Eine beträchtliche Anzahl privater Militärbeobachter (Milblogger) verfolgt die Ereignisse in der Ukraine. Diejenigen in Russland sind (aus gutem Grund) patriotisch eingestellt, während die Gemeinschaft der sachkundigen Blogger in anderen Gebieten der ehemaligen Sowjetunion und in Amerika um Realismus bemüht ist. Hier eine interessante Analyse von Kamil Galeev auf Twitter, die Teil der ausführlichen täglichen Ukraine-Berichterstattung des amerikanischen Minderheitenportals DailyKos ist. Bei dem Ausdruck "Kanonenfutter" sollte man den Umstand bedenken, dass Russlands Regierung Freiwilligen Rubel im Wert von bis zu 3.500 Euro monatlich bietet (dank reichlicher Gas- und Erdöleinnahmen herrscht bislang kein Geldmangel), ein enorm hoher Sold für Jünglinge in armen und arbeitslosen Regionen Russlands, der sich durch Plünderung der besetzten Gebiete noch steigern lässt.
1. Es wird ein langer Krieg sein 2. Die Feindseligkeiten können lokalisiert oder durch Waffenstillstände unterbrochen werden. Das spielt keine Rolle. Die Kämpfe werden wieder aufgenommen. Und wieder. 3. Entgegen der landläufigen Meinung wird es Russland sein, das zuerst bricht🧵.
4. Das russische Regime ist hart und zerbrechlich5. Das Regime besteht aus Höflingen und Baronen: zentralen und regionalen Eliten 6. Höflinge haben die Oberhand, wenn das Regime stark ist, Barone, wenn es schwach ist 7. Viele Höflinge haben ein persönliches Interesse an einem militärischen Sieg, die Barone jedoch nicht 8. Man kann die Ansichten eines Beamten nicht nach seiner öffentlichen Haltung beurteilen. Das ist dumm. Nur die private Haltung zählt. 9. Viele Höflinge über 35 sind wirklich für den Krieg. 10. Fast kein regionaler Baron unterstützt den Krieg wirklich. Aber es gibt eine große Ausnahme im Süden 11. Der Krieg führte nicht nur zum allgemeinen wirtschaftlichen Abschwung, sondern auch zu den massiven regionalen Divergenzen in Russland 12. Die meisten Regionen verlieren, aber sie verlieren ungleichmäßig 13. In der Vergangenheit war das Zentrum ein Schiedsrichter, der die Ressourcen von den Gewinnern auf die Verlierer umverteilte. Jetzt tut es das nicht mehr.Die größten Verlierer im europäischen Russland:13. Großes Industrie- und Maschinencluster an der Wolga. Tatarstan, Samara, Uljanowsk 14. Das Fenster zu Europa im Nordwesten. St. Petersburg, Karelien, Pskow 15. Der Norden. Archangelsk und das alte Pomorje-Land. Das alte Fenster nach Europa
Einer der größten wirtschaftlichen Verlierer in Russland ist das große Maschinenbaufeld an der Wolga. Tatarstan, Samara und Uljanowsk sind drei Regionen mit einem sehr ähnlichen Wirtschaftsmodell. Sie konzentrierten sich auf die Verbesserung des Investitionsklimas und die Anwerbung ausländischer Direktinvestitionen. Offensichtlich werden sie jetzt ausgelöscht.
Ein weiterer Verlierer ist der Norden, der sich weitgehend mit den Grenzen des Pomorje-Landes überschneidet. Bis 1703 war dies der reichste und kommerziellste Teil Russlands und natürlich auch die Region, die die meisten Steuern zahlte. Noch heute ist Archangelsk eine der am stärksten von ausländischen Direktinvestitionen abhängigen Regionen des Landes.
Schließlich ist es das moderne Fenster zu Europa, der Nordwesten, der in Bezug auf die Beschäftigung besonders betroffen ist. Die Wirtschaft von St. Petersburg war stark auf Europa und die benachbarten Regionen ausgerichtet - auf Europa und die Megastadt St. Petersburg
Die Gewinner
14. Landwirtschaftliche Erzeuger. Von den gestiegenen Lebensmittelpreisen haben die Agrarbarone von Krasnodar oder Rostow vielleicht sogar profitiert. Außerdem sind sie an der Ausplünderung der Ukraine beteiligt
15. Kanonenfutterlieferanten. Dagestan oder Astrachan geht es gut, denn die zusätzlichen Männer gingen in die Ukraine.
Wir sehen eine massive regionale Divergenz im europäischen Russland. Baroniale Gruppen, die sich auf den Maschinenbau oder die Anziehungskraft ausländischer Direktinvestitionen konzentriert haben, verlieren massiv. Die Barone der ärmsten Regionen können jedoch sogar profitieren, indem sie ihre überschüssige Bevölkerung als Kanonenfutter an Putin verkaufen.
Interessanterweise gibt es eine negative Korrelation zwischen der guten Arbeitslosigkeit einer Region und dem Grad ihrer wirtschaftlichen Komplexität. Sehen Sie sich diese Karte an (Karten auf DailyKos zu sehen, ed.). Den komplexesten Regionen geht es am schlechtesten, während die am wenigsten komplexen Regionen am besten abschneiden. https://www.researchgate.net
Und doch exportieren die Kanonenfutterlieferanten nichts. Die einzige regionale Interessengruppe, die an einer Verlängerung des Krieges interessiert war, waren die Agrarbarone des Südens. Erstens haben sie ihre ukrainischen Konkurrenten ausgelöscht. Zweitens waren sie an der Ausplünderung der Ukraine beteiligt. Drittens profitierten sie von den Lebensmittelpreisen, die bis zu diesem Monat in die Stratosphäre stiegen. Sie hatten allen Grund, die Politik des Kremls zu unterstützen. Doch jetzt stürzen die Lebensmittelpreise ab. Das bedeutet, dass ihre Exportgewinne sinken werden und, was noch schlimmer ist, vom Kreml enteignet werden.
Da die Preise für fast alle Rohstoffe sinken, wird der Kreml gezwungen sein, die Exporteinnahmen der südlichen Agrarbarone zu enteignen. Er konnte sie ansteigen lassen, als das Öl teuer war, aber jetzt kann er sich das einfach nicht mehr leisten. Was bedeutet, dass die Agrarbarone zu den Verlierern gehören werden. Damit bleibt dem Kreml die einzige Gruppe von Baronen, die ein echtes Interesse daran hat, seine Politik zu unterstützen. Die Kanonenfutterlieferanten. Deren Loyalität ist jedoch nur so lange gesichert, wie der Kreml sie bezahlen kann. Bei den sinkenden Rohstoffpreisen ist das alles andere als garantiert. Ende 🧵.
Quellen: Zentralbank und CSR (Kudrin-geführter kremlfreundlicher Think Tank) sowie die Statistiken der HH-Rekrutierungsgesellschaft sind offen, jeder kann sie einsehen. Ich habe noch eine weitere Quelle verwendet, werde sie aber nicht nennen. Auch sie ist noch unveröffentlicht.
Verrückte Welt: aus Österreich kommend (wo man wie üblich vor der Grenze getankt hat) stellt man verblüfft fest, dass in Deutschland das Benzin billiger ist. Der Grund: die deutsche Regierung hat, wie man hört, den Benzinpreis massiv gesenkt (um fast 30 Cent/Liter). Was ist da los? Ist das eine neue deutsche Klimapolitik? Ist Benzin (Diesel...) ein Grundnahrungsmittel, das subventioniert werden muss, damit die Armen nicht verhungern? Sind wir in Ägypten, Sri Lanka? Oder sind wir in den USA, wo 1 Dollar pro Liter Benzin als unerträglich hoch gilt und der Präsident die Kraftstoffkonzerne patriotisch zu Preissenkungen auffordert?
Der grosse Hunger
Großes Gejammer über die Weizenknappheit als Folge der Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen. Angeblich ist halb Afrika von einer Hungersnot bedroht, wenn der ukrainische und russische Weizen nicht ankommt. Während die große Politik über die Blockade verhandelt und kleine Mengen Weizen über die rumänischen Häfen und die Ostsee exportiert werden sollen, bietet die Weizenknappheit den Importländern eine hervorragende Gelegenheit, über ihre Abhängigkeit von unsicheren Kantonisten wie Russland nachzudenken.
So wie Deutschland sich freiwillig in eine tagträumerische Abhängigkeit von Russlands Gas und Öl begeben hat, haben viele Staaten im Nahen Osten und in Afrika ihre Ernährungssicherheit Russland anvertraut - um dann betrogen zu werden.
So wie die Deutschen jetzt krampfhaft versuchen, sich aus der erdrosselnden Gasschlinge zu befreien, müssen die Weizenimportländer überlegen, wie sie ihre Millionen von Verbrauchern mit wenig oder ohne Import-Weizen ernähren können. Zum ersten Mal müssen die Regierungen den Menschen erklären, warum ihre Agrarpolitik jahrzehntelang andere Grundnahrungsmittel zugunsten von billigem Weizen vernachlässigt hat.
Ägypten (der größte Weizenimporteur der Welt) zwang das Landwirtschaftsministerium, über das Debakel nachzudenken und siehe da, in einer verstaubten Schublade fand man ein Projekt, das Weizenproduktion durch den Anbau von Süßkartoffeln ersetzen sollte, mit denen sich ein hervorragendes Mischbrot backen lässt. Der Ertrag der Knollen pro Hektar wäre 10 Mal höher als beim Weizenanbau. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums könnte Ägypten innerhalb von drei Jahren ohne Weizenmehlimporte auskommen, wenn das Projekt umgesetzt würde.
Alte Gewohnheiten halten sich hartnäckig, selbst wenn sie kontraproduktiv sind. In Madagaskar essen die Menschen zu jeder Mahlzeit Reis, in Ägypten essen sie zu jeder Mahlzeit Fladenbrot aus Weizen, als ob es keine einfachen, nahrhaften Alternativen gäbe.
Wie Deutschland, sollten viele Länder Wladimir Putin eigentlich dankbar sein, dass er ihnen ihre Abhängigkeit brutal vor Augen geführt und sie gezwungen hat, nach Alternativen zu suchen und diese in aller Eile umzusetzen. Ein heilsamer Zwang zur Modernisierung eines nicht unbedeutenden Teils der Weltwirtschaft.
Update:
Ägypten plant, seine Weizenimporte um 500.000 Tonnen pro Jahr oder etwa 10 % zu senken, indem es mehr subventioniertes Brot aus seinem Getreide herstellt, sagte Versorgungsminister Aly El-Moselhy. Weltweit ist der Weizenpreis als Folge guter Ernteaussichten in mehreren Erzeugerländern gefallen
Update II:
Krieg in der Ukraine: In Kamerun wird Kochbananenmehl entwickelt, um nicht mehr von ukrainischem Getreide abhängig zu sein. Bei seinem Besuch am Dienstag in Yaouné sprach Emmanuel Macron insbesondere über die Frage der Ernährungssicherheit in Zeiten des Krieges in der Ukraine. Er belebte die "Farm"-Initiative wieder, die Ländern helfen soll, in ihre eigene Landwirtschaft zu investieren und nicht mehr von anderen abhängig zu sein, wie in Kamerun, wo Ersatzstoffe für Weizenmehl entwickelt werden.
-- ed
Fordert Russland Alaska zurück?
Russische Politiker haben begonnen, eine Reihe von Drohungen an die Vereinigten Staaten zu richten, um ein Kriegsverbrechertribunal abzuwehren, wobei hochrangige Politiker andeuten, dass Russland als nächstes an Alaska interessiert sein könnte, das die Vereinigten Staaten 1867 von Russland gekauft haben.
Der Sprecher des russischen Unterhauses, Wjatscheslaw Wolodin, warnte die Vereinigten Staaten, sie sollten zögern, wenn sie russisches Vermögen im Ausland beschlagnahmen oder einfrieren, und sich stattdessen daran erinnern, dass Alaska früher zu Russland gehörte.
"Amerika sollte sich immer daran erinnern, dass es einen Teil des [russischen] Territoriums gibt: Alaska", sagte Wolodin nach Angaben von Hromadske. "Wenn sie also versuchen, unsere Ressourcen im Ausland zu veräußern, sollten sie vorher daran denken, dass wir auch etwas zurückzugeben haben".
Der stellvertretende Sprecher der Staatsduma, Pjotr Tolstoi, schlug vor, in Alaska eine Volksabstimmung abzuhalten, sagte Wolodin laut RBC.
Dmitri Medwedew, der stellvertretende Sekretär des russischen Sicherheitsrates, ging in seinen Drohungen noch weiter und deutete eine nukleare Eskalation an.
Torpedieren die Brennstoffkonzerne den Kampf gegen den Klimawandel?
Die weltgrößten Unternehmen für fossile Brennstoffe planen im Stillen eine Vielzahl von Öl- und Gasprojekten, die das Klima über die international vereinbarten Temperaturgrenzen hinaus treiben würden, was katastrophale globale Auswirkungen hätte, wie eine Untersuchung des Guardian zeigt.
Die exklusiven Daten zeigen, dass diese Firmen milliardenschwere Wetten dagegen abschließen, dass die Menschheit die globale Erwärmung aufzuhalten vermag. Ihre enormen Investitionen in die Produktion neuer fossiler Brennstoffe könnten sich nur dann auszahlen, wenn die Länder es nicht schaffen, die Kohlenstoffemissionen rasch zu reduzieren, was nach Ansicht der Wissenschaftler unbedingt notwendig ist.
Der Öl- und Gassektor ist extrem variabel, aber außerordentlich profitabel, insbesondere wenn die Preise hoch sind, wie es derzeit der Fall ist.
The GuardianDie Untersuchung des Guardian bedeutet einen Schock für die globale Klimapolitik. Gibt es überhaupt eine Klimapolitik oder ist sie nur eine Sprechblase hauptsächlich europäischer Politiker? Abgesehen von ein paar westeuropäischen Ländern engagiert sich kein Teil der Welt ernsthaft für den Klimaschutz. Zumindest China zeigt sich von der Klimaproblematik betroffen und besorgt, trotz seiner brutalen Industrialisierung. Der Rest der Welt - USA, Russland, Indien, Brasilien - redet allenfalls über das Klima, tut aber weiter so, als gäbe es kein Problem.In dieser traurigen Situation zeigt der Guardian, dass es sogar Kräfte gibt, die massiv gegen das wenige, was die Weltgemeinschaft an Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen bereit ist, arbeiten. Die Brennstoffindustrie ist eine davon, ebenso wie die Regierungen der Länder, die von den (oft üppigen) Einnahmen für die Ausfuhr fossiler Brennstoffe leben.Man fühlt sich an den Egoismus der Tabakindustrie erinnert, die jahrzehntelang ihr Geschäft auf Kosten der öffentlichen Gesundheit betrieben hat. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg konnte man auf deutschen Litfaßsäulen lesen: "Juno dick und rund ist gesund!" Juno-Zigaretten gibt es wohl nicht mehr, aber das Problem bleibt bestehen: Der einzige Fortschritt: Kein Tabakerzeugnis wird mehr als "gesund" beworben. So viel Chuzpe hätten nicht einmal die Tabakverkäufer.Es ist bekannt, dass große Produzenten fossiler Brennstoffe wie Saudi-Arabien gegen den Klimaschutz agieren; erneuerbare Energiequellen bedrohen ihr Geschäftsmodell. Die Forderung der Klimawissenschaftler, dass die restlichen fossilen Reserven der Welt, die noch nicht verbrannt sind, im Boden bleiben müssen, nicht ausgebeutet werden dürfen, droht ganze Länder in die Armut (zurück) zu stürzen und die davon existierende Industrie zu zerstören.Die Situation ist klar: Entweder rettet sich die Weltgemeinschaft auf Kosten der fossilen Energiewirtschaft oder die Branche rettet sich auf Kosten der Menschheit. Genau letzteres hat die Brennstoffindustrie vor. Das Geschäft hat Vorrang vor dem Erwärmungsgrad, der Klimakatastrophe und der Zukunft der Menschheit. Bolsonaro und Mohamed bin Salman machen es vor. (--ed)Europas und Italiens Flüchtlingslüge
Europa? Es schaut zu, behauptet, dass es überfallen wird, und bewegt sich nicht", schreiben Duccio Facchini und Luca Rondi in ihrem Buch "Respinti (Zurückgewiesen)" (Altreconomia 2022)
"In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Flüchtlinge, die aus den Flüchtlingslagern in ein Drittland umgesiedelt werden müssen, d.h. die Menschen, die es am nötigsten haben", um 80% gestiegen, "von 805.535 im Jahr 2011 auf 1.445.383 im Jahr 2021". Im Jahr 2020 wurden jedoch nur 34.383 Umsiedlungen durchgeführt, das sind 2,39 % des "Bedarfs". Und davon sind nur 20.000 für Europa bestimmt, eine Gemeinschaft mit 500 Millionen Einwohnern, in der "sowohl die Zahl der Asylanträge als auch die der irregulären Einreisen rückläufig ist". Zahlen, die wir im Auge behalten müssen, vor allem, wenn wir, wie Mario Draghi (in Ankara bei einer Pressekonferenz mit Tayyip Erdogan. ed), neue "humanitäre Korridore" für afghanische Flüchtlinge in der Türkei ankündigen, während wir nicht einmal die im letzten Jahr genehmigten Flüge für nur tausend Frauen, die vor den Taliban geflohen sind und sich derzeit im Iran und in Pakistan verstecken, starten können.
Noch paradoxer ist, dass Draghi die Verzweiflung Italiens, das "es (den Flüchtlingsdruck, ed) nicht mehr aushält", in einem Land wie der Türkei zum Ausdruck bringt, die derzeit weltweit an erster Stelle steht, was die Zahl der Flüchtlinge angeht (3,8 Millionen), weil Europa sich dafür entschieden hat, diejenigen, die sich auf ihre Grundrechte berufen wollen, zu denen auch das Recht auf Asyl gehört, anderswo wegzusperren.
Die Folgen? Nach der Anfang 2016 unterzeichneten Vereinbarung mit der (europäischen) Union stieg die Zahl der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Ausländer in der Türkei von 20,2 % im Jahr 2015 auf 46 % im Jahr 2020 (Eurostat). Um auf Italien zurückzukommen: Die Zahl der in den einzelnen EU-Ländern gestellten Asylanträge ist indikativ. Jahr für Jahr sehen uns (Italien) die Daten immer auf den hinteren Plätzen, hinter Deutschland, Frankreich und Spanien, oft dicht gefolgt von Österreich, einem Land mit 9 Millionen Einwohnern.
Im Jahr 2021 stehen 67 Tausend Drittstaatsangehörigen, die nach Italien gekommen sind, 53 Tausend Asylanträge bei Eurostat gegenüber. Im selben Jahr wurden in Deutschland 190 000, in Frankreich 120 000 und in Spanien 65 000 Anträge gestellt. Österreich verzeichnete 40 000, Griechenland 28 000.
Auch was das Verhältnis zwischen den Anträgen auf Überstellungen nach Italien, die durch die Dublin-Verordnung über die Verpflichtungen von Ländern des ersten Beitritts begründet sind, und den tatsächlich durchgeführten Überstellungen angeht, ist Italien weit von den Spitzenplätzen entfernt: Im Jahr 2020 werden wir in der EU-27 nur an achter Stelle stehen. Der Kommentar des ARCI (ital. Hilfs-Verband)-Leiters für Einwanderung, Filippo Miraglia, zu den Worten Draghis ist hart: "Italien verhält sich sowohl mittel- als auch langfristig weiterhin schlechter als Deutschland, Frankreich, Spanien, Malta, Griechenland, Zypern, Schweden und viele andere Länder. Die Regierungen wechseln, aber die Rhetorik bleibt dieselbe: ein ständiges Lamento, das mit Lügen gestopft wird und Rassismus und Abschottungspolitik anheizt".
Anton Barbashin @ABarbashin Aufschlussreicher Text darüber, wie russische Mütter Geld sammeln, um die in der Ukraine kämpfende Armee mit allem zu versorgen, von Socken und Duschgel bis hin zu Westen und Quadcoptern, denn wenn "der NATO-Panzer kommt, ist es zu spät". Sie glauben wirklich, dass es in diesem Krieg darum geht, Russland zu verteidigen. Tweet zitieren Важные истории @istories_media Как "мамочки" обеспечивают российскую армию вместо Минобороны - @istories_media рассказали сами "мамочки"
Den Quellen der italienischen Zeitung zufolge blockiert Deutschland die Hilfe seit mehr als einem Monat. Berlin hat nur die erste Tranche von 1 Milliarde Euro genehmigt. Die Zeitung behauptet, dass der deutsche Finanzminister Christian Lindner es missbilligt, dass Brüssel anbietet, die Hilfe für die Ukraine auf Kosten der gemeinsamen europäischen Schulden zu finanzieren.
Bewaffnung der Ukraine
Angesichts russischer Behauptungen, dass westliche an die Ukraine gelieferte Waffen prompt auf dem Schwarzmarkt auftauchen. berichtet das Geheimdienstportal Intelligence Online - Edition quotidienne:
"Die Antikorruptionskontrollen für Waffenlieferungen zwischen Washington und Kiew kommen in Gang. Nachdem seit Ende 2021 die ersten - teilweise holprig organisierten - Waffenlieferungen eintreffen, versuchen die USA und die Ukraine, die Kanäle für Waffenlieferungen und die Bereitstellung von Geldern stärker zu regulieren. Washington nutzt die Gelegenheit, um Kiew Garantien aufzuerlegen."
Die Regierung denkt derzeit über Möglichkeiten nach, wie die Franzosen die Erhöhung der Gas- und Stromtarife tragen können. Im Moment sind die Verbraucher von diesem Anstieg nicht betroffen: Der Staat hat einen "Tarifschild" eingesetzt, der die Preise auf dem Niveau von Oktober 2021 einfriert. Diese Maßnahme ist teuer und wird daher 2023 auslaufen.
Moskau: Kiew setzt von den USA geschaffene Mutanten-Soldaten ein
Die Pläne Russlands, die Ukraine schnell zu erobern, haben sich nicht erfüllt, weil Kiew "mutierte" Soldaten mit unmenschlichen Kräften eingesetzt hat, die das Ergebnis "geheimer Experimente" in amerikanischen Labors sind. Dies ist die These der beiden russischen Abgeordneten Konstantin Kossatschow und Irina Jarowaja, die mit der Leitung der Untersuchungskommission zu den "Biolabors" in der Ukraine beauftragt wurden.
Mindestens 300 russische Soldaten haben Berichten zufolge ihre Stellungen im Donbass verlassen, um nach Hause zurückzukehren
Dreihundert russische Soldaten, die nach Beginn der russischen Militärintervention gegen die Ukraine in der Volksrepublik Donezk stationiert waren, sind in ihren Stützpunkt in Buynaksk (Dagestan) zurückgekehrt. Dies erklärten zwei russische Aktivisten in einem Interview mit der Zeitung Moscow Times. Dies wäre eine Aufgabe von Stellungen bedeuten und dafür, so die Aktivisten, würden sie nun Strafverfolgung riskieren,
Mikroplastik: Sieben von neun Wasserflaschen kontaminiert
Eine Untersuchung der Organisation Agir pour l'environnement hat ergeben, dass 78 % der Wasserflaschen Mikroplastikpartikel enthalten. Diese werden jedoch nicht im Körper abgebaut. Der Verein Agir pour l'Environnement beauftragte das auf Wasseranalysen spezialisierte Labor Labocea, um zu untersuchen, ob die in Frankreich am häufigsten konsumierten Wasserflaschen Plastikpartikel enthalten. Für die Studie wurden neun Flaschen verschiedener Marken in Geschäften gekauft: Cristaline, Evian, Vittel, Volvic, Montclar, Perrier und Badoit, und zwar in kleinen (33 cl) und großen (1,5 Liter) Größen.
Sobald diese Mikroplastikpartikel in unseren Körper gelangen, würden sie nicht mehr abgebaut werden. "Unser Körper ist nicht dafür ausgerüstet, sie loszuwerden. Unsere Enzyme werden dieses Plastik überhaupt nicht angreifen, es wird bis zu unserem Tod bestehen bleiben. Und dann wird es Ungleichgewichte schaffen, wie zum Beispiel Zellzerstörungen, ...", so die Wissenschaftlerin Nathalie Gontard, die am Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt tätig ist, im RMC.
Das Fazit war eindeutig: "Wir trinken Mikroplastik". Von neun getesteten Wasserflaschen waren tatsächlich sieben mit Mikroplastik (Partikel, die kleiner als fünf Millimeter sind) kontaminiert, und zwar in sehr unterschiedlichen Mengen. Die meisten der gefundenen Kunststoffe sind Fragmente derjenigen, aus denen die Flasche und der Verschluss bestehen: Polyethylenterephthalat (das berühmte PET) und Polypropylen.
Arbeitgebergeheul
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat vor massiven Folgen des Fachkräftemangels in Deutschland gewarnt. "Der Fachkräftemangel ist so bedrohlich, dass wir wahrscheinlich in den nächsten zehn Jahren einen Wohlstandsverlust hinnehmen müssen", sagte Dulger. Der richtige Weg wäre, die Zuwanderungspolitik sofort hochflexibel anzugehen und schnelle und unkomplizierte Zuwanderung für Qualifizierte zu ermöglichen. Dulger hält mindestens 500.000 mehr Fachkräfte pro Jahr für nötig.
Herr Dr. Dulger zäumt das Pferd von hinten auf. Wirtschaft, "Fachkräftemangel", "Wohlstandsverlust" - hier wird mit Begriffen jongliert, die nichts mit der Realität zu tun haben. Wenn es in der deutschen Wirtschaft einen Fachkräftemangel gibt, dann bedeutet das, dass die Deutschen nicht oft genug Facharbeiter sein wollen. Sie sind zwar qualifiziert, wollen aber keine Fachkräfte sein oder können sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht beruflich qualifizieren. Die Gründe?
Schlechte Bezahlung? Schlechte Arbeitsbedingungen? Anderes Einkommen? Keine Lust, eine Auszeit?
Da 500.000 Deutsche im Jahr keine Facharbeit leisten können oder wollen, sollen laut Dulger Ausländer ins Land geholt werden. Es gibt viele Ausländer hier, aber nicht genug "Fachkräfte". Warum eigentlich? Unzureichende Bezahlung? Schlechtes Betriebsklima? Entmutigende Bürokratie? Nicht anerkannte Berufsausbildungen? Keine Aufstiegschancen, wenig Fortbildung? Deutsche Sprache (schwierig, hässlich?) Keine Hilfe bei der Wohnungssuche, Nachholen der Familie? Kinderbetreuung? Fremdenfeindlichkeit der Umwelt? Rassismus, AfD? Kaltes Klima? Trostlose Wohnorte?
Es gibt 500.000 Gründe, an die Dr. Dulger denken könnte, warum "Wohlstandsverluste" drohen. Es gibt aber keine Bedrohung. Deutschlands Wohlstand ist die Summe der Einkommen und Vermögen seiner Bürger, egal ob es genug Qualifizierte gibt oder nicht.
Eine Einwanderungspolitik nach Arbeitgeber-Gesichtspunkten, wie sie etwa Kanada betreibt, kann sich zu Lasten der Einwanderung auf Grund humanitaerer Motive auswirken.
Japan hingegen hat jahrzehntelang gezeigt, dass es möglich ist, eine wachsende Wirtschaft ohne Einwanderung zu betreiben. Man muss nur kreativ sein und Arbeitskräfte durch Ideen, Maschinen, Roboter und Automatisierung ersetzen. Wirtschaft ist kein Selbstzweck. Vielleicht sollte der Arbeitgeberverband Herrn Dr. Dulger eine Studienreise nach Japan schenken.
Orban: Ein "Rassengemisch" ist die wahre Gefahr der Massenmigration.
Dies sagte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban auf dem Tusvanyos-Sommer in Rumänien, wie aus dem von der Zeitung Nepszava veröffentlichten Text seiner Rede hervorgeht.
Unkontrollierte Migration sei eine ständige Bedrohung, argumentierte Orban, demzufolge sich die Völker Westeuropas nun mit außereuropäischen Rassen "vermischen", während die Ungarn "sich nicht vermischen wollen". Im Jahr 2050 wird es in Westeuropa keine Nationen mehr geben, sondern nur noch eine Mischlings-Bevölkerung. Wir hier im Karpatenbecken kämpfen gegen ein solches Schicksal" (ANSA)
Gérald Darmanin kündigte an, dass er "im September" ein Gesetz vorlegen werde, um "alle Vorbehalte" in der Gesetzgebung aufzuheben, die die Ausweisung von straffälligen Ausländern aus dem Hoheitsgebiet verhindern. Zu diesen "Vorbehalten" zählte der Innenminister als Gast des Senders RTL die Tatsache, "eine Ehe geschlossen zu haben" oder "vor einem bestimmten Alter" in das Land eingereist zu sein. Der Innenminister zeigt seit mehreren Tagen seine Entschlossenheit, straffällig gewordene Ausländer aus dem Staatsgebiet abzuschieben. "Unsere Hand zittert nicht", stellte Gérald Darmanin in RTL klar.
--ed
Putin muss sparen
Keine Leiche, also kein Geld": Ukrainischer Beamter wirft Russen vor, tote Soldaten im Stich zu lassen. Sprecher des ukrainischen Außenministeriums: Moskau lässt Leichen auf den Schlachtfeldern liegen, um den Familien keine Entschädigung in Höhe von rund 120.000 Euro (plus Rente) zahlen zu müssen. Angaben über die russischen Verluste in der Ukraine schwanken zwischen 15.000 und 75.000.
To hide its losses in the war with Ukraine, Russia puts the killed soldiers on the list of 'missing in action'. Their bodies are stored in makeshift dumps, where there are so many 200's that the mountains of corpses reach two meters in height.
Um seine Verluste im Krieg mit der Ukraine zu verbergen, setzt Russland die gefallenen Soldaten auf die Liste der "Vermissten". Ihre Leichen werden in behelfsmäßigen Deponien gelagert, wovon es so viele 200er gibt, dass die Leichenberge zwei Meter hoch sind.
--ed
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Die Russische Botschaft in Rom hat sich in einem langen Facebook-Text über die angebliche Russophobie in Italien md die antirussische Hetze der Medien ereifert. Wie das italienische Aussenministerium geantwortet hat, erscheint uns bemerkenswert.
"Niemand in Italien führt eine antirussische Kampagne, die Medien haben nur über die Grausamkeiten der russischen Armee berichtet. Schluss mit dieser Mystifizierung der Realität und den Provokationen. Italien - sagt (Aussen-) Minister Luigi Di Maio nach der Anklage der russischen Botschaft in Rom. - Sie respektiert das russische Volk, das mit Putins verrückten Entscheidungen nichts zu tun hat, und wird es auch weiterhin respektieren. Putin sollte sich an den Verhandlungstisch setzen und diesem Krieg ein Ende bereiten.
Die italienischen Medien machen ihre Arbeit auf korrekteWeise und haben seit Beginn dieses grausamen und blutigen Krieges, den Putin in der Ukraine führt, professionell berichtet, mit Korrespondenten vor Ort, die ihr Leben riskiert haben, um die tragischen Ereignisse zu dokumentieren", so der Farnesina-Chef (Farnesina = Aussenministerium in Rom) weiter. All dies, während es in Russland verboten ist, über den Krieg zu sprechen, während schreckliche Bilder von ukrainischen Zivilisten, die durch russische Bomben getötet wurden, zensiert werden, während russische Demonstranten verhaftet werden, weil sie gegen den Krieg protestieren. Wir müssen den Dialog mit Russland offen halten, denn nur Russland kann uns zum Frieden führen, und genau das tun wir. Gleichzeitig können unsere Medien aber keine journalistischen Lektionen von Russland annehmen, geschweige denn Drohungen akzeptieren."
--ed
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The author had the pleasure of being liberated by the Red Army in 1945. The Soviets seized the Hagenberg* (Upper Austria) castle where we lived and decorated the entrance with a green triumphal arch made of plywood and crowned with a red star.
Thanks to the kind words of a young woman - a bombardment refugee from Vienna - who befriended the company commander, we were allowed to stay in the castle. Thus I had the opportunity of a direct insight into the Red Army way of life.
Remarkable was the initial contact of the occupiers with a water-flushed toilet. The first Soviets - nice Ukrainians - recognized the advantage of the water flush and washed their heads in the toilet bowl. Unfortunately, the toilet was then used by others not only for defecation but also for garbage disposal, which led to clogging.
Since the toilet now no longer worked, soldiers used the windows as a trash chute and toilet. As a result, rats nested in the wisteria of the south facade, causing us boys to chase the rats with a slingshot. If in the process a naked Soviet butt was shot at (yelp, curse!), it was an accident and not an act of resistance against the occupiers.
The Red Army showed artistic sense: the major had the paintings of the hunting hall cut out and sent to Russia. Meanwhile, his soldiers checked the paper quality of the books from earlier centuries in the castle's library by tearing out the title page of each for a papyrossi smoke. What a disappointment! Nothing tastes as good as a papyrossi with Pravda's paper, which was in short supply at the time, much to the soldiers' chagrin.
Anyway, the Soviets didn't dismantle toilet bowls back then. What for, because at home there was probably neither running water nor sewerage?
Not so today: the Russian army in Ukraine confiscates toilets, because their soldiers either
already have water and sewerage at home, but no toilet bowl,
or because the porcelain bowl is supposed to serve to start a system
or because there are customers on the street market who demand such a luxury object.
As you can see, in 77 years there has been remarkable progress between the famous Red Army and today's Russian armed forces.
Heinrich von Loesch
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Adolf Hitler hatte als junger Mann in Wien die Lehren der Rassentheoretiker (Gobineau & Co.) kennen gelernt und war bald von ihnen besessen. Die Nordische Rasse (er selbst, schlank) und die Fälische Rasse (Bismarck, beleibt) waren nach diesen kruden Theorien dazu bestimmt, die Welt zu erobern und zu beherrschen. Das Problem: Selbst nach dem "Anschluss" Österreichs und weiteren Übernahmen war das Deutsche Reich mit rund 100 Millionen Untertanen keine echte Weltmacht.
Es wurden also mehr Nordische und Fälische gebraucht. Aber wo sollte man sie finden? Im Osten! Also wurden Hitlers Armeen mit rassegeschulten Politruks versehen, deren Aufgabe es war, "rassisch wertvolles Menschenmaterial" zu identifizieren, das "aufgenordet" oder eingedeutscht werden konnte. ("Volksdeutsche") Man war überzeugt, dass die Aufzunordenden sich der enormen Ehre bewusst sein würden und die Germanisierung nicht verweigern würden oder könnten. (Bis vor kurzem betrieb Deutschland weiter die Praxis der Eindeutschung: "Spätheimkehrer")
Was hat dieser Unsinn heute mit Putin zu tun? Leider sehr viel.
1989 zerbrach die Sowjetunion und entließ knapp 150 Millionen Russen in eine Demokratie, mit der sie wenig anfangen konnten. Die Demokratie war keine Staatsform, für die man sich begeisterte. Das Vakuum an Ideen musste gefüllt werden. Der junge Wladimir Putin hatte einen Vorschlag: Russland. Russland, seine Kultur, seine Sprache, seine Religion und seine Geschichte sollten an die Stelle der verdunsteten Klassenherrschaft, des Sozialismus und der Völkerfreundschaft treten. Anstelle von Marx und Lenin die alten Zaren.
Die Zaren bekannten sich zur Orthodoxie und identifizierten sich, auch wenn sie keine gebürtigen Russen waren, mit den Russen. Andererseits waren die Russen in diesem Reich weniger frei und wohlhabend als andere Völker. Im autokratischen Zarenstaat hatten sie als ethnische Gemeinschaft keine politische Macht. Die Russen kompensierten die fehlenden Rechte und die relative Armut mit einer symbolischen Zugehörigkeit zum Glanz und zur Macht des Reiches. Dies beeinträchtigte die Herausbildung eines russischen nationalen Selbstverständnisses und führte zu einer spezifischen reaktionären Ausprägung des russischen Nationalismus.
Dies war Putins genialer Schachzug, den Russen die symbolische Zugehörigkeit zum Glanz und zur Macht des Reiches (in diesem Fall nicht des Zarenreiches, sondern der UdSSR) durch einen wiederbelebten russischen Nationalismus zu suggerieren, der vor allem die Rechtlosigkeit (drastische Verbote\) und die relative Armut (aufgrund von Sanktionen) kompensiert.
Dass das russische Volk den Ukraine-Krieg ohne Murren hinnimmt, liegt vor allem an der spezifisch reaktionären Ausprägung des russischen Nationalismus.
Putin war also nicht der Erfinder des (viel älteren) russischen Nationalismus, sondern der geschickte Wiedererwecker. Ursprünglich als Lückenfüller nach 1989 gedacht, entwickelte der neue Nationalismus ein überraschendes Eigenleben, dessen erstes Opfer die Sowjetunion war. Die neue "Putin-Union" würde keineswegs eine Kopie der alten Sowjetunion sein. Die alte Sowjetunion war eine föderale Struktur aus einzelnen Sowjetrepubliken mit begrenzter Autonomie. Die Putin-Union hingegen würde die Unabhängigkeit der annektierten Republiken (Weißrussland, Ukraine, Luhansk, Donezk) zugunsten einer strengen Russifizierung aufheben. Damit wäre Putin der endgültige Totengräber der Sowjetunion.
Wie Hitler in Deutschland in den 1930er Jahren entdeckte Putin in seinem Russland ein demografisches Problem. Das Land war zwar geografisch das größte der Welt, aber mit seinen 146 Millionen Einwohnern keine echte Weltmacht. Schlimmer noch, niedrige Geburtenraten und höhere Sterberaten lassen die Bevölkerung weiter schrumpfen. Der endemische Alkoholismus und COVID 19 zeigen Wirkung.
In seiner Rede in Davos attestierte der deutsche Bundeskanzler Scholz dem russischen Machthaber Putin ein imperialistisches Streben nach Landgewinn. Das ist richtig. Aber es ist nur ein Teil der Wahrheit. Noch wichtiger ist das Streben nach menschlichem Gewinn. Putin ist zweifelsohne vom demografischen Problem besessen. Was die Rassen für Hitler waren, sind die Russen für Putin - die zentrale Idee ihres Lebens. Hitlers Streben nach rassischer Vorherrschaft verlangte die Unterwerfung und/oder Vernichtung von allem, was einer anderen Rasse angehörte - Putins Russenvergötterung und Weltmachtstreben verlangen die Vernichtung von allem, was sich widersetzt. Im konkreten Fall der Ukraine.
Niedrige Geburtenrate, steigende Sterblichkeit, Rückgang der Zuwanderung.... Trotz einer Geburtenpolitik, die zu den natalistischsten der Welt gehört, entleert sich Russland allmählich von seinen Einwohnern. "Ein großes Problem für Wladimir Putin, für den Bevölkerung gleichbedeutend mit Macht ist", sagt der französische Demograf Laurent Chalard.
1991, am Ende der Sowjetunion, zählte Russland 148,2 Millionen Einwohner. Seit dem 24. Februar hat sich der Exodus beschleunigt. Laut der amtlichen Statistik ROSSTAT lag die Bevölkerung im Jahr 2021 bei 146,1 Millionen. Bis 2050 erwarten die Demografen einen Rückgang auf 130-140 Millionen. COVID 19 hat nicht nur die Sterblichkeit erhöht, sondern auch die Zuwanderung aus dem russischsprachigen Asien zum Stillstand gebracht. . Seit dem 24. Februar hat sich die Abwanderung beschleunigt, insbesondere von jungen und hochqualifizierten Russen.
"Putin ist besessen von dieser demografischen Frage", sagt Laurent Chalard. "In seiner Vorstellung verknüpft er die Macht eines Landes mit der Größe seiner Bevölkerung. Je größer sie ist, desto mächtiger ist der Staat."Heute ist die demografische Situation in Russland jedoch schlechter denn je. Deshalb, so Chalard, hat Putin in der Ukraine nur eine Wahl: Er muss gewinnen.
So wie Hitlers Leute Europa nach Bevölkerungsgruppen durchsuchten, die absorbiert werden konnten, sucht Putin weit und breit nach Bevölkerungsgruppen, die russifiziert werden können. Wie in Hitlers Tagen sollen sich die Opfer der Russifizierung geehrt fühlen und glücklich sein, die russische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Die Ukraine bietet Putin die größte demografische Beute. Nicht nur, dass etwa ein Drittel der Ukrainer von Geburt her russischsprachig ist, auch die anderen zwei Drittel tragen einige Jahrhunderte der Nachbarschaft mit Russland in ihrer geistigen DNA.
Darauf baut Putin . Er will 42 Millionen Ukrainer zu Russen machen. Zu diesem Zweck folgt das Besatzungsregime in den von Russland eroberten Gebieten buchstabengetreu den Empfehlungen des Ideologen Timofey Sergeytsev, nachzulesen in Die Ukraine vernichten: Moskaus Plan
Dreißig Jahre lang soll der Prozess der Ent-Ukrainisierung und Russifizierung mit Methoden andauern, die der Verfolgung der Uiguren in China in nichts nachstehen. Am Ende soll sogar der Begriff Ukraine verschwinden und wohl durch "Neurussland" ersetzt werden.
Nicht nur Russland, sondern auch die Ukraine hat ein demograpfisches Problem. Die seit langem anhaltende Schrumpfung der Bevölkerung wird durch den Krieg extrem beschleunigt: 6,5 Millionen Ukrainer sind bisher ins Ausland geflohen, und viele von ihnen -- vor allem diejenigen, die in die EU gekommen sind -- denken offenbar daran, zu bleiben. Das ist auch ein Problem für Putin: Millionen weniger potenziell russifizierbare. Alles in allem eine Tragödie ohnegleichen: Ohne Putins Größenwahn und Russofanatismus könnten Russland und die Ukraine freundschaftlich nebeneinander leben, wie zum Beispiel die USA und Kanada.