Deutsche Industrie – ein Auslaufmodell
Der Beginn der deutschen Industrie wird meist mit dem Jahr 1835 und dem Bau der ersten Eisenbahn verbunden, die als Katalysator für die beginnende Industrialisierung wirkte,
Seit fast zwei Jahrhunderten gilt Deutschland als eine der führenden Industrienationen. Bald wird dies nicht mehr der Fall sein, da die Deindustrialisierung Deutschlands in vollem Gange ist.
Im Jahr 1850 gab es in Deutschland (im damaligen Gebiet) schätzungsweise rund 2,772 Millionen Beschäftigte im Bereich Industrie und Handwerk
- 1895:Rund 7,5 Millionen Beschäftigte waren in Industrie und Handwerk tätig.
- 1900:Diese Zahl stieg auf etwa 8,95 Millionen an.
- 1905:Die Zahl erhöhte sich auf rund 9,57 Millionen.
- 1910:Es gab etwa 10,18 Millionen Beschäftigte in der Industrie und im Handwerk bei einer Bevölkerung von 65 Millionen (15.4%)
1959 waren mit rund 11,3 Millionen die meisten der insgesamt gut 25 Millionen Beschäftigten im Sektor "Industrie und Handwerk" aktiv.
Laut der Deutschland.de-Webseite gab es 2020 nur noch rund 8 Millionen Menschen im verarbeitenden Gewerbe.
Die deutsche Industrie, genauer gesagt das Verarbeitende Gewerbe, zählt aktuell rund 5,4 Millionen Beschäftigte (Stand August 2025).Die Beschäftigtenzahl sinkt seit 17 Monaten in Folge bei einer Bevölkerung Deutschlands 2025 von 83,5 Millionen (6.4 %).
Der Anteil der Deutschen, die in der Industrie und im verarbeitenden Gewerbe arbeiten, ist somit von 15,4 % im Jahr 1910 auf heute 6,4 % gesunken. Obwohl dieser Trend in vielen Industrieländern zu beobachten ist, kann Deutschland in den letzten Jahren als Sonderfall betrachtet werden.
Beispiel China: Rund 29,9% der chinesischen Beschäftigten arbeiten in der Industrie.
Von 2013 bis heute sind unverändert rund 30 Prozent der Arbeitenden in der Industrie tätig.
Beispiel Japan
In Japan sind etwa 24,2 % der Erwerbstätigen in der Industrie beschäftigt, wobei allein auf das verarbeitende Gewerbe im Jahr 2023 etwa 15 % der Gesamtbeschäftigung entfallen. Der Anteil der Beschäftigung in der Industrie an der Gesamtbeschäftigung in Japan: 33,2 %
im Jahr 1991 25,6 %,
im Jahr 2017 ein Allzeithoch von 34,8 %,
im Jahr 1992 ein Rekordtief von 25,2 %
Da Japan führend in der Robotisierung von Fabriken ist und China aufgrund seiner eigenen schrumpfenden Bevölkerung dem Beispiel Japans folgt, muss man sich fragen, ob ein Land wie Deutschland mit seiner geringen Zahl an Arbeitskräften in Industrie und Fertigung und seiner begrenzten Robotisierung überhaupt noch als Industrienation betrachtet werden kann.
In Deutschland gehen Investitionen und Exporte zurück. Besonders in der Industrie ist die Zurückhaltung groß: Nur 22 Prozent der Betriebe planen mehr Investitionen, während fast 40 Prozent sie zurückfahren. "Statt in Innovation und Wachstum zu investieren, konzentrieren sich viele Unternehmen lediglich auf Ersatzinvestitionen – ein klares Alarmsignal für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts", mahnt DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov . "Wenn sich dieser Trend fortsetzt, droht Deutschland eine weitere Deindustrialisierung." "Nach 2023 und 2024 steuern wir mit 2025 auf das dritte Rezessionsjahr in Folge zu – die längste Schwächephase in der deutschen Nachkriegsgeschichte"
DIHK Konjunkturumfrage 2025"Gesunkene Wettbewerbsfähigkeit und zunehmender Protektionismus bedrohen die exportorientierte deutsche Industrie, die bisher immer ein Motor des Wirtschaftswachstums war", sagt DIHK-Außenwirtschaftschef und Chefanalyst Volker Treier."
Besonders düster bleibt die Lage der Industrie. Wie in der Vorumfrage bewerten dort nur 19 Prozent der Betriebe ihre aktuelle Geschäftssituation als gut, während ein Drittel sie als schlecht einschätzt.
"Der Trend zeigt mittlerweile seit sieben Jahren nach unten. Das haben wir so noch nie erlebt. Die Wirtschaft ist in einem Teufelskreis aus überbordender Bürokratie, schlechten Rahmenbedingungen, schwacher Nachfrage und hohen Kosten gefangen."
Besonders in der Industrie sind die Beschäftigungspläne schwach: Dort streicht fast jedes dritte Unternehmen Personal, nur 11 Prozent beabsichtigen, einzustellen. "Damit zeigt sich der drohende Beschäftigungsabbau im Verarbeitenden Bereich unter allen Wirtschaftszweigen am deutlichsten", so Treier. "Die Zeiten, in denen wenigstens der Arbeitsmarkt noch stabil war, sind vorbei."
Laut Helena Melnikov unterstreichen die aktuellen Konjunkturdaten den enormen Reformdruck: "So wie bisher kann es nicht weitergehen. Die Politik muss den Unternehmen endlich das Signal geben, dass ihre Sorgen ernst genommen und die drängenden Probleme entschlossen angepackt werden."
Dazu gehörten weniger Bürokratie, bezahlbare Energie, eine funktionierende Infrastruktur und eine wettbewerbsfähige Steuerlast.
Burkhart Fürst