Algeriens Flüchtlingskrise

  

    Algerien ist dank Erdöl und Erdgas relativ wohlhabend und geordnet. Kein Wunder, dass es als Magnet für tausende afrikanischer Migranten wirkt, die zwar gerne nach Europa übersetzen würden, aber angesichts der laufend schwieriger werdenden Überfahrt in Algerien bleiben.

   Nach Schätzungen privater Organisationen – offizielle Ziffern gibt es nicht – befinden sich derzeit rund 100.000 Migranten aus Niger, Mali, Kamerun und Nigeria, sowie 24.000 Syrer in Algerien. Die Mehrheit der Ankömmlinge stammt aus islamischen Ländern, die ehemals französische Kolonien waren. Allein 12.000 illegale Nigrer sind seit 2014 offiziell nach Niger im Rahmen eines bilateralen Abkommens rückgeführt worden.

   Die Präsenz der Afrikaner ist unübersehbar. Sie kampieren im Freien, Viele betteln. Die Reaktion der Bevölkerung ist nicht immer freundlich.

   Agence France Press zitiert den Soziologen Ali Bensaad von der Universität Aix-Marseille: ” Die algerische Gesellschaft ist xenophob. Sie befand sich in einer bequemen Opferrolle. Der Rassismus kam von auswärts.” Bensaad bezieht sich dabei auf die verbreitete Ausländer- und Araberfeindlichkeit in Frankreich und Europa, der sich die Algerier seit Jahrzehnten ausgesetzt sehen. Aber nun, angesichts der steigenden Zahlen von Fremden im Lande “zeigt sich diese Xenophobie in unserem Unterbewusstsein”. “Gewisse Arbeiten übernehmen jetzt die Migranten anstelle von Algeriern”, erläutert Bensaad.

   Sie arbeiten als Handwerker, Bäcker, Bau- und Landarbeiter, oft schwarz, werden dadurch integriert und akzeptiert. Sie gut zu behandeln sei auch im Interesse der Regierung, die sich um gute Beziehungen mit den Staaten bemüht, aus denen die Migranten stammen. Manche von ihnen sind Flüchtlinge vor Boko Haram, der Mördersekte, die in Nigeria und Nachbarstaaten wütet.

   Der AFP-Bericht erzielte 138 Kommentare von Franzosen und Algeriern in Frankreich und Algerien. Viele Franzosen amüsieren sich königlich über die Behauptung, die Algerier seien xenophob. Seit Jahrzehnten hätten Algerier die Franzosen des Rassismus beschuldigt, und nun zeige sich, dass sie selbst Rassisten seien.

Avant-hier fragt:  “Wenn es einem muslimischen Land nicht gelingt, Muslime zu integrieren, wie soll das in einem nicht-muslimischen Land gelingen?”

Victor spottet: “Wenn es so weitergeht, wird Algerien wie Marseille werden…

und Grosjean glaubt sagen zu müssen:  “Die Araber sind grosse Rassisten bezüglich der Schwarzafrikaner...”

aber Lee-Geum Ja bremst:  “Sie sind keine Rassisten, nur xenophob...”

und Dubois amüsiert sich:  “Schnell, schnell, verurteilt Algerien wegen Islamophobie”

Marie beklagt, dass die Araber in Frankreich zwar gemeinsame Sache mit den Afrikanern machen, um an Stärke zu gewinnen, aber dass sie sie im Internet khel und karloucha nennen (arabische Schimpfworte für Schwarze).

Viele der weiteren Kommentare spiegeln, wenig überraschend, die Abneigung vieler Français de souche, der “Blutsfranzosen” vis–à–vis der Algerier und der Araber allgemein.

Hier weist den Bericht und die Hasskommentare als unberechtigt zurück und sagt: “Seit der Unabhängigkeit hat Algerien Flüchtlinge aus Lateinamerika, Europa, Asien, Palästinenser, Syrer und Saharaouis aufgenommen. Daher werden die Tausende unserer afrikanischen Nachbarn den guten Ruf des Landes nicht beeinträchtigen”.

   Allein die Zahl der Saharaouis in Algerien ist inzwischen auf fast 200.000 angewachsen.

 

 

--ed 

 

 

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