Geld tauschen für Erdogan


   Wie traurig. Tausende Türken in Deutschland tragen ihre Euros zur Bank um sie, einem Appell des Präsidenten Erdogan folgend, in türkische Lire zu tauschen. Damit wollen sie den weiteren rapiden Verfall der nationalen Währung verhindern und die Wirtschaft der Türkei stärken. Bewundernswert, aber...

 

   Wie naiv muss man sein oder, wie bedingungslos muss man der Überredungskunst eines umstrittenen Politikers folgen, damit man in eine solche Falle läuft?  So nicht ein Wunder geschieht, wird die Lira weiter absacken. Die türkische Wirtschaft ist angeschlagen. Der Umbau des Staates in eine Präsidialdiktatur schreckt Investoren ab;  der Krieg in den kurdischen  Provinzen zehrt an der Substanz; die Hexenverfolgung der angeblichen (und echten) Terroristen hat viele Firmen beschädigt und die Verwaltung gelähmt; Attentate verscheuchen die Touristen; der Zoff mit der EU belastet den Export. Die patriotischen Umtauscher werden zwar nicht alles, aber wahrscheinlich eine Menge Geld verlieren.

   Vielleicht wird sie das dazu bringen, über ihren Helden Erdogan gründlicher nachzudenken. Vielleicht dämmert ihnen dann, dass er ihr hart Erspartes rücksichtslos für seine politischen und wirtschaftlichen Manöver einsetzt. Angeblich hat er ja selbst Devisen umgetauscht, aber man weiss leider nicht, wieviel.

Ihsan al-Tawil

 

 

Update

Am 19. Dezember 2016 hat die türkische Lira mit einem Schlusskurs von 3.533 je US$ den bisher tiefsten Stand erreicht. 

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