Orwell in Casalmoro
Wie bekämpft man die Kriminalität und füllt zugleich die Kassen? Eine kleine Ortschaft von 2300 Einwohnern nahe Mantua in Norditalien hat Bürger glücklich und den Verkehr sicherer gemacht: mit 46 modernen Überwachungskameras, je eine für 15 Familien. Casalmoro heisst die Ortschaft, ein grösseres Dorf entlang der Staatsstrasse 343, die den Ort durchquert.
Die 46 durch Wifi verbundenen 5 Megapixel-Kameras, die jedes Auto, jeden potentiellen Dieb hochauflösend bis in 500 Meter Entfernung aufzeichnen, können das Nummernschild in Millisekunden elektronisch mit dem nationalen Kraftfahrzeugregister abgleichen und so feststellen, ob das Fahrzeug gestohlen, nicht versteuert, nicht versichert oder ohne gültige Prüfplakette ist. Der Befund wird zeitgleich an die Carabinieri geleitet, die gestohlene Fahrzeuge aus dem Verkehr fischen. Wie sich herausstellte, passieren die Staatsstrasse Via Asolana in Casalmoro pro Tag 140-200 nicht vorschriftsmässige Fahrzeuge. Dazu addieren sich noch etliche Fahrzeuge, die im Ort selbst unterwegs sind.
Die Angst, beim Einbruch gefilmt und dabei von der Polizei beobachtet zu werden, hat die Kleinkriminalität in Casalmoro hart getroffen. Die Zahl der Einbrüche ist drastisch gesunken und sogar Fahrraddiebe werden gefasst. Die gesamte Ausrüstung hat die Gemeinde 60.000 bis 80.000 Euro gekostet; in den letzten vier Monaten des Jahres 2014 nahm sie allein durch die Verkehrsstrafen 60.000 Euro ein. Die Bürger sind offenbar zufrieden, denn sie klagen nicht, sagt Bürgermeister Franco Perini. Der Grosse Bruder lässt grüssen.