Seit dem 16. Jahrhundert ist die aus Südamerika stammende Kartoffel in Europa heimisch geworden. Sie war wegen ihres hohen Nährwerts und ihrer Ertragskraft der wichtigste „Treibstoff“ des enormen Bevölkerungswachstums Europas im 18. bis 20. Jahrhundert.
   Die Kartoffel als Volksernährer und -beglücker ist jedoch ein Segen nicht ohne Tücken. Drastisch erfuhren das die Iren als 1845 eine Kartoffelseuche Hungersnöte bewirkte und eine Massenauswanderung auslöste. Erst 2021 erreichte Irland wieder eine Bevölkerungsgrösse, die der vor 1851 entsprach.
   Nach fast drei Jahrhunderten des Kartoffelanbaus und -verzehrs in Europa ist der Umstand ein wenig aus dem Blickfeld geraten, dass die segensreiche Knolle im Prinzip giftig ist. Als Nachtschattengewächs enthält sie Glykoalkaloide, vor allem Solanin, die ihr zur Schädlingsabwehr dienen. Der verzehrende Mensch ist ein solcher Schädling.
   Die heutige Speisekartoffel enthält weit weniger Alkaloide als das peruanisch-bolivianische Urgewächs. Ist sie deswegen ungefährlich?
   Leider nicht. Sie ist nach wie vor giftig. Man kann zwei Aspekte des Gifts unterscheiden: die kurzfristige Vergiftung durch Verzehr von stark Glykoalkaloid-haltigen Kartoffeln oder Kartoffelprodukten, und die Langzeitwirkung einer niederschwelligen aber chronischen Vergiftung.
   Die kurzfristige Vergiftung zeigt sich durch unangenehme und gefährliche Symptome, doch sie ist auch wegen des bitteren Geschmacks solcher Kartoffeln relativ selten. Anders ist es jedoch, wenn grüne Kartoffeltriebe absichtlich verzehrt werden, um eine Vergiftung zu erreichen, wie sie früher zur Abtreibung erzeugt wurde.
   Das Risiko kurzfristiger Vergiftungen sollte nicht unterschätzt werden. Supermarktpersonal wird nicht geschult, auf den Zustand der zu verkaufenden Kartoffeln zu achten. Das Personal ist in der Regel verpflichtet zu verkaufen, was geliefert wird, ohne Ausnahme.
   Freundlicherweise signalisiert ja die Kartoffel, wann sie besonders gefährlich ist, indem sie Chlorophyll anreichert, also grün wird. Das Grün ist zwar harmlos, aber es entwickelt sich im Verein mit den Alkaloiden und ist daher ein gutes Warnsignal. Wenn in einem Netz Kartoffeln ein, zwei Exemplare mit grünen Stellen vorkommen, kann man annehmen, dass der Käufer oder die Käuferin die grünen Stellen herausschneiden und den guten Rest verwenden wird. Was aber, wenn ein Netz voll ist von grünen Knollen?
   Es ist verblüffend, zu beobachten, wenn Netze voll grüner Kartoffeln, die heute in einem Supermarkt angeboten werden,  morgen verschwunden sind.   Da man annehmen muss, dass sie wahrscheinlich nicht vom Personal beseitigt wurden, sind sie also von jemand gekauft und verzehrt worden.
   Ein ganzes Netz grüner Kartoffeln – das signalisiert eine nicht geringe Menge Gift, die den Verbrauchern nicht nur beim Verzehr schlechten Geschmack, sondern auch gesundheitliche Probleme bescheren dürfte. Werden sie eventuelle Beschwerden den Kartoffeln zuschreiben oder die Ursache irrtümlich bei anderen Nahrungsmitteln oder in unspezifischem Unwohlsein suchen?
Eine kürzlich durchgeführte Studie ergab, dass eine 450 Gramm schwere grüne Kartoffel ausreicht, um einen kleinen Erwachsenen krank zu machen. Anders gesagt: ein 2 Kilo-Netz könnte eine Familie von 4 kleinen Erwachsenen krank machen.
   Warum gibt es in manchen Supermarktfilialen häufig grüne Kartoffeln, in anderen nicht? Der Zufall mag eine Rolle spielen, vor allem muss man aber schlechte Lagerung der Knollen bei zu hoher Temperatur und ohne Schutz vor Licht vermuten. Theoretisch müssten Supermärkte gehalten sein, ihre Kartoffelauslagen mit beweglichem Lichtschutz zu versehen, der das üblicherweise starke Kunstlicht blockiert, solange kein Kunde zugreift -- ähnlich wie Deckel von Tiefkühltruhen bei Nichtgebrauch geschlossen werden.
    In Wirklichkeit müsste man schon froh sein, wenn die Kartoffelauslagen wenigstens ausserhalb der Öffnungszeiten der Märkte und nachts lichtgeschützt werden.
   Zusätzlich gibt es noch einen anderen Aspekt des Verzehrs von Kartoffeln, nämlich die langfristige Problematik. In Ländern wie USA, Russland, Polen, Deutschland, Frankreich und Grossbritannien, wo die Knollen als Grundnahrungsmittel dienen, verzehren Menschen Kartoffeln von der Kindheit an bis zum Grabe  -- jahrzehntelang.
   Ähnlich wie beim Brot muss Schadstofffreiheit wegen der enormen Mengen, die Menschen im Laufe ihres Lebens vertilgen, garantiert sein.
   Müsste garantiert sein, ist es aber im Fall der Kartoffel nicht.
   Während die Folgen einer akuten Vergiftung mit Glykoalkaloiden wie Solanin bestens bekannt sind, ist die langfristige Folge niederschwelliger Vergiftung weithin unbekannt, weil unerforscht.
   Wer hofft, dass Forschung allein dem Ideal der Wissensmehrung dient, muss im Falle der Kartoffel mit dem Einfluss massiver Wirtschaftsinteressen rechnen.  Beispielsweise ist das grosse Kartoffelforschungsprogramm der Cornell University bekannt dafür, dass es hauptsächlich für die Fastfood-Industrie arbeitet.  Das Internationale Kartoffelzentrum CIP in Lima, Peru, preist – wie so viele andere Akteure des Sektors –  die welternährende Rolle der Andenknollen und bleibt, was die schädlichen Nebenwirkungen anlangt, schmallippig..
   Sobald ein negativer Aspekt des Kartoffelverzehrs bekannt wird, finden sich auch Studien, die das Gegenteil beweisen.
   Will man die langfristige Wirkung von Glykoalkaloiden auf die menschliche Gesundheit erörtern, so wird gesagt, dass dank Züchtung der Gehalt der Knollen an diesen Schadstoffen im Laufe der Jahrzehnte verringert werden konnte. Das ist richtig. Aber gleichzeitig hat sich die Lebenserwartung zumindest in entwickelten Ländern massiv erhöht, so dass heutige Generationen von Kartoffelessern viel länger diesen Schadstoffen ausgesetzt sind als ihre Vorgänger.
   Kein Wunder, dass die Welt aufhorchte, als eine typische Alterskrankheit, die rheumatische Arthritis, als von Solanin betroffen genannt wurde.
Was sind Nachtschattengewächse? Diese Lebensmittel enthalten große Mengen an Alkaloiden, die die Gesundheit der Gelenke und die Muskelbewegung beeinträchtigen. Alkaloide sind chemische Substanzen, die wie natürliche Pestizide wirken und Entzündungen und Stress verursachen können. Eine Art von Alkaloid in Nachtschattengewächsen heißt Solanin, das die Fähigkeit hat, ein wichtiges Enzym in den Nervenzellen zu blockieren. Dies führt zu Gelenksteifigkeit und Gelenkschmerzen.
  Dass die Deutschen mit ihrem hohen Kartoffelverbrauch besonders unter Arthritis-Schmerzen leiden, überrascht nicht.  Dass Arthritisbeschwerden durch Solanin verstärkt werden können, ist nur ein Aspekt. Wichtiger ist wahrscheinlich die Auswirkung von Solanin auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED):
Eine Störung der Integrität der Epithelbarriere spielt eine wichtige Rolle bei der Auslösung und Verursachung von entzündlichen Darmerkrankungen (IBD). Glykoalkaloide (GA), Solanin (S) und Chaconin (C) sind von Natur aus in Kartoffeln enthalten, können cholesterinhaltige Membranen permeabilisieren und zu einer Störung der Integrität der Epithelbarriere führen. Durch das Frittieren von Kartoffeln werden die Glykoalkaloide konzentriert. Interessanterweise ist die Prävalenz von CED in den Ländern am höchsten, in denen der Konsum von frittierten Kartoffeln am höchsten ist.
... Die Störung der Integrität der Epithelbarriere durch GA könnte eine wichtige Rolle bei der Auslösung von entzündlichen Darmerkrankungen bei anfälligen Personen spielen. Um diese Hypothese zu testen, behandelten Patel et al. (2002) homozygote IL-10-Gen-defiziente Mäuse mit offener Enterokolitis 21 Tage lang mit einer 1:1-Mischung aus a-Chaconin:a-Solanin in einer Dosis von 3 mg/kg Körpergewicht pro Tag über das Trinkwasser. Diese Behandlung verschlimmerte die durch die pathohistologische Diagnose ermittelte Darmschädigung, während bei den Kontrolltieren keine Wirkung festgestellt werden konnte.
 Schwerwiegend sind auch mögliche Einflüsse von Solanin auf das zentrale Nervensystem des Menschen:
Αlpha-Solanin (α-Solanin) ist ein in der Kartoffel (Solanum tuberosum) vorkommendes Glykoalkaloid. Es ist wegen seiner Toxizität und seiner potenziellen teratogenen Wirkungen, zu denen Anomalien des zentralen Nervensystems wie Exenzephalie, Enzephalozele und Anophthalmus gehören, von besonderem Interesse.
   Neben dem Solanin sind auch andere Schadstoffe der Kartoffel von Bedeutung:
Teile der Kartoffel können das Glykoalkaloid Solanin sowie andere verwandte Glykoalkaloidverbindungen enthalten. Solanin wird nur in geringem Maße in den Blutkreislauf aufgenommen, wird im Darm zu einem weniger toxischen und kaum absorbierten Produkt hydrolysiert und schnell mit dem Stuhl und dem Urin ausgeschieden. Kartoffeln enthalten auch Oxalsäure, Arsen, Gerbstoffe und Nitrat.(1) Medizinische und toxikologische Studien haben sich hauptsächlich mit Solanin befasst, so dass wenig über die potenzielle Toxizität anderer Glykoalkaloide bekannt ist; dieser Mangel an Informationen hat zu einigen Zweifeln an der Toxizität von Solanin beigetragen.(2) Da der Glykoalkaloidgehalt von Kartoffeln variieren kann, werden bestehende und neu entwickelte Sorten auf ihren Alkaloidgehalt überwacht.
   Noch ist die Langzeitwirkung des Kartoffelverzehrs wenig erforscht. Mehr zu wissen wäre sinnvoll. Vor allem sind Anstrengungen zur öffentlichen Bewusstseinsbildung erforderlich. Zu lange schon hat man sich mit der Annahme "Unsere Kartoffeln sind gut!" ausgeruht.
   Vielleicht wäre es an der Zeit, angesichts der gestiegenen und weiter steigenden Lebenserwartung die Rolle der Kartoffel als Grundnahrungsmittel zu überdenken..
Heinrich von Loesch
Update
Gibt es im Falle Deutschlands einen deutlichen Zusammenhang zwischen  Kartoffelverzehr und Arthrosehaeufigkeit? 
Es ist nicht einfach, glaubwürdige Ländervergleiche über die Häufigkeit von Arthrose/Arthritis zu finden, da die Bewertungskriterien von Land zu Land unterschiedlich sind. Daher ist die wohl einzige zuverlässige Quelle die WHO.  Die im Anhang folgende WHO-Tabelle zeigt (wenig überraschend), dass Deutschland und Österreich die Liste der Osteoarthrose-Inzidenz in Europa anführen. 
Die danach folgenden Tabellen zeigen, dass Deutschland der größte Kartoffelerzeuger in der EU und der siebtgrößte Kartoffelverbraucher weltweit ist. In der Vergangenheit war, wie sich zeigt, der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland viel höher, also zur Jugendzeit der Alterskohorten, die heute so stark an Osteoarthrose leiden. 
 Wenn sich ein kausaler Zusammenhang zwischen Kartoffelkonsum und Arthrose beweisen liesse, müsste die Häufigkeit von Osteoarthrose bei den nach etwa 1980 geborenen Deutschen aufgrund ihres geringeren Kartoffelkonsums sinken. Ein positiver Ausgang, der sich durch bessere Aufklärung vielleicht beschleunigen liesse.

Google: prévalence de l'ostéoarthrite par pays

Priority Medicines for Europe and the World "A Public Health Approach to Innovation" Update on 2004 Background Paper Written by Saloni Tanna, Pharm.D. MPH Background Paper 6.12 Osteoarthritis

osteoong


osteobis


Per capita consumption of potatoes in Germany from 1950/51 to 2019/20*(in kilograms)
This statistic illustrates the per capita consumption of potatoes in Germany in selected years from 1950/51 to 2019/20. In 2019/20, per capita consumption of potatoes amounted to 57.4 kilograms.
pcgermany

Weitere Quellen:

  • Symptome, die häufig mit einer Reaktion auf Solanazeen verbunden sind:
    - Chronische Gelenkschmerzen
    - Muskelsteifheit und/oder Müdigkeit
    - Arthritis - Entzündung der Gelenke
    - Langsame Heilung
    - Schlaflosigkeit
    - Reizung des Magens und gastroösophagealer Reflux
    - Migräne

Zustände, die mit einer Reaktion auf Solanin in Zusammenhang stehen können:

- Schilddrüsenprobleme
- Osteoporose
- Arthrosklerose
- Permeabler Darm/Reizdarm-Syndrom
- Depression, Angstzustände, Konzentrationsprobleme
- Blinddarmentzündung

  • Solanin hat eine hemmende Wirkung
    gegenüber Cholinesterasen (Harries et al., 1962; McGchee et al.,
    2000). Es hilft bei der Aufspaltung von Acetylcholin in Acetyl und Cholin
    indem es die schnelle Produktion von Acetylcholinesterasen hemmt, wodurch es
    den Acetylcholinspiegel, einen Neurotransmitter aufrechterhält und
    letztlich Alzheimer behandelt..

  • Die Behandlung einer Solaninvergiftung besteht im Ausgleich von Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten; außerdem können Antikonvulsiva (Diazepam oder Paraldehyd) erforderlich sein. Nicht weniger wichtig ist die Vermeidung einer unangemessenen Behandlung (z. B. bei vermuteter bakterieller Enteritis oder akuter Blinddarmentzündung), d. h. eine rasche Diagnose anhand der Anamnese und der Symptome, die durch einen negativen Labortest auf eine Infektion gestützt wird. Die Diagnose kann dann durch die Untersuchung der verbleibenden Kartoffeln oder Kartoffelabfälle bestätigt werden. Möglicherweise ist eine unerkannte leichte Solaninvergiftung die Ursache vieler leichter "Gastroenteritis"-Episoden. Vielleicht führt eine stärkere Sensibilisierung für diese Möglichkeit zu weiteren Meldungen.

  • "Einige Experten sind der Meinung, dass diese Gemüse eine wirksame Nährstoffmischung enthalten, die dazu beiträgt, Arthritisschmerzen zu lindern.
    "Wenn Sie also bemerken, dass Ihre Arthritisschmerzen nach dem Verzehr von Nachtschattengewächsen aufflackern, sollten Sie diese für einige Wochen aus Ihrem Speiseplan streichen, um zu sehen, ob dies einen Unterschied macht.
    "Dann fügen Sie sie langsam wieder zu Ihrer Ernährung hinzu, um zu sehen, ob sich die Symptome verschlimmern oder gleich bleiben.

  • Die Ergebnisse der Analyse von 52 Heimtierfutterproben zeigen, dass beide Glykoalkaloide in allen Proben vorhanden sind und dass zwei Heimtierfuttermittel > 100 μg/g Gesamtglykoalkaloid enthalten.

  • The #1 Worst Food for Arthritis, Says Dietitian

    Draw down the nightshades.

    Some people with arthritis find that eating tomatoes, eggplant, potatoes, and peppers trigger arthritic swelling and stiffness. "Eating nightshade plants can irritate the joints; I see that quite a lot in my practice," says Turner.
    The inflammatory reaction may be due to a buildup of a bitter-tasting chemical found in nightshade plants called solanine, according to the Cleveland Clinic. However, giving up nightshades come with a downside: you'd miss out on some highly nutritious foods, the Cleveland Clinic notes.
  • Das schlimmste Lebensmittel Nr. 1 bei Arthritis, sagt Ernährungswissenschaftler
    Verringern Sie den Verzehr von Nachtschattengewächsem..

    Manche Menschen mit Arthritis finden, dass der Verzehr von Tomaten, Auberginen, Kartoffeln und Paprika arthritische Schwellungen und Steifheit auslöst. "Der Verzehr von Nachtschattengewächsen kann die Gelenke reizen; das erlebe ich in meiner Praxis recht häufig", sagt Turner.
    Nach Angaben der Cleveland Clinic kann die Entzündungsreaktion auf die Anreicherung einer bitter schmeckenden Chemikalie in Nachtschattengewächsen namens Solanin zurückzuführen sein. Der Verzicht auf Nachtschattengewächse hat jedoch einen Nachteil: Sie würden auf einige sehr nahrhafte Lebensmittel verzichten, stellt die Cleveland Clinic fest

     

   Endlich ist Afghanistan geeint und friedlich – ein seltener Moment in der Geschichte dieses Landes. Eine kleine Streitmacht von rund 80.000 Kämpfern überwiegend paschtunisch-sunnitischer Herkunft hat vollbracht, woran die Gotteskrieger bisher scheiterten: alle inneren und äusseren Feinde zu besiegen.

Ist Deutschland noch im Krieg?  Muss Deutschland Reparationen an die neue Regierung zahlen? Deutschlands (ehemaliger) Botschafter in Afghanistan,  Markus Potzel , verhandelt mit Taliban im neutralen Doha. Warum nicht in Kabul?  Weil er als Vertreter einer feindlichen Macht, die jahrelang gegen die Taliban Krieg geführt hat, verhaftet werden könnte.

Aus Sicht der neuen Taliban-Regierung hat Deutschland – zusammen mit den NATO-Partnern -- einen Angriffskrieg gegen die Taliban geführt und verloren. Als Verlierer schuldet Deutschland Reparationen für die Kriegstoten, zivilen Opfer und Schäden, die seine Besatzung im Norden des Landes angerichtet hat. Man denke an Milliarden, nicht Millionen.

Ist  Markus Potzel der richtige Mann für solche Gespräche?  Müsste nicht der Aussenminister selbst in Doha antreten? Es gilt, Frieden zu schliessen und wieder diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Deutschlands Interessen in Afghanistan sind derzeit schutzlos und könnten als Reparationen verstaatlicht werden.

   In Islamabad wird gefeiert, denn die vom pakistanischen Geheimdienst in zäher Arbeit aufgebaute Armee der Koran-Studenten hat im Nachbarland obsiegt und damit Pakistan einen Satelliten beschert, der im Dauerzwist mit dem Rivalen Indien willkommene Vorteile bietet: dank der Kriegserfahrung und der  modernen Ausrüstung, die Afghanistans einstiges Militär den Taliban kampflos überliess, bedeutet das neue Afghanistan eine enorme Verstärkung für Pakistans Streitkräfte.

   So ist nun in dem an Gottesstaaten bereits reichen Mittleren Osten eine weitere Theokratie auferstanden: es bestätigt sich, dass dies die für diese Weltgegend erfolgreichste Staatsform ist, weil sie dem Lebensgefühl der Mehrheit ihrer Einwohner entspricht.

   Während Pakistan den Erfolg seiner Proxies nebenan feiern kann, dürfte der schiitische Iran furchtsam und wenig begeistert sein. Kaum hatte man den sunnitischen Extremismus des Islamischen Staats in Irak und Syrien besiegt, da vereinnahmt eine andere sunnitische Islamistengruppe erneut ein ganzes Nachbarland und bedroht den Südosten Irans.  Die Provinz Belutschistan beherbergt eine aufsässige sunnitische Bevölkerung, die eng mit ihren paschtunischen Stammesbrüdern in Afghanistan und Pakistan verflochten ist und vom Erfolg der Taliban profitieren könnte.

   Die verzweifelte Flucht vor den Taliban wird die bereits existierende afghanische Diaspora in zahlreichen Ländern stärken . In den USA wird sich wiederholen, was bereits nach den libanesischen, vietnamesischen und somalischen Kriegen geschah: Amerikas Speisezettel wird sich um zahlreiche afghanische Restaurants erweitern. Vielleicht wird es sogar afghanische Dörfer und shopping centers geben, wo man afghanischen Stil, Kultur und Karaoke geniessen kann.

   Afghanistans Geschichte lehrt, dass der gegenwärtige Zustand von Einheit und Frieden nicht dauern kann.  Sobald sich die Stämme von der Verblüffung über den Kollaps des Westens und der Regierung erholt haben, werden sie überlegen, ob sie auf Dauer von den Taliban beherrscht werden wollen.  Es wird sich zeigen, ob es den Taliban diesmal gelingen wird, die Macht zu behalten. 

Ihsan al-Tawil

 Update

 

   Afghanistan kehrt zusehends zur Normalität zurück. Die Stämme erheben Anspruch auf die Macht, Widerstandsgruppen formieren sich, und terroristische Gruppen bombardieren. Die Taliban kämpfen sichtlich darum, die Kontrolle zu behalten und ein Abgleiten in den üblichen Bürgerkrieg zu verhindern. Nachbar Indien betrachtet die Entwicklung mit Belustigung.

   Für den Westen ist es erschreckend offensichtlich, wie stark jetzt die nationalen und die internationalen radikal-islamischen Terrororganisationen in Afghanistan präsent sind und - schlimmer noch - wie untrennbar sie mit den Taliban verwoben sind: IS, al-Qaeda, das Haqqani-Netzwerk, usw.

   Zusammen mit den Taliban sind die Terroristen jetzt obenauf. Im Prinzip wissen die Geheimdienste zwar, wo sich al-Qaeda-Chef Aiman al-Zawahiri & Co. verstecken, aber Präsident Joe Biden hat aus Angst vor zivilen Opfern und der Rache der Taliban bislang nicht den Mut, mit seinen Drohnen in großem Stil zu bombardieren. Aber das kann sich ändern.

   So erweist sich der ganze Afghanistan-Krieg im Nachhinein als nutzlos. Er begann, weil Mullah Omar, der Gründer der Taliban, der Al-Qaeda und Osama bin-Laden Gastfreundschaft gewährte. Jetzt, nach zwei Jahrzehnten Krieg, sind die Terroristen und ihre jüngeren Ableger immer noch da und besser integriert als zuvor.

   Nun hofft der Westen, dass es ihm gelingen wird, die Taliban und ihre terroristischen Brüder wirtschaftlich auszuhungern.

   Das ist ein naiver Traum: Die Koranstudenten haben längst gelernt, sich durch Steuereinnahmen in den von ihnen kontrollierten Gebieten und durch die weltweit größte Drogenproduktion zu finanzieren, mit der sie über die Nachbarländer den Weltmarkt beliefern. Dass diese Einnahmen nicht ausreichen, um den öffentlichen Dienst zu finanzieren und die Bevölkerung zu ernähren - tant pis - dann regiert man eben mit dem Maschinengewehr und dem Schwert und hungert. Ein oder zwei Millionen Hungertote würden die Taliban vermutlich ebenso wenig erschüttern wie zum Beispiel das Regime in Nordkorea. Hauptsache ist, dass Scharia und mittelalterliche Frömmigkeit auf Erden herrschen.

   Der Westen regt sich derzeit über das Verbot für Frauen auf, außerhalb des Hauses zu studieren und zu arbeiten. Die Taliban kennen dank des enormen Bevölkerungswachstums der letzten Jahrzehnte ein ganz anderes Problem, nämlich Millionen junger Männer, meist Analphabeten, von denen viele nichts anderes gelernt haben als zu kämpfen, für die man irgendeine Arbeit, eine Rolle in der Wirtschaft finden muss, damit sie nicht anfangen zu marodieren oder in die Kriminalität abrutschen. Jede Frau, die nicht mehr arbeiten darf, kann einen Arbeitsplatz für einen Mann frei machen. Zum Beispiel in Krankenhäusern. 

   Ausbildung? Wozu? Alles Wissen der Welt steht im Koran und in den Hadithen; eine Koranschule reicht fürs ganze Leben. .

 

Alabama doctor on treating unvaccinated, dying COVID patients

Cobia
 
Dr. Brytney Cobia is a hospitalist at Grandview Medical Center in Birmingham.

   Dr. Brytney Cobia said Monday that all but one of her COVID patients in Alabama did not receive the vaccine. The vaccinated patient, she said, just needed a little oxygen and is expected to fully recover. Some of the others are dying.

   “I’m admitting young healthy people to the hospital with very serious COVID infections,” wrote Cobia, a hospitalist at Grandview Medical Center in Birmingham, in an emotional Facebook post Sunday. “One of the last things they do before they’re intubated is beg me for the vaccine. I hold their hand and tell them that I’m sorry, but it’s too late.”  

   Three COVID-19 vaccines have been widely available in Alabama for months now, yet the state is last in the nation in vaccination rate, with only 33.7 percent of the population fully vaccinated. COVID-19 case numbers and hospitalizations are surging yet again due to the more contagious Delta variant of the virus and Alabama’s low vaccination rate.

    “I hug their family members and I tell them the best way to honor their loved one is to go get vaccinated and encourage everyone they know to do the same.”  

   “They cry. And they tell me they didn’t know. They thought it was a hoax. They thought it was political. They thought because they had a certain blood type or a certain skin color they wouldn’t get as sick. They thought it was ‘just the flu’. But they were wrong. And they wish they could go back.         

   But they can’t. So they thank me and they go get the vaccine. 

Dennis Pillion | This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

 

Ärztin in Alabama über die Behandlung ungeimpfter, sterbender COVID-Patienten

 Cobia
Dr. Brytney Cobia ist Krankenhausärztin am Grandview Medical Center in Birmingham.

   Dr. Brytney Cobia sagte am Montag, dass alle bis auf einen ihrer COVID-Patienten in Alabama den Impfstoff nicht erhalten haben. Der geimpfte Patient, sagte sie, brauchte nur ein wenig Sauerstoff und wird sich voraussichtlich vollständig erholen. Einige der anderen liegen im Sterben. 

   "Ich nehme junge, gesunde Menschen mit sehr schweren COVID-Infektionen ins Krankenhaus auf", schrieb Cobia, Krankenhausärztin am Grandview Medical Center in Birmingham, in einem emotionalen Facebook-Post am Sonntag. "Eines der letzten Dinge, die sie tun, bevor sie intubiert werden, ist mich um den Impfstoff zu bitten. Ich halte ihre Hand und sage ihnen, dass es mir leid tut, aber es sei zu spät."  

   Drei COVID-19-Impfstoffe sind in Alabama seit Monaten erhältlich, dennoch ist der Staat das Schlusslicht der Nation, was die Durchimpfungsrate angeht: Nur 33,7 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Die Zahl der COVID-19-Fälle und Krankenhausaufenthalte steigt aufgrund der ansteckenden Delta-Variante des Virus und der niedrigen Impfrate in Alabama erneut an.

    "Ich umarme ihre Familienmitglieder und sage ihnen, dass die beste Art, ihren geliebten Menschen zu ehren, darin bestehw, sich impfen zu lassen und jeden, den sie kennen, zu ermutigen, dasselbe zu tun."  

   "Sie weinen. Und sie sagen mir, dass sie es nicht wussten. Sie dachten, es sei ein Scherz. Sie dachten, es sei politisch. Sie dachten, weil sie eine bestimmte Blutgruppe oder eine bestimmte Hautfarbe haben, würden sie nicht so krank werden. Sie dachten, es sei "nur die Grippe". Aber sie haben sich geirrt. Und sie wünschten, sie könnten zurückkehren. 

   Aber das können sie nicht. Also danken sie mir und holen sich den Impfstoff. 

 Dennis Pillion | This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

 

Thousands of videos of Uyghurs denying abuses against their community are showing up on Twitter and YouTube. They’re part of an elaborate influence campaign by Chinese officials to counter reports of human rights violations in Xinjiang.

 

  • Recently, the owner of a small store in western China came across some remarks by Mike Pompeo, the former U.S. secretary of state. What he heard made him angry.

 

  • A Uyghur store owner criticizes the U.S. State Department’s declaration of genocide in Xinjiang. He says his experience in an “education and training center” removed his “religious extremist thoughts.” 

 

  • A worker in a textile company had the same reaction. So did a retiree in her 80s. And a taxi driver.

 

   Pompeo had routinely accused China of committing human rights abuses in the Xinjiang region, and these four people made videos to express their outrage. They did so in oddly similar ways.

 

“Pompeo said that we Uyghurs are locked up and have no freedom,” the store owner said.

“There’s nothing like that at all in our Xinjiang,” said the taxi driver.

“We are very free,” the retiree said.

“We are very free now,” the store owner said.

“We are very, very free here,” the taxi driver said.

“Our lives are very happy and very free now,” the textile company worker said.

 

   ProPublica and The New York Times analyzed propaganda videos featuring Uyghurs and other predominantly Muslim ethnic minorities from across Xinjiang.

   These and thousands of other videos are meant to look like unfiltered glimpses of life in Xinjiang, the western Chinese region where the Communist Party has carried out repressive policies against Uyghurs and other predominantly Muslim ethnic minorities. Most of the clips carry no logos or other signs that they are official propaganda.

   But taken together, the videos begin to reveal clues of broader coordination — such as the English subtitles in clips posted to YouTube and other Western platforms.

   A monthslong analysis of more than 3,000 of the videos by ProPublica and The New York Times found evidence of an influence campaign orchestrated by the Chinese government.

   The operation has produced and spread thousands of videos in which Chinese citizens deny abuses against their own communities and scold foreign officials and multinational corporations who dare question the Chinese government’s human rights record in Xinjiang.

   It all amounts to one of China’s most elaborate efforts to shape global opinion.

   Beijing is trying to use savvier and more forceful methods to broadcast its political messages to a worldwide audience. And Western internet platforms like Twitter and YouTube are playing a key part.

   Many of these videos of people in Xinjiang first appeared on a regional Communist Party news app. Then they showed up on YouTube and other global sites, with English subtitles added. (The excerpts of dialogue in this article are translated from the original spoken Chinese or Uyghur by ProPublica and The Times. They are not taken from the English subtitles in the original videos.)

   On Twitter, a network of connected accounts shared the videos in ways that seemed designed to avoid the platform’s systems for detecting influence campaigns.

   China’s increasingly social-media-fluent diplomats and state-run news outlets have since spread the testimonials to audiences of millions worldwide.

   Western platforms like Twitter and YouTube are banned in China out of fear they might be used to spread political messaging — which is exactly how Chinese officials are using these platforms in the rest of the world.

   They are, in essence, high-speed propaganda pipelines for Beijing. In just a few days, videos establishing the Communist Party’s version of reality can be shot, edited and amplified across the global internet.

How the Videos Work

   The dialogue in hundreds of the Xinjiang videos contains strikingly similar, and often identical, phrases and structures.

   Most videos are in Chinese or Uyghur and follow the same basic script. The subject introduces themselves, then explains how their own happy, prosperous life means there couldn’t possibly be repressive policies in Xinjiang.

   Many people in the videos use the expression tusheng-tuzhang (土生土长), meaning “born and raised.” They claim that, as native Xinjiangers, they know best how their community is treated.

   A four-character Chinese phrase meaning “born and raised” appears in more than 280 of the more than 2,000 videos attacking Pompeo that ProPublica and the Times found on YouTube and Twitter.

   The people in more than 1,000 of the videos say they have recently come across Pompeo’s remarks, most of them “on the internet” or on specific platforms such as Douyin, the Chinese version of TikTok.

   Many of those who appear in the videos claim to have recently seen former U.S. secretary of state Mike Pompeo’s declaration of genocide in Xinjiang.

   An expression meaning “complete nonsense” and close variations of it appear in more than 600 of the videos.

   People in the videos frequently use the expression hushuo-badao (胡说八道), meaning “complete nonsense” or “hogwash,” to dismiss Pompeo’s accusations.

   Establishing that government officials had a hand in making these testimonials is sometimes just a matter of asking.

   In one clip, the owner of a used car dealership in Xinjiang says: “Pompeo, shut your mouth.

   A video featuring a man who later acknowledged that his video was made by local propaganda officials.

   When reached by phone, the man said local propaganda authorities had produced the clip. When asked for details, he gave the number of an official he called Mr. He, saying, “Why don’t you ask the head of the propaganda department?”

   Multiple calls to Mr. He’s number were not answered. Seven other people in the videos whose contact information could be found either declined to be interviewed or couldn’t be reached. (The name of the car dealership’s owner is being withheld to protect him from retribution by Chinese officials.)

   In another sign of government coordination, language in the videos echoes written denunciations of Pompeo that Chinese state agencies issued around the same time.

   Beginning in late January, government workers across Xinjiang held meetings to “speak out and show the sword” against “Pompeo’s anti-China lies,” according to statements on official websites.

   The clips’ effectiveness as propaganda comes in part because they will probably be most people’s only glimpse into Xinjiang, a remote desert region closer to Kabul than to Beijing.

   The Chinese authorities have thwarted efforts by journalists and others to gain unfettered access to the indoctrination camps where hundreds of thousands of Muslims have been sent for reeducation.

   On government-led tours of the region, foreign diplomats and reporters have been allowed to speak with locals only under Chinese officials’ watchful eyes, often in settings that seem staged and scripted.

   For Western platforms hosting the Xinjiang testimonials, the fact that they are not immediately obvious as state propaganda poses a challenge.

   To promote transparency, sites like YouTube and Twitter label accounts and posts that are associated with governments. The Xinjiang videos, however, carry no such tags.

   YouTube said the clips did not violate its community guidelines. Twitter declined to comment on the videos, adding that it routinely releases data on campaigns that it can “reliably attribute to state-linked activity.”

How the Videos Spread

   The video campaign started this year after the State Department declared on Jan. 19, the final full day of the Trump presidency, that China was committing genocide in Xinjiang. (Story continues; see here)

Jeff Kao, ProPublica, and Raymond ZhongPaul Mozur and Aaron KrolikThe New York Times

(This story was originally published by ProPublica)