Die Parallelen liegen auf der Hand: Serbien betrachtet den Kosovo als einen unrechtmäßig sich unabhängig gebärdenden Teil des Landes, so wie Russland die Ukraine betrachtet. Und genau wie in Moskau werden auch in Belgrad Stimmen laut. Sie fordern die "Entnazifizierung des Balkans" und wollen den Kosovo heimholen.

Im mehrheitlich serbisch bewohnten Norden von Mitrovica waren Sirenen zu hören. Medien sprechen von einer Invasion des serbischen Militärs - Belgrad dementiert. Wie glaubhaft sind Dementis? Serbien hat mehrere Grenzübergänge geschlossen.

Ursache des Konflikts:  Pristina hat angekündigt, dass es bis Ende 2022 offiziell die EU-Mitgliedschaft beantragen wird. Dies ist das Äquivalent zum Antrag der Ukraine auf NATO-Mitgliedschaft. Es ist zu befürchten, dass Belgrad akkurat so reagiert, wie Moskau es getan hat. Stehen wir an der Schwelle zu einem neuen Kosovokrieg?

Wie auch immer: Serbien ist nicht Russland, und der Kosovo ist erwiesenermassen wehrhaft.

 

Update

Die NATO-geführten Streitkräfte sind bereit, im Norden des Kosovo zu intervenieren, wenn die Stabilität in der Region gefährdet ist.  Die NATO erklärte am Sonntag in einer Erklärung, dass die Spannungen in den nördlichen Gemeinden des Kosovo zunehmen und dass die Kosovo Force Pristina (KFOR) die Situation genau beobachtet. 

Die Spannungen nehmen angesichts einer neuen (kosovarischen) Regierungsverordnung wieder zu, die Menschen, die mit serbischen Ausweisen und Nummernschildern in den Kosovo einreisen, dazu zwingt, diese während ihres Aufenthalts im Kosovo durch ein vorläufiges kosovarisches Dokument zu ersetzen.

 

Update II

Die Aktion ist auf Ende September verschoben worden. 

Serbien steht Russland und in gewissem Maße auch China sehr nahe. Das Kosovo hingegen ist auf den Schutz der Vereinigten Staaten angewiesen. Ein Konflikt würde nach einem ähnlichen Muster ablaufen wie in der Ukraine.

Die Supermächte haben sich bereits zu Wort gemeldet. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zakharova, forderte "Pristina, die Vereinigten Staaten und die Europäische Union auf, die Provokationen einzustellen".

Heinrich von Loesch

 

 
Deutschland (und die EU als Ganzes) befinden sich in einem hybriden Krieg "Gas gegen Sanktionen".  Jedes Mal, wenn deutsche Ökonomen verkünden, dass das Gas für die kommenden Winter ausreichen wird, drosselt Russland die Lieferungen ein wenig mehr.
 
Deutschland soll bibbern, soll nachgeben, die Sanktionen abschalten, Nordstream2 öffnen (und sich bei Gazprom entschuldigen). 
 
Ein Kriegswinter. Wir Älteren wissen genug über solche Kriegswinter. Sie haben vor allem eine bemerkenswerte Eigenschaft:  Sie sind kälter als normale Winter. Warum, weiß ich nicht. Weiß das jemand?
 
Jedenfalls lässt mich die Logik der Kriegswinter für die kommenden Monate 2022/23 besondere Kälte erwarten. Erinnerungen werden wach, zum Beispiel an den Nachkriegswinter 1946/47, als in München minus 32 Grad herrschten. 
 
Meine älteren Brüder, aus der Gefangenschaft entlassen und pro forma studierend, verbrachten ihre Tage damit, im Wald  Stubben (Baumstümpfe) zu roden (was erlaubt war), um die Kochhexe der guten Frau Wolf in Lochham, bei der sie wohnten, zu heizen.
 
Ich selbst ging mit der Mutter in Stuttgart bei minus 27 Grad, um Steinkohle von einer Halde der Reichsbahn zu stehlen, damit unser Vater, der gehbehindert war, in unserer Flüchtlings-Wohnung ("Keller im 2. Stock") nicht erfror.
 
Was allerdings erfror, waren die Kartoffeln, deren Ration für den ganzen Winter, die uns der Krämer geliefert hatte, im Keller zu stinkendem Matsch zerfiel. Immerhin war der Händler so freundlich, uns als Ersatz eine große Militär-Dose amerikanischer Trockenkartoffeln zu geben: ein fragwürdiger Genuss, der uns aber über den Winter half.
 

Wird es also mit erwartbarer meteorologischer Gemeinheit ein besonders kalter Winter werden?  Wird Putin statt Gas extra viel Schnee und Eis schicken?

Die Logik der hybriden Kriegsführung verlangt es.

Heinrich von Loesch
 
Stiftung Hörtest
Deutsche Forscher beweisen: 119€-Hörhilfe übertrifft 4000€-Modelle
Deutsche Hörakustik-Forschung deckt auf:
Teure Hörgeräte bieten keinen Mehrwert.
Diese 119€-Technologie revolutioniert die Branche
Man staunt über die Kreativität chinesischer Händler. Ein Blick auf den Impressumsvermerk der Anzeige verrät, dass der Urheber ein Versandhandels-Unternehmen in Kowloon ist, das eine deutschsprachige Website (Orthoback) unterhält, die von einer Person in Matera, der Höhlenstadt in Apulien, betrieben wird.
Übrigens, wenn Sie selbst Importeur von chinesischen Hörgeräten werden möchten, finden Sie die Grundlagen dazu auf   hearing aids- update.
Viele Menschen tragen heute Brillen (sichtbar) und Kontaktlinsen (unsichtbar) und denken sich nicht viel dabei. Hörgeräte hingegen werden gern versteckt. Eine ganze Industrie lebt davon, dass Hörgeräte miniaturisiert werden. Niemand würde das Hörgerät als Schmuckstück zur Schau stellen. Ein Hörgerät mit Brillanten von Van Cleef & Arpels oder Tiffany? Das ist bestenfalls Zukunftsmusik. Hier ein Blick auf eine wachsende Industrie: 
Es gibt zwei Arten von Hörgeräten: analoge und digitale. Analoge Geräte bestehen aus einem Mikrofon, einem Verstärker und einem oder zwei Ohrhörern.

Ein digitales Gerät besteht aus einem Mikrofon, einem Analog/Digital-Wandler, einem Kontrollgerät. einem Digital/Analog-Wandler, einem Verstärker und einem Ohrhörer.

Das analoge Gerät ist dem digitalen in der Klangqualität prinzipiell überlegen. weil es einfacher ist (auch wenn die Hörgeräteindustrie gerne das Gegenteil behauptet). Hier eine Benutzererfahrung:

Der direkte Vergleich der beiden Hörgeräte hat mir gezeigt, dass ich in einfachen Hörsituationen, mit zwei Personen oder einfach nur beim Radiohören, mit dem analogen Gerät viel klarer höre.
Ich bin dann zum Akustiker gegangen und habe ihn gefragt, ob er die Kennlinie des digitalen Gerätes für mich so einstellen kann wie die des analogen Gerätes. Das war nicht möglich!!!! Die Steilheit der einzelnen Kanäle des digitalen Geräts ist so gering, dass eine Einstellung nicht möglich ist.
Oder der Blog eines Musikers (zitiert von Michael Fremer):  
"Ich habe jahrelang ein analoges Hörgerät gehabt und mein Banjo klang großartig. Vor kurzem ist es kaputt gegangen und ich versuche jetzt mein fünftes Exemplar von digitalen Hörgeräten. Sie alle verzerren den Klang meiner Musik und nichts, was der Audiologe tut, scheint zu helfen."

Grössere analoge Geräte verfügen über Bass- und Hochtonregler, deren Flankensteilheit nicht schlechter als die der digitalen Geräte ist.  Natürlich ist auch das analoge Gerät weit vom Ideal des geraden Drahtes mit Verstärkung entfernt. Erstes Problem: das Mikrofon.

Alle Hörgeräte - analog und digital - verwenden winzige Mikrofone mit meist stecknadelkopfgroßen Schallöffnungen. Dabei handelt es sich um Elektret-, Piezo-Elektret- oder MEMS*)-Mikrofone. Die Tatsache, dass diese winzigen Wandler überhaupt ein realitätsnahes Signal liefern können (und das zu einem niedrigen Preis), ist erstaunlich, spottet aber jedem High-Fidelity-Standard von höchstens 1 Prozent Klirr-Toleranz.

Beim Verstärker der analogen Geräte kann sich der Hersteller qualifizieren. Meistens wird aber gespart (an Geld und Platz): Von manchen Geräten wird nur bei maximaler Verstärkung ein akzeptabler Schalldruck geliefert.

Bei der Wiedergabe hat der Nutzer meist freie Hand. Er kann zwischen kabelgebundener und Bluetooth-Wiedergabe wählen. In Bezug auf die Klangqualität und den Stromverbrauch ist die kabelgebundene Wiedergabe der Bluetooth-Wiedergabe überlegen. Daher erleben kabelgebundene Kopfhörer derzeit eine Renaissance. Zunächst einmal kann der Nutzer durch den Kauf eines hochwertigen Kopfhörers die Hörqualität und Lautstärke im Vergleich zu Beipack-Kopfhörern deutlich verbessern.

Die meisten heute noch erhältlichen analogen Geräte sind jedoch integriert: Mikrofon, Verstärker und Hörer befinden sich in einem einzigen Bauteil: einem Ohrstöpsel oder in einem Hinterohrgerät mit schlauchgekoppeltem Ohrhörer. In diesem Fall muss man wahrscheinlich auf Spitzenqualität bei der Ohrkapsel verzichten und sich mit der Kunst des Verstärkerherstellers zufrieden geben.

So weit ist die Lage klar: Wenn Sie die beste Audioqualität suchen, sollten Sie zu analogen Geräten greifen. Das Problem: Es gibt keine qualifizierte Beratung. Die digitale Industrie hat analoge Geräte weitgehend vom Markt verdrängt. Die Masse der Akustiker verkauft nur noch digitale Geräte, an deren Lieferung, physischer und digitaler Anpassung sie verdienen.  Dass das Ergebnis für die Nutzer nicht immer zufriedenstellend ist, bestätigt ein deutscher HNO-Arzt, der sagt:

"Die meisten Hörgeräte liegen in der Schublade, weil die Patienten sie nicht mehr benutzen."

Warum gibt es Probleme mit digitalen Geräten? Zusätzlich zu den Problemen der analogen Geräte gibt es noch andere, die spezifisch sind:

Digitale Hörgeräte haben nicht unbegrenzt Strom zur Verfügung, um die A/D-Wandler zu betreiben. Hörgeräte müssen mit 1 bis 1,3 Volt betrieben werden und müssen den Stromverbrauch in Grenzen halten, um dem Träger des Geräts eine angemessene Batterielebensdauer zu ermöglichen. Da nur eine begrenzte Leistung zur Verfügung steht, ist auch der Betriebsbereich des A/D-Wandlers des Hörgeräts begrenzt.

Der Analog-Digital-Wandler des Eingangs arbeitet fast immer auf 16-Bit-Niveau, was bedeutet, dass er höhere Lautstärken nicht umsetzen kann und verzerrt

Moderne digitale Hörgeräte verfügen in der Regel über einen 16-Bit-A/D-Wandler, der im besten Fall einen Dynamikbereich von etwa 96 dB anstrebt (in der Regel liegt er jedoch etwas unter 96 dB, eher bei 85 dB)

Während ein "weniger als voller" Dynamikbereich für die meisten Sprachsignale ausreichend ist, kann Instrumentalmusik leicht 105 dB SPL überschreiten und somit ein Signal darstellen, das jenseits der oberen Grenzen des dynamischen Betriebsbereichs des A/D-Wandlers des Hörgeräts liegt. Instrumentalmusik, die sowohl eine insgesamt höhere Intensität als auch einen größeren Crest-Faktor aufweist, neigt dazu,  den Eingangsbereich des Hörgeräts zu übersteuern, da der verfügbare Dynamikbereich der vorhandenen A/D-Wandler begrenzt ist.

Daher ist der Umstieg auf 18bit-Wandlung fachlich zu empfehlen. Aber welcher Gerätehersteller verwendet denn 18bit-Wandlung?  Informationen sind schwer zu erhalten. Stattdessen ergehen sich die Hersteller in blumigen Beschreibungen der angeblichen Spitzenleistung ihrer Geräte. Die Möglichkeiten, das jeweilige Gerät am Computer durch den Akustiker einstellen zu lassen, mögen für den Laien beeindruckend sein, für den Techniker sind sie eher begrenzt und rechtfertigen nicht die hohen Preise der digitalen Geräte.

Ein weiteres Problem bei digitalen Geräten ist die Zeitverzögerung (Latenz). Da das Signal im Steuergerät digital verarbeitet wird, vergeht Zeit, und das Signal kommt im Vergleich zum Originalton mit einer kleinen Verzögerung im Kopfhörer an. Diese Verzögerung bedeutet, dass zwei identische Signale (Direktschall und Kopfhörerschall) zeitlich versetzt das Ohr erreichen. Wenn der Zeitunterschied sehr kurz ist, kann er wie ein zusätzlicher "Raum" klingen, der die Klangquelle umgibt. Ist der Unterschied größer, klingt der digitale Klang wie ein Echo oder ein Nachhall des ursprünglichen Klangs. 

"Jeder, der dies liest, kennt Kammfilter, Zeit- und Phasenkohärenz und die schädlichen Auswirkungen der Zeitverzögerung auf die Klangqualität. Kammfiltereffekte führen unter anderem zu einem hellen, blechernen Klang und im schlimmsten Fall zu räumlichen Verzerrungen und/oder einem "Gefühl" von Unbehagen",

sagt Michael Fremer, alterfahrener Technik-Redakteur von Stereophile in einer Hörgeräte-Kritik.

"Der Kammfiltereffekt ist besonders bei Nutzern mit leichtem bis mittlerem Hörverlust hörbar, die wiederum wahrscheinlich die offenen und belüfteten Anpassungen tragen, bei denen das Problem am stärksten auftritt. Der Effekt ist am stärksten ausgeprägt, wenn die beiden Schallbeiträge ungefähr die gleiche Amplitude haben, typischerweise zwischen 0,5 und 2 kHz, je nach Ohrstück, Gehörgang und Hörgeräteverstärkung....Dieser physikalische Effekt der Verzögerung war bisher ein unvermeidlicher Preis für die Vorteile der digitalen Signalverarbeitung."...."je mehr Funktionen zu einem Hörgerät hinzugefügt werden, desto größer kann die Gesamtgruppenverzögerung werden (Herbig und Chalupper, 2010). Zum Beispiel kann die Gruppenverzögerung mit einer größeren Anzahl von Kanälen, fortschrittlicheren digitalen Störgeräuschunterdrückungs- und Rückkopplungssystemen usw. zunehmen."" In Einzelfällen kann eine noch kürzere Verzögerung .... erforderlich sein, um eine optimale Klangqualität zu erreichen. In solchen Fällen empfehlen wir, einige der adaptiven Signalverarbeitungsfunktionen zu deaktivieren, die die Verzögerung des Hörgeräts erhöhen. Der Wechsel zu einem Gerät mit weniger Kanälen und damit weniger Filtern wäre ebenfalls eine sinnvolle Lösung."

Kommentar:

Digitale Hörgeräte bieten eine Mischung von Vor- und Nachteilen. Potenzielle Kunden sind sich fast immer der Probleme und Fallstricke der digitalen Technologie nicht bewusst, wenn sie ein Hörgerät kaufen.  Daher sind sie eine leichte Beute für den Akustiker von nebenan, der vielleicht selbst nicht mit dem sich entwickelnden Stand der digitalen Technik vertraut ist.  Auch die massive Werbung mit lächelnden Gesichtern älterer Menschen ist nicht hilfreich. Daher sind viele, wenn nicht sogar die meisten ersten Begegnungen mit der Digitaltechnik eher enttäuschend. Wie Joshua Alexander herausgefunden hat, liegen die Latenzzeiten bei den Spitzenmodellen der Topmarken zwischen einem Minimum von 2 Millisekunden und einem Maximum von 7-8 msec, über das sich die Ingenieure wegen der Konsequenzen nicht hinaus trauen.

Im Allgemeinen besteht Einigkeit darüber, dass Verzögerungen unter 10 ms wahrscheinlich akzeptabel sind, obwohl Stone et al darauf hinwiesen, dass nur Verzögerungen unter 5 oder 6 ms akzeptabel sein können, und Dillon et al zeigten eine Beziehung zwischen Verzögerung und Präferenzwerten auf. 

Bei Alexander handelt es sich jedoch um einige der besten und teuersten digitalen Hörgeräte. Wie verhalten sich all die anderen?

Wie sieht denn ein gutes analoges Gerät aus? Neben den In-Ohr und Hinter-Ohr-Geräten gibt es ein Heer von sogenannten Hörverstärkern, die ein Mikrofon (im Gehäuse oder im Hörerkabel) enthalten, und an die ein kabelgebundener Ohr- oder Kopfhörer angeschlossen wird.  Ein  Unternehmen (Axon) stellt mehrere Typen solcher Geräte her, die zu Preisen unter hundert Euro und in Größen von 5 bis 10 Zentimetern Länge angeboten werden. In Bezug auf die Klangqualität ähneln sich diese Geräte, da sie wahrscheinlich ähnliche Mini-Mikrofone verwenden.

Wenn man eine bessere Tonqualität wünscht, benötigt man einen Hörverstärker mit Mikrofoneingang, an den ein externes Mikrofon angeschlossen werden kann, da die mit dem Verstärker gelieferten Mikrofone zwar manchmal hohe Empfindlichkeit, aber nur eine begrenzte Tonqualität bieten. Für externe Mikrofone werden gerne abknickbare Modelle verwendet, die auf einen Gesprächspartner gerichtet werden können und so Umgebungs- und Hintergrundgeräusche vermindern.  Die externen Mikrofone sind in der Regel viel grösser als die winzigen Schallwandler in den Hörgeräten oder im Ohrhörerkabel.  Mit der Grösse wächst auch der nutzbare Frequenzbereich nach unten; der Klang wird voller, natürlicher. 

An Verstärkern mit Mikrofoneingang gibt es auf dem Markt nur etwa drei oder vier Modelle und einen Bausatz, zu unterschiedlichen (aber im Vergleich zu digitalen Geräten sehr moderaten) Preisen. Der Mikrofoneingang sollte dem 3,5-Millimeter-TRS-Standard entsprechen. Der bei Smartphones und Kameras beliebte TRRS-Standard ist fast immer nicht geeignet.

Diese Verstärker sind nicht miniaturisiert und dementsprechend klobig (ca. 10 cm Seitenlänge) und schwer. Aber sie bieten dem Nutzer einen Masstab, welche Klangqualität mit einem Hörgerät erreichbar ist.  Idealerweise sollte jeder Interessent einen solchen analogen Verstärker (inklusive Top-Kopfhörer und Qualitäts-Mikrofon für zusammen unter 400 Euro) kaufen (oder ausleihen?), um damit ein digitales Gerät zu testen, bevor er es kauft. Ob der Akustiker da mitspielen würde??

*) MEMS- oder Silikonmikrofone werden gerne auch als Digitalmikrofone bezeichnet. Ein integrierter A/D-Wandler liefert das Signal in PDM mode

--ed

 

Klinischer Vergleich eines digitalen und eines analogen Hörgeräts 

(Abstract)

"Die digitale Signalverarbeitung in Hörgeräten hat neue Perspektiven für die Kompensation von Hörminderungen eröffnet und kann dazu führen, dass die negativen Auswirkungen von Hörproblemen gemildert werden. Diese Studie vergleicht ein handelsübliches digitales signalverarbeitendes Hörgerät (HA) (Senso) mit einem modernen analogen HA mit programmierbarer Anpassung (Logo). Die getesteten Hörgeräte sind äußerlich identisch, und trotz der unterschiedlichen Funktionsweise stellte das Studiendesign die Verblindung der Testpersonen sicher. 

Ergebnisparameter waren: Verbesserung der Spracherkennungsleistung im Störgeräusch (deltaSRSN) mit den Hörsystemen, allgemeine Präferenz für die Hörsysteme, Gesamtzufriedenheit und verschiedene Messungen der Hörsystemleistung, die anhand eines Fragebogens zur Selbsteinschätzung bewertet wurden. Insgesamt wurden 28 erfahrene Hörgeräteträger mit Schallempfindungsschwerhörigkeit eingeschlossen, von denen 25 die Studie abschlossen.

Es wurden keine signifikanten Unterschiede in deltaSRSN zwischen den beiden Hörsystemen festgestellt. Elf Probanden gaben an, das digitale Hörsystem zu bevorzugen, 10 bevorzugten das analoge Hörsystem und 4 hatten keine Präferenz. Was die Gesamtzufriedenheit betrifft, so bewerteten 8 Probanden die digitale HA besser als die analoge, während 7 die analoge HA besser bewerteten und 10 die HAs gleich bewerteten. Die Akzeptanz von Verkehrslärm war der einzige Ergebnisparameter, bei dem sich ein signifikanter Unterschied zwischen den HAs zugunsten der digitalen HA ergab.

Daraus lässt sich schließen, dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen den von diesen erfahrenen HA-Nutzern getesteten digitalen und analogen Signalverarbeitungs-HAs gibt."

Kommentar:

Es kann davon ausgegangen werden, dass bei dieser Studie strenge technische Vergleichbarkeit gegeben war: gleiche Mikrofone, gleiche Kopfhörer, da es sich ja um unterschiedliche Produkte desselben Herstellers handelte. Was schwer wiegt, ist die Tatsache, dass dieser klinische Vergleich mit dem Prestige der US-Regierung veröffentlicht wurde. Damit steht diese Studie in Gegensatz zu anderen Untersuchungen mit unklarem Hintergrund, die den digitalen Geräten deutliche Vorteile gegenüber analogen bescheinigen.  Meist werden die analogen Geräte dabei aufs historische Abstellgleis geschoben.

Es ist klar: Hier kämpft eine Industrie um ihren Markt. Analoge Hörgeräte sind im Internet - ohne einen Akustiker zu bemühen - ab etwa 18 Euro zu haben. Sie sollten gar nicht Hörgeräte heißen, sondern nur Hörhilfen, um den weitgehend versicherungsfinanzierten Hörgerätemarkt zu schützen, der durch notwendige Facharztrezepte von der freien Wildbahn abgeschottet ist.

Die meisten Menschen, die eine Hörhilfe suchen, haben heutzutage nur noch die Wahl zwischen digitalen Technologien.

Dem Kunden, der das Hörgerät fast vollständig von der Versicherung erstattet bekommt, ist es im Grunde egal, wie viel der Spaß kostet.  Die Industrie verschafft ihm das Prestige, ein nahezu kostenloses Hightech-Gerät zu besitzen. Ob die Spitzentechnologie besser funktioniert als ein 18+-Euro-Gerät von AliExpress (oder Ebay) auf das man zwei Monate warten muss, wird sie oder er wahrscheinlich nicht testen wollen.  Beim Kauf von Billiggeräten sollte man sich jedoch an analoge Modelle halten, da digitale Geräte in der Regel hohe Latenzzeiten aufweisen.

 

Sichtbar oder unsichtbar?

Eine italienische Website erklärt dies:

""Unsichtbare" Hörgeräte sind solche, die so tief in den Gehörgang eingeführt werden, dass man sie kaum bemerkt, abgesehen von einem sehr kleinen durchsichtigen Griff von der Größe eines Stecknadelkopfes, mit dem man das Gerät herauszieht.

Diese Hörgeräte sind am beliebtesten bei Menschen mit Hörverlust, die nicht wollen, dass ihr Defizit auffällt, bieten aber weitaus weniger Funktionen als die technologisch fortschrittlicheren Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte.

"Unsichtbare" Hörgeräte verfügen über alle grundlegenden Funktionen, die ein klares Hören in jeder Situation ermöglichen, aber aufgrund ihrer sehr geringen Größe können sie nicht die Vorteile fortschrittlicher Funktionen nutzen, wie z. B. die drahtlose Verbindung mit verschiedenen Geräten, und sie sind nicht im wiederaufladbaren Modus erhältlich, sondern nur mit Einwegbatterien. Und je kleiner die Geräte sind, desto häufiger müssen die Batterien ausgetauscht werden."

 

Kommentar:

Das Auswechseln von Batterien ist lästig und ökologisch bedenklich. Aber auch die wiederaufladbaren Akkumulatoren größerer Geräte halten nicht ewig. In der Regel können sie 1000 Mal aufgeladen werden. Wenn sie über Nacht aufgeladen werden, halten sie also etwa drei Jahre. Danach ist das teure Gerät tot und kann entsorgt oder als Souvenir behalten werden. Bei einigen Marken kann der Akku ausgetauscht werden, aber das kann "ein paar hundert Dollar" kosten. 

 

Exkurs:  Tiefe Töne und billige Digitalgeräte

Aus Fernost kommen billige digitale Abspielgeräte (mit und ohne Bluetooth), die für ein paar Dutzend Dollar satte Hörerlebnisse versprechen. Solange die Musik per Kabel eingespeist wird, funktionieren sie fabelhaft. Sobald aber das akustische Signal über ein Mikrofon kommt, verdirbt die Latenz den Hörgenuss. Denn die Methode funktioniert nur, wenn der Schall des Abhörgeräts und der Originalton (Musik, Stimme) strikt getrennt sind.

Ein Fall, der eigentlich nur dann eintritt, wenn der über den Kopfhörer empfangene Schall völlig isoliert ist - d.h. wenn der Kopfhörer 100 Prozent des Umgebungsschalls blockiert.
In der Wirklichkeit verhält sich der Kopf- oder Ohrhörer meist halbtransparent, d. h. er lässt einen Teil des Umgebungsschalls durch - hauptsächlich die tiefen Töne. Der Kunde erhält also die hohen und mittleren Frequenzen vom Kopfhörer, aber die tiefen Frequenzen von der Umgebung. Diese akustische Mischung funktioniert natürlich nur, wenn die Latenzzeit gegen Null geht. Aber sie bietet drei enorme Vorteile
- Sie korrigiert den typischen Hörverlust von Schwerhörigen, die ihre Empfindlichkeit für mittlere und hohe Frequenzen verloren, aber ihre Empfindlichkeit für tiefe Frequenzen behalten haben. Durch die halbtransparente Anordnung werden die tiefen Töne aus der Umgebung und die hohen Töne aus dem Hörer bezogen.
- Da der Kunde keine Verstärkung der tiefen Frequenzen benötigt, muss der kleine Kopfhörer diese nicht wiedergeben (was ihm ohnehin schwerfiele). Vor allem aber wird das Hörgerät
entlastet, da der Tiefton aus dem Signal herausgefiltert werden kann.  Die tiefen Töne würden nur die schwache Elektronik überlasten und unnötig Strom verbrauchen .
- Wenn man dann ein Mikrofon mit einem Frequenzgang verwendet, der zu den hohen Frequenzen hin ansteigt - typisch für Elektretmikrofone -, erhält man einen natürlichen Klangmix bei minimalem elektronischem und finanziellem Aufwand

Das gilt für analoge Hörgeräte.

Wegen des lästigen Latenzproblems sind digitale Geräte in der Regel teuer. Da die USA vor kurzem angekündigt haben, die Rezeptpflicht abzuschaffen und den Verkauf von Hörgeräten über den Ladentisch zu erlauben, sind neue Anstrengungen zu erwarten, um die Kosten für digitale Geräte zu senken. So hat Sony bereits angekündigt, dass es in Zusammenarbeit mit einem dänischen Konzern ein kostengünstigeres Hörgerät auf den Markt bringen will.   

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--ed

 

Politologen, Politiker, Intellektuelle und sogar Journalisten. Einige von ihnen sind aus dem Westen. Die neue schwarze Liste von Putins "Propagandisten", die nach Angaben von Unherd vom Zentrum für die Bekämpfung von Desinformation erstellt wurde, das 2021 von Präsident Wolodymyr Zelensky gegründet wurde und von der ehemaligen Anwältin Polina Lysenko geleitet wird, betrifft international bekannte Persönlichkeiten wie den Analysten Edward Luttwak, den Politikwissenschaftler John Mearsheimer, der als Vater des politischen Realismus gilt, und auch den Journalisten Glenn Greenwald, den Gründer von The Intercept, der die Welt auf die Enthüllungen von Edward Snowden über den US-Geheimdienst National Security Agency aufmerksam gemacht hat.  (Il Fatto Quotidiano)

Ukrainische Regierung veröffentlicht schwarze Liste von "russischen Propagandisten."  Die Liste enthält eine Reihe prominenter westlicher Intellektueller

 

Die ukrainische Regierung hat eine schwarze Liste von Personen herausgegeben, die ihrer Meinung nach "russische Propaganda fördern" - darunter eine Reihe prominenter westlicher Intellektueller.

Das 2021 unter der Leitung von Wolodymyr Zelenski gegründete "Zentrum für die Bekämpfung von Desinformation", das von der ehemaligen Anwältin Polina Lysenko geleitet wird, ist dem Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine unterstellt. Sein erklärtes Ziel ist es, "Propaganda" und "destruktive Desinformation" aufzudecken und zu bekämpfen sowie die "Manipulation der öffentlichen Meinung" zu verhindern.

Am 14. Juli veröffentlichte das Zentrum auf seiner Website eine Liste von Politikern, Akademikern und Aktivisten, die "russische Propaganda fördern" - darunter mehrere hochrangige westliche Intellektuelle und Politiker. Der republikanische Senator Rand Paul, die ehemalige demokratische Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard, der militärische und geopolitische Analyst Edward N. Luttwak, der realistische Politikwissenschaftler John Mearsheimer und der heterodoxe Journalist Glenn Greenwald wurden auf die Liste gesetzt. Aus der Liste geht nicht hervor, welche Konsequenzen sich für die genannten Personen ergeben.

Die genauen Kriterien für die Aufnahme sind ebenfalls unklar, obwohl der Bericht neben jedem Namen die "pro-russischen" Meinungen auflistet, die die Person vertritt. Edward Luttwaks Verstoß bestand beispielsweise darin, dass er vorschlug, dass "in den Regionen Donezk und Luhansk Referenden abgehalten werden sollten"; Mearsheimers Verstoß besteht darin, dass er sagte, dass "die NATO seit 2014 in der Ukraine ist" und dass "die NATO Putin provoziert".

Die betroffenen Intellektuellen waren überrascht und besorgt, auf diese Weise auf eine schwarze Liste der Regierung gesetzt zu werden. UnHerd kontaktierte Luttwak (ein gelegentlicher Mitarbeiter), Mearsheimer und Greenwald für eine Stellungnahme. 

Edward Luttwak weist es entschieden zurück, als Putin-Akolyth abgestempelt zu werden. "Seit dem 24. Februar, dem ersten Tag des Krieges", sagte er gegenüber UnHerd, habe er "unermüdlich dafür plädiert, dass nicht nur die USA, Großbritannien, Norwegen und andere Länder Waffen in die Ukraine schicken sollten, sondern auch das zögerliche Trio Frankreich, Deutschland und Italien.

"Ich habe mich persönlich bei den Verteidigungsministern der NATO-Länder dafür eingesetzt, mehr Waffen als Teil der Kriegsanstrengungen zu schicken", fügte er hinzu.

"Was passiert ist, ist Folgendes. Ich habe gesagt, dass es eine Siegespartei gibt und dass die Siegespartei nicht realistisch ist... Ihre Vorstellung ist, dass Putin stürzen wird, wenn Russland klar besiegt werden kann. Aber das ist auch der Moment, in dem eine nukleare Eskalation möglich wird. Es ist ein Hirngespinst zu glauben, dass Russland vernichtend geschlagen werden kann. In Kiew hat man diese Haltung so interpretiert, dass ich für Russland bin".

Auch der amerikanische Politikwissenschaftler und Experte für internationale Beziehungen John Mearsheimer zeigte sich gegenüber UnHerd enttäuscht, auf diese Weise abgestempelt zu werden:

"Als ich ein kleiner Junge war, hat meine Mutter mir beigebracht, dass, wenn andere deine Argumente nicht mit Fakten und Logik schlagen können, sie dich verleumden. Genau das ist hier der Fall.

"Ich behaupte, dass aus den vorliegenden Beweisen klar hervorgeht, dass Russland in die Ukraine einmarschiert ist, weil die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Verbündeten entschlossen waren, die Ukraine zu einem westlichen Bollwerk an Russlands Grenze zu machen, was Moskau als existenzielle Bedrohung ansah. Ukrainer aller Couleur lehnen mein Argument ab und geben stattdessen Wladimir Putin die Schuld, der angeblich die Ukraine erobern und zu einem Teil eines größeren Russlands machen wollte.

"In der Öffentlichkeit gibt es jedoch keine Beweise für diese Behauptung, was sowohl für Kiew als auch für den Westen ein echtes Problem darstellt. Wie gehen sie also mit mir um? Die Antwort ist natürlich, mich als russischen Propagandisten abzustempeln, was ich aber nicht bin." 

Der heterodoxe Journalist Glenn Greenwald lehnte es ebenfalls ab, als russischer Propagandist bezeichnet zu werden, und erklärte gegenüber UnHerd, dies sei "die übliche McCarthysche Idiotie":

"Kriegsbefürworter im Westen und andere Funktionäre westlicher Sicherheitsbehörden haben jahrzehntelang die gleiche Taktik angewandt, um jeden zu dämonisieren, der die Außenpolitik der USA und der NATO in Frage stellt. Die wichtigste dieser Taktiken, die bis zum Beginn des Kalten Krieges zurückreichen, besteht darin, alle Dissidenten zu beschuldigen, "russische Propaganda" zu verbreiten oder auf andere Weise dem Kreml zu dienen. Das ist alles, was die Ukrainer hier von sich geben: die übliche McCarthy'sche Idiotie.

"Die Ukrainer haben das absolute Recht, jede Kriegspolitik zu verfolgen, die sie wollen. Aber wenn sie anfangen zu verlangen, dass mein Land und meine Regierung ihre Ressourcen dazu verwenden, ihre Kriegsanstrengungen zu finanzieren, dann habe ich, wie alle anderen Amerikaner auch, das absolute Recht, diese Politik in Frage zu stellen oder auf ihre Gefahren und Risiken hinzuweisen. Die Versuche der Ukraine, die Debatte in unserem Land zu unterbinden, indem sie Journalisten und Politiker, die die Politik der USA/NATO in Frage stellen, als russische Propagandisten verleumdet, sind mir völlig egal. Diese Taktik ist ebenso inkonsequent wie billig, geschmacklos und diskreditiert."

Die ukrainische Regierung ist von UnHerd um eine Stellungnahme gebeten worden.

 

 

 

Umvolkung ist ein Begriff aus der NS-Terminologie. In Deutschland wird der Begriff von rechtsextremen und rechtspopulistischen Gruppierungen in Kontinuität mit völkischen Denkmustern verwendet, um den Multikulturalismus und den zunehmenden Anteil von Nicht-Deutschen (Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund) an der Bevölkerung zu kritisieren (Wikipedia)

Umvolkung in Russland? Um diese Idee zu verstehen, muss man ein wenig zurückgehen. Es ist bekannt, dass die russische Führungselite nationalistisch denkt. Dass vor allem Präsident Wladimir Putin den Bevölkerungsrückgang in Russland als Problem ansieht, ist angesichts seiner bekannt langfristigen Denkweise nicht überraschend. Doch wie verträgt sich das daraus resultierende Bestreben, die Bevölkerungszahl hoch zu halten, mit der derzeitigen Kriegspolitik? Kriege führen per Definition immer zu einer Verringerung der beteiligten Bevölkerungen.

Nun, man kann davon ausgehen, dass Putin beim Einmarsch in die Ukraine einen Blitzkrieg ohne größere russische Verluste erwartet hat. Diese sind aber eingetreten. Warum beendet Putin den Krieg nicht jetzt, um weitere Verluste an (knappen) russischen Soldaten zu vermeiden?

Wenn wir uns die russische Strategie in der Ukraine ansehen, fallen mehrere Aspekte auf:

1. Die Freiwilligen, die durch die üppige Bezahlung (3500 Dollar/Monat) angelockt werden, kommen vor allem aus armen, unterentwickelten Regionen (Sibirien, Mongolei, Kaukasus), in denen es auch Jugendüberschuss und Arbeitslosigkeit gibt.
2. Die Besatzungsverwaltung transportiert kriegsgeschädigte oder gefangene Ukrainer unter Angabe falscher Motive und Zielorte nach Russland. Vor der Umsiedlung werden den Ukrainern alle Dokumente abgenommen und neue, falsche ausgestellt, die sie als Russen ausweisen.
3. In den besetzten Gebieten ist die Verwaltung bestrebt, alle Spuren der ukrainischen Vergangenheit auszulöschen und sie durch eine russische Darstellung zu ersetzen. Dazu gehören das Verbot der ukrainischen Sprache, die Auslöschung des ukrainischen schriftlichen und kulturellen Erbes und die gründliche Russifizierung des Alltagslebens.
4. All dies ist kein spontanes Ereignis, sondern die Verwirklichung einer langfristigen Planung, wie eine Untersuchung der Washington Post zeigte, die belegte, dass Russland seit 2014 den aktuellen Krieg systematisch vorbereitet hat, indem es mit erheblichem Aufwand verhinderte, dass die Ukraine Munition für ihre sowjetische Artillerie erwarb (für deren Herstellung es in der Ukraine keine Fabrik gibt). Regimewechsel und Korruption in Kiew halfen dem Kreml, das ukrainische Militär so schwach zu halten, dass es einem längeren Krieg nicht standhalten konnte. Dass sich die Ukraine dennoch effektiv wehrte, war nicht geplant.

Fügt man die einzelnen Fakten zusammen, ergibt sich folgendes Bild:

Die Tatsache, dass vor allem die nicht-europäischen, die "nicht-weißen" Regionen Russlands die Soldaten für den Krieg, das Kanonenfutter, liefern, hat zwei Effekte: Der europäische Teil des russischen Volkes wird verschont, während der "schwarze" (moskowitisch für kaukasisch) oder mongolische Teil des Volkes (dessen Zuwachs die "weißen" Rassisten der Putin-Clique fürchten) auf dem Schlachtfeld dezimiert wird. Ein schrecklicher, aber leider wohl realistischer Gedanke*).

Spiegelbildlich dazu wirkt Moskaus Plan für die Ukraine: Hunderttausende, vielleicht sogar Millionen von Ukrainern werden im Laufe des Krieges nach Russland zwangsweise umgesiedelt. Die Propaganda gibt sie als "Flüchtlinge" aus, die "gerettet" wurden.  Einzelne Deportierte, denen es gelungen ist, über Moskau und Polen in die Ukraine zurückzukehren, vermuten eine Strategie der Verwaltung, die Ukrainer in dünn besiedelten, unterentwickelten Gebieten Russlands "anzusiedeln", wo sie nicht nur die "weiße" Bevölkerung stärken, sondern auch als billige Arbeitskräfte der Wirtschaft dienen sollen.

Der Plan des Kremls für die Zukunft der Ukrainer könnte also wie folgt aussehen:

- Ukrainische Patrioten ("Nazis") ausrotten (töten, wegsperren).
- Junge Ukrainer nach Russland deportieren, indoktrinieren und für den Rest des Lebens an der Rückkehr hindern.
- Den Rest der Bevölkerung zwar im Lande lassen, aber so gründlich russifizieren, dass selbst die Erinnerung an eine einst existierende Ukraine mit eigener Sprache, Kunst und Kultur im Laufe der Generationen verblasst

Ist es unfair, der Putin-Clique solche Absichten zu unterstellen? Für sie gelten die rund vierzig Millionen Ukrainer nur als fehlorientierte Russen ("Kleinrussen"), die zu Mütterchen Russland ("Grossrussland") heimgeführt werden müssen und dann helfen werden, das Gewicht der geburtenstarken Asiaten und Moslems auszugleichen. Dass der Krieg bislang rund 4 Millionen Ukrainer ausser Landes (nicht nach Russland) getrieben hat und der verbliebene Rest weit überwiegend starke Abneigung gegen die ihnen zugedachte Umvolkung empfindet, ist freilich eine von Moskau nicht vorhergesehene Entwicklung.

Sollte es Kiew gelingen, Teile der jetzt russifizierten Gebiete zurück zu erobern, dann wäre mit "Revolkung" über Nacht zu rechnen. 

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Update

Per Dekret: Putin erleichtert Ukrainern die Einbürgerung nach Russland.  Russlands Präsident Wladimir Putin möchte offenbar viele Menschen aus der Ukraine zu Russen machen

 

*)   Pavel Luzin, ein russischer Militärexperte, erklärte im März gegenüber The Guardian, dass viele der Soldaten, die in diesem Krieg sterben, aus den ärmeren "ethnischen Minderheiten"-Republiken wie Burjatien, Kalmückien und Dagestan stammen.
Männer aus diesen Regionen sind vor allem in den unteren Rängen der russischen Armee zu finden, so Luzin.
Sowohl Dagestan als auch Burjatien haben die höchste Zahl offiziell gemeldeter Opfer in Russlands Krieg gegen die Ukraine zu beklagen, wie aus Daten hervorgeht, die von der russischen investigativen Nachrichtenagentur Important Stories zusammengestellt wurden.

 „Sie sind sein Kanonenfutter“: Jetzt lehnen sich russische Minderheiten gegen Putins Krieg auf. (Frankfurter Neue Presse) 

Ukraine-Krieg: Russische Soldaten kommen wohl vor allem aus Dagestan und Burjatien

Laut Recherchen der Organisation „Mediazona“, einst gegründet von Pussy-Riot-Aktivistinnen, stammen die wenigsten Kriegstoten aus diesen beiden Millionenstädten (Moskau, St. Petersburg), die gleichzeitig die administrativen Zentren des Landes sind. Der Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Geraschtschenko, zitiert gar ukrainische Quellen, wonach russische Behörden Familien verstorbener Soldaten aus Moskau dreimal so viel an „Entschädigung“ zahlen würden wie Familien gefallener Soldaten aus Burjatien. Angeblich, damit sie in Moskau keine Stimmung machen. Die autonome Republik Burjatien gehörte einst zum Mongolenreich.

 

Corriere della Sera berichtet:

Putin und der Preis für Frauen, die 10 Kinder zur Welt bringen: "Eine Million Rubel gegen den demografischen Rückgang
(Foto: hellblonde, europäische Frauen)
"Der russische Präsident lässt eine sowjetische Ehrung für "Heldenmütter" mit zehn oder mehr Kindern wieder aufleben, die umgerechnet 15.600 Euro erhalten sollen. Eine Maßnahme zur Verlangsamung des demografischen Zusammenbruchs, der seit dreißig Jahren andauert und durch den Krieg noch verschlimmert wurde.

Wladimir Putin kehrt in die Ära der UdSSR zurück. Der russische Präsident hat eine sowjetische Ehrung wieder aufleben lassen, die Mütter belohnt, die zehn oder mehr Kinder zur Welt bringen. Eine Möglichkeit, die Geburten in einer Zeit der demografischen Stagnation zu fördern.

Der Titel "Heldenmutter" wurde erstmals 1944 von Stalin eingeführt, um Familien zu ermutigen, das Land wieder zu bevölkern, in dem der Krieg rund dreißig Millionen Soldaten und Zivilisten das Leben gekostet hatte. In den folgenden 47 Jahren erhielten mehr als 400.000 Frauen diesen Titel, bis die Sowjetunion 1991 zusammenbrach.

Nun ist Putin bereit, besonders produktive Frauen erneut zu belohnen. Das neue Dekret gewährt jeder Mutter eine einmalige Zahlung von einer Million Rubel (15.600 Euro) nach dem ersten Geburtstag ihres zehnten Kindes (sofern die anderen neun noch leben). Die "Heldinnen" erhalten außerdem eine Medaille mit der Flagge und dem Wappen der Russischen Föderation. Im Jahr 2008 führte Russland einen neuen Titel ein, den Orden "Ruhm der Eltern", der an Familien mit sieben oder mehr Kindern verliehen wird. Dank des neuen Dekrets erhalten diese Familien 700.000 Rubel (10.900 EUR)."

 

Update

"Die Russische Föderation entführt weiterhin Kinder aus dem ukrainischen Hoheitsgebiet und arrangiert ihre illegale Adoption durch russische Staatsbürger", erklärte das ukrainische Außenministerium in einer Erklärung.

"Mehr als 1.000 Kinder aus Mariupol", einer von russischen Truppen besetzten südukrainischen Stadt, wurden illegal an Außenstehende in Tjumen, Irkutsk, Kemerowo und der Region Altai" in Sibirien gebracht", heißt es in der Erklärung.

Das Außenministerium erklärte, es habe seine Erkenntnisse auf Informationen der örtlichen Behörden in Krasnodar, einer südrussischen Stadt nahe der Ukraine, gestützt.

Mehr als 300 ukrainische Kinder werden in der Region Krasnodar in speziellen Einrichtungen festgehalten", heißt es in der Erklärung.

 

Update

Zelensky: Russland nutzt kriminelle Mobilisierung zur Ausrottung indigener Gruppen"

Die kriminelle Mobilisierung wird von Russland nicht nur dazu benutzt, das Leiden der Menschen in der Ukraine zu verlängern und die Welt weiter zu destabilisieren, sondern auch, um Menschen - Vertreter indigener Völker, die in den bisher vorübergehend von der Russischen Föderation kontrollierten Gebieten leben - physisch zu vernichten", sagte Präsident Wolodymyr Zelensky in seiner abendlichen Ansprache am 25. September.

Die russischen Streitkräfte haben vor kurzem mit der massenhaften Rekrutierung von Krimtataren auf der besetzten Krim begonnen. Mykhailo Podolyak, ein Berater des Präsidialamtes, sagte am 25. September, dies sei "nichts anderes als der Versuch Moskaus, das Gebiet von einer illoyalen Bevölkerung zu säubern. 

 

 

Update

Russland setzt "massive, erzwungene Deportationen" fort, sagt Think Tank
Nach Ansicht einer in den USA ansässigen Denkfabrik führt Russland weiterhin "massive Zwangsdeportationen" von Ukrainern durch, die "wahrscheinlich auf eine vorsätzliche ethnische Säuberungskampagne hinauslaufen".

In seiner jüngsten Bewertung des Konflikts stellt das Institute for the Study of War fest, dass russische Beamte "offen zugegeben haben, Kinder aus den besetzten Gebieten der Ukraine zur Adoption an russische Familien zu vermitteln".

Es fügt hinzu: "Die russischen Behörden könnten darüber hinaus eine breitere Kampagne der ethnischen Säuberung betreiben, indem sie ukrainisches Territorium durch Deportationen entvölkern und ukrainische Städte mit importierten russischen Bürgern neu besiedeln."