Wie mächtig, gefährlich ist Russland wirklich?
Plant Russland einen Angriff auf Europa? Wenn ja, wie sieht das Kräfteverhältnis zwischen Russland und Europa aus? Muss Europa aufrüsten, und sollte Deutschland die Wehrpflicht wieder einführen? Das sind beunruhigende Fragen, auf die es sehr unterschiedliche Antworten gibt. Hier eine Antwort von einem fleißigen Leserbriefschreiber in Hamburg:
EU-Staaten sind doch überlegen
Ich denke nicht, dass es die Wehrpflicht braucht. Selbstverständlich ist es wichtig – überlebenswichtig –, verteidigungsfähig zu sein, auch mit Blick auf Russland. Ob Russland jedoch tatsächlich eine Gefahr für die EU- und Nato-Staaten darstellt, erscheint höchst fraglich. Schließlich geben die Nato-Staaten jährlich ein Vielfaches dessen für das Militär aus, was Russland aufwendet. Deshalb ist auch eine Erhöhung der Militärausgaben auf über zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts mehr als fragwürdig.
Schon konventionell militärisch bescheinigt den europäischen Nato-Staaten eine Greenpeace-Studie im Vergleich zu Russland eine gewisse Überlegenheit.
Greenpeace: Die Nato ist Russland in fast allen militärischen Schlüsselparametern weit überlegen. Auch ohne USA. Die europäischen Nato-Staaten (mit Kanada) liegen in Militärbudget, Truppenstärke und Großwaffensystemen vor Russland. Das ist das Ergebnis der Studie “Wann ist Genug genug - ein Vergleich der militärischen Potentiale der Nato und Russlands” https://www.greenpeace.de/frieden/kraeftevergleich-nato-russland
Unabhängig davon konnte mir bislang noch kein Experte erklären, warum Russland die Nato überhaupt angreifen sollte?
Reiner Gorning
Nun, warum sollte Russland die NATO angreifen? Weil Moskau mit Wladimir Putin einen Führer hat, der eine gemeinsame Leidenschaft mit Donald Trump in Washington und Xi Jinping in Peking teilt: Nostalgie. Putin träumt davon, die Sowjetunion wieder aufzubauen, Trump will Amerika wieder groß machen, und Xi träumt davon, Chinas Rolle als Weltmacht wiederzubeleben, etwas, von dem Europa wenig Ahnung hat.
Zheng He, a eunuch administrator and diplomat during the Ming Dynasty (1368-1644) in Imperial China, arrived on the East African coast several decades earlier than Vasco da Gama.
Zheng He’s maritime travels took place from 1405 to 1433 and it is documented that in 1418 he led a vast fleet of no less than 62 ships ferrying 37,000 soldiers across the Indian Ocean (“Western Ocean”).
...the Yongle Emperor commissioned these expeditions because he was motivated by “the real need of overseas products felt particularly at Court, and the desire to increase his own prestige, and to reestablish the overseas renown of the Chinese Empire.” ....there is archival and archaeological evidence that the Chinese might have arrived on Africa’s shores hundreds of years earlier than Zheng He. These voyages of discovery by the Chinese to the African Red Sea coast, East Africa and its Indian Ocean islands, required sea-worthy vessels. There is some archaeological evidence that during the Qin and Han dynasties Chinese shipping technology was already quite advanced...
By the time of the Song Dynasty, the Quanzhou ship, containing segmented hulls, were equipped with a navigational compass and could hold over one hundred tons of cargo. ....according to Li Anshan, author of a History of Overseas Chinese in Africa, experts believe that 138-126 BC (prior to the Qin Dynasty in 221-206 BC), is the historical starting point of Sino-African relations.
By the Yuan Dynasty (1271-1368) there had been several maritime routes from China to Africa. These included China to North Africa, which involved going from China to India, then Aden and finally, to Egypt. There was the China to East Africa route: travelling from China to the Maldives and then to East Africa. Then there was the China to Madagascar route, which had two branches. There was also the route going from China to the Malaba Coast and finally to Madagascar.
Chinas Beziehungen mit Europa über die Seidenstrasse sind hinlänglich bekannt. Weniger weiss man über die Beziehungen zwischen China und Japan;
China did send embassies occasionally to Japan and missions are recorded to Kyushu, Nara, and Heiankyo. These, though, were not about the Chinese learning from Japan but rather an official seal of approval of Japan's acceptance as a 'tribute' nation. The Chinese brought valuable gifts and, even more importantly, the merchants who were able to establish lucrative and long-lasting trade relations with their Japanese counterparts
World HistoryDrei kriegerische Nostalgiker – Putin, Trump, Xi – dominieren die nördliche Hemisphäre. Jeder von ihnen verfügt über Atomwaffen, ist bis an die Zähne bewaffnet und verfolgt die wahnsinnige Illusion, dass sein Land das Recht habe, über andere zu herrschen. Was Taiwan, die Gipfel des Himalaya und das Südchinesische Meer für den einen sind, sind die Ukraine und Osteuropa oder Kanada, Grönland, Panama, Nigeria und Venezuela für die anderen.
Im Vergleich zu den drei Nostalgikern verblasst der Rest der Welt. Eine wackelige EU, aus der sich Italien und Spanien militärisch ausgeklinkt haben, ein Dutzend weitgehend unerfahrene BRICS-Mitglieder. Bleiben noch Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland. Keines dieser Länder wird von den drei Nostalgikern gefürchtet.
...kommen beispielsweise Konrad und Thum (2024) anhand eines Vergleichs absoluter (in US-Dollar ausgedrückter) Militärausgaben zu dem Schluss, dass sich anhand der fiskalischen Aufwendungen der europäischen Länder (noch) kein Rückstand bei der militärischen Sicherheit feststellen lässt. Offenkundig bezieht sich dieser Vergleich auf Russland. In der Tat gaben Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen zusammen mit 234,6 Mrd. US-Dollar nominal mehr als zweimal so viel für Rüstung aus wie Russland mit lediglich 109 Mrd. US-Dollar. Russland unterhält mit dieser Summe allerdings eine Armee von weit über 1 Mio. Soldaten, eine weltweit operierende Marine und die größten Nuklearstreitkräfte der Welt,
Berücksichtigt man, dass sowohl das deutsche als auch (insbesondere) das russische Preisniveau unter dem US-Preisniveau liegen, so ergeben sich als kaufkraftkorrigierte (Pro-Kopf-Einkommen) Werte von 72.660 US-Dollar für Deutschland und 48.960 US-Dollar für Russland (IMF, 2025b). Russland kann somit für einen US-Dollar wesentlich mehr Rüstungsgüter kaufen als Deutschland (oder die USA).
Zieht man die Ausgaben gemessen in militärischen Kaufkraftparitäten heran, so betragen die Ausgaben Russlands (2021) 223 Mrd. US-Dollar während die drei großen NATO-Länder Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen bei 219 Mrd. US-Dollar liegen. Die Vereinigten Staaten geben 800 Mrd. US-Dollar aus, wobei hier die Ausgaben zu militärischen Kaufkraftparitäten mit den zu Wechselkursen umgerechneten identisch sind, weil das US-Preisniveau als Referenz dient jüngsten Schätzungen vom Februar 2025 zeigen, dass Russland im Jahr 2023 etwa 340 Mrd. US-Dollar zu militärischen Kaufkraftparitäten ausgegeben hat, während die drei großen europäischen NATO-Länder zusammen auf lediglich 300 Mrd. US-Dollar kommen.
Wirtschaftsdienst
Vielleicht wird sich der Status Europas als Objekt russischer Nostalgie ändern, wenn Wladimir Putin abtritt. Vielleicht auch nicht, wenn Putins Sehnsucht nach dem Wiederaufbau und Erhalt einer Weltmacht-Bedeutung von seinem Volk oder dessen Führung geteilt wird. Es gibt Befürchtungen, dass sich die Lage nach Putin noch verschlimmern könnte.
