Eine Analyse der nächtlichen Beleuchtung in Tibets Gefängnissen und Haftanstalten
Die Behörden in Tibet üben präventive Repressionen gegen ihre Bevölkerung aus. Als Teil ihrer landesweiten Strategie zur "Stabilitätserhaltung" verhaften, verfolgen und verurteilen sie Tibeter wegen gewaltfreier Formen des Protests und anderer Äußerungen des Dissenses, wie der Unterstützung von Selbstverbrennungen und dem Tragen von Bildern des Dalai Lama.
Die genaue Funktionsweise, die Art und das Ausmaß der Bemühungen der Kommunistischen Partei Chinas, Tibeter zu inhaftieren und zu verhaften, sind jedoch nach wie vor kaum bekannt. Im Gegensatz zu den Erkenntnissen über die Inhaftierung von Uiguren und anderen ethnischen Minderheiten in Xinjiang ist das tibetische Inhaftierungssystem für die internationale Gemeinschaft immer noch ein schwarzes Loch.
Das Fehlen von Beweisen zu vielen Themen, insbesondere zu den so genannten "Berufsbildungszentren" und der Inhaftierung durch die Strafjustiz, ist kein Beweis dafür, dass es keine Unterdrückung gibt. Vielmehr zeigt es, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um viele der Forschungslücken zu schließen und die Situation besser zu verstehen.
Ziel dieser Studie war es daher, auf den wenigen verfügbaren Daten aufzubauen und eine innovative Methode - nächtliche Beleuchtungsdaten - zu nutzen, um Licht in die Gefängnisse und Hafteinrichtungen in Tibet zu bringen.
Die nächtlichen Beleuchtungsdaten, die täglich mit satellitengestützten Sensoren gemessen werden, stellen ein Gleichgewichtsmaß des nächtlichen Stromverbrauchs an bestimmten Orten im Laufe der Zeit dar. Zu monatlichen Trends zusammengefasst, können diese Daten dazu beitragen, potenzielle Veränderungen beim Bau, Wachstum oder Rückgang der Nutzung bestimmter Haftanstalten in Tibet zu beleuchten, die mit Hilfe von Satellitenbildern allein möglicherweise nicht sichtbar sind.
Wichtigste Ergebnisse
In ganz Tibet gibt es mindestens 79 Gefängnisse und Haftanstalten.
Bei den meisten von ihnen handelt es sich um kleine Haftanstalten mit niedriger Sicherheitsstufe, die höchstwahrscheinlich für die Inhaftierung auf niedriger Ebene und als Kurzzeitgefängnisse dienen.
Fast alle diese Einrichtungen wurden vor 2011 gebaut, als Tibets ehemaliger Parteisekretär Chen Quanguo (auch bekannt als Architekt der Unterdrückung in Tibet und Xinjiang) die Macht in Tibet übernahm. Wir können allerdings nicht ausschließen, dass Chen nach seiner Ankunft bestehende Einrichtungen für politische Zwecke umfunktioniert hat.
Insgesamt sind Größe und Umfang des tibetischen Gefängnissystems in den letzten zehn Jahren relativ konstant geblieben.
Beim Heranzoomen auf einzelne Einrichtungen konnten wir jedoch feststellen, dass die nächtliche Beleuchtung seit 2019 vor allem in Einrichtungen mit höherer Sicherheitsstufe zunimmt.
Dieser Trend könnte auf eine Verlagerung hin zu längeren Festnahmen und Inhaftierungen hindeuten und ähnelt den jüngsten Beobachtungen in Xinjiang, wo ein hoher Prozentsatz dieser Einrichtungen in den Jahren 2019 und 2020 eine aktive Zunahme der nächtlichen Beleuchtung zeigte.