Deutschlands kleiner Bürgerkrieg
Die Deutschen sehen sich gerne als umweltbewusste Bürger der Erde. Natürlich ist die Umwelt in einem so dicht besiedelten Land ständig in Gefahr, beschädigt und missachtet zu werden. Klar ist auch, dass das Streben nach einer dynamischen Wirtschaft, einem anspruchsvollen Lebensstil und einer genussvollen Ernährung tausendfach an ökologische Grenzen stößt.
Kein Wunder, dass viele Deutsche ihre Umwelt in Gefahr sehen und von einer Wirtschaft, einem Lebensstil und einer Ernährung träumen, die das bisschen Umwelt, das dem deutschen Durchschnittsbürger rechnerisch zusteht, nicht schädigen.
Leider geht die Rechnung nicht auf, denn viele Bürger beanspruchen mehr Umwelt als ihnen zusteht, auf Kosten anderer, die deshalb auf Umweltrechte verzichten müssten. Tun sie das nicht, wird die Umwelt geschädigt und der Schaden an künftige Generationen von Deutschen und anderen Bewohnern der Erde weitergegeben.
So weit, so deutsch.
Es ist ganz klar, dass sich Deutschland in einem Bürgerkrieg befindet. Auf der einen Seite die Umweltschädiger, auf der anderen die Umweltverteidiger.
Konkret: der Konflikt zwischen der Deutschen Umwelthilfe e.V. und Vertretern von AfD, CSU, CDU und der Wirtschaft. Das ist keine hehre Diskussion, sondern da wird geholzt.
„Der Deutschen Umwelthilfe endlich das Handwerk legen!“; „Deutscher Umwelthilfe endlich den Geldhahn zudrehen!“; „Statt ‚Dieselstinker raus aus den Städten‘: Deutsche Umwelthilfe raus aus der Politik!“; „Klima-Extremisten stoppen!“; „Stellt endlich die Förderung der Auto-Hasser ein!“
In den einschlägigen Internet-Foren finden sich Aussagen wie: „wo ist ein Sniper, wenn man mal einen braucht“; „eine Bleivergiftung täte ihm gut, nur wer könnte ihm das Blei verabreichen“; „der wird irgendwann aus dem Land gejagt“; „weg muss der … so geht das nicht mehr weiter“; „wann wird dieser Drecksack endlich gestoppt und für immer aus dem Verkehr gezogen“; „die Gemeinnützigkeit entzogen und der Spuk ist vorbei“.
Natürlich kann die Umwelthilfe ihre deutsche Herkunft nicht verleugnen. Ihre Argumente sind dogmatisch und engstirnig. Als aktive NGO nutzt sie die Angriffe der Umweltfeinde sofort, um zu Spenden aufzurufen:
Bitte helfen Sie uns! Gegen neue massive Bedrohungen im Internet, durch die AfD – und aktuell Drohungen der CDU/CSU Spitzenkandidaten Söder und Merz…
Wir brauchen Ihre Hilfe gerade jetzt, weil die Attacken nicht allein auf unsere Klagerechte zielen. Das zweite Ziel ist, uns finanziell an die Wand zu drücken. Das wird bereits jetzt tagtäglich sichtbar: In Bundesländern, in denen umweltfeindliche Landtage oder Regierungen entstehen, werden wertvolle Projekte für den Umwelt- und Klimaschutz gekürzt und gestrichen. Fördertöpfe wie die Internationale Klimaschutzinitiative werden kleingespart, und auch bei uns ist die Zukunft wichtiger Projekte in einigen Ländern ungewiss. So sollen die Umweltverbände finanziell ausgehungert werden, damit ihnen das Geld fehlt, um Umweltrecht durchzusetzen.
Angesichts der angespannten Lage, in der sich Deutschland befindet - Krieg in der Ukraine, Machtwechsel in den USA, Konkurrenz aus China, Wirtschaftsschwäche - erscheint der innerdeutsche Umweltkonflikt eher lächerlich und überflüssig.
Man kann nur hoffen, dass die nächste Regierung die Umweltfeinde zur Ordnung ruft und bei der Besetzung des Umweltressorts den Rat der Umweltverbände einholt.
Die Umweltprobleme in Deutschland erfordern die Mobilisierung aller verfügbaren Kompetenzen, denn die nächste Generation wird von den jetzigen Regierungen Rechenschaft verlangen.
Heinrich von Loesch