kleine Maschine schon zur Runway gerollt und hebt ab. Im Bogen geht es über die albanischen Berge und den Südzipfel von Montenegro hinaus aufs Meer. Keine Störung, die Maschine ist durch die Maschen der Luftüberwachung Albaniens und Montenegros geschlüpft. “Al hamdullillah” entspannt sich Abu Fadhil. “Wir haben es fast geschafft. In einer halben Stunde sind wir über Rom. Wir werden sie auslöschen, die Kuffar, drei Millionen von ihnen! Ein paar Jahrhunderte lang wird niemand mehr im Vatikan leben können!” “Und wir werden im Paradies sein”, meint Adnan,”ich freue mich auf die Houris. So lange Zeit schon fehlt mir eine Frau!”

  Am Gargano vorbei schwenkend überfliegt Abu Fadhil jetzt das italienische Festland in westlicher Richtung, direkt auf Rom zu. Wieder keine Störung durch die Luftüberwachung. “Sie haben heute ihren Militärfeiertag in Rom. Die Luftwaffe fliegt Paradeformationen. Im Tower schauen alle Fernsehen und haben deshalb keine Zeit für Luftüberwachung. Schon sind wir über Rom – siehst Du über dem Smog das runde Dach? Das ist der Petersdom. Der Tempel der Kreuzfahrer. Mach Dich fertig, in dreissig Sekunden ziehst Du die Zündung und wir gehen ins Paradies ein, inshallah!”

 

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   Abu Fadhil und seinen Kollege Adnan gibt es nicht. Ihren Flug auch nicht. Es gibt auch keinen Flughafen Prizren im Kosovo. Aber es könnte sie geben: islamistische Fanatiker, die sich in Ländern wie Kosovo frei bewegen können, die eine schmutzige Bombe bauen und über Europa abwerfen könnten: eine Sprengbombe umhüllt mit radioaktivem Material, in der Luft über einer Stadt gezündet und einen ganzen Landstrich radioaktiv verseuchend. Was das bedeutet, weiss man seit Tschernobyl und Fukushima. Ein Grund, Aufrufe des Zivilschutzes und zur Bevorratung für Notfälle nicht für überflüssigen Alarmismus zu halten. Europas Frieden könnte weniger sicher sein als man geneigt ist, zu glauben.

Ihsan al-Tawil

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