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Frankreich befürchtet Islamisierung

Eine Zahl löste in Frankreich Besorgnis aus und wurde auf Twitter 140.000 Mal angeklickt: "40% der Kinder zwischen 0 und 4 Jahren sind bei der letzten Volkszählung Einwanderer oder haben einen Migrationshintergrund", sagte Pierre Lellouche, ehemaliger Staatssekretär unter François Fillon, auf CNEWS und zitierte einen Bericht des INSEE-Statistikinstituts vom Juli 2020. "Es gibt eine tiefgreifende Veränderung der Bevölkerung dieses Landes und der Schulbevölkerung mit einem offensichtlich entscheidenden Gewicht des Islams, da der Großteil dieser Bevölkerung aus Schwarzafrika und dem Maghreb stammt", fügte er hinzu. Woher kommt diese Zahl von 40%, die extrem hoch erscheint, fragt Le Figaro.

Seit den Zeiten von General de Gaulle ("Colombey-les-Deux-Mosquées") fürchtet Frankreich die Islamisierung als Folge des Kinderreichtums muslimischer Einwanderer und ihrer französischen Nachkommen. Die genetische Vogelscheuche taucht sporadisch wieder auf, wobei diese Zahl von 40% den islamophoben und fremdenfeindlichen Kräften auf der Rechten Auftrieb verleiht. Ein Ereignis von erheblicher Bedeutung, wenn man bedenkt, wie nahe Marine Le Pen bereits an der Macht ist. 

Es lohnt sich, die demografischen Statistiken aufmerksam zu lesen. Dann ergibt sich ein anderes, weniger alarmierendes Bild. Zunächst einmal zeigt sich, dass sich über die Jahre und Jahrzehnte hinweg die Fruchtbarkeit aller Teile der Bevölkerung auf ein ähnliches, gemeinsames Niveau zubewegt haben. Auffällig ist, dass die Geburtenrate der schwarzafrikanischen Frauen in Frankreich niedriger ist als die der Frauen in den Herkunftsländern. Aber nicht die Afrikaner sind das Problem (wenn man darin ein Problem sehen will), sondern die Araber aus dem Maghreb.

Seit Jahrzehnten sind sie die fruchtbarste Bevölkerungsgruppe in Frankreich. Sie sind es vor allem, die den Schlüssel zum Verständnis der ominösen 40% liefern. Denn es sind ihre Frauen, die in den Jahren vor der Migration nach Frankreich eine unterdurchschnittliche Fertilität aufweisen, doch sobald sie in Frankreich ankommen, schießt ihre Fruchtbarkeit in die Höhe. Über die Gründe für dieses Phänomen kann man spekulieren.

Auf jeden Fall tragen nordafrikanische Mütter massiv zum Anstieg der Zahl der Kleinkinder bei, genau diesen 40 %.  Später im Leben ändert sich das Bild. Das Geburtentempo verlangsamt sich, sodass die Gesamtfertilität von Frauen maghrebinischer Herkunft zwar hoch bleibt, aber nicht erwarten lässt, dass bald etwas weniger als die Hälfte der Franzosen Muslime sein werden. Immerhin: 2014 lag die Kinderzahl algerischstämmiger Frauen bei 3,6 und war damit doppelt so hoch wie die von Einwanderinnen aus Italien oder Spanien. 

--ed

 

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