Waffenstillstand hin, Waffenstillstand her: Syriens Diktator Bashar al-Assad verfolgt zäh sein Ziel, ganz Syrien wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Drei Schritte sind erforderlich, um dieses Ziel zu erreichen:
-- die völlige Eroberung der letzten Rebellenprovinz Idlib;
-- die Wieder-Eingliederung des kurdischen Nordsyriens in den syrischen Staat;
-- die Vertreibung der Türken aus den von ihnen besetzten Gebieten um Afrin, Kobane und Qamishli.
Von Süden her rollen Assads Truppen mit russischer Luftunterstützung die Provinz Idlib schrittweise auf. Auf beiden Seiten wird mit grosser Grausamkeit gekämpft: die Russen bombardieren offenbar Krankenhäuser, wie es die syrische Luftwaffe übrigens seit Jahren tut. Die wichtigste Rebellentruppe HTS (Hayat Tahrir as-Shams) blockiert angeblich die vereinbarten Fluchtwege der Zivilbevölkerung und erschiesst jeden, der zu flüchten versucht.
Dennoch ist es nach Angaben der Vereinten Nationen seit Mitte 2019 bislang rund 350.000 Menschen gelungen, aus Idlib nach Norden in Richtung auf die türkische Grenze zu fliehen. Schon vorher hatten rund 400.000 Menschen Idlib verlassen. Mit weiteren hunderttausenden Flüchtlingen ist im Zuge des Vormarschs der Regierungsruppen zu rechnen.
Die Lage an der türkischen Grenze ist verzweifelt. Dem Winterwetter und dem Mangel an allem ausgeliefert, kampieren die Flüchtlinge entlang eines Grenzzauns, den die Türkei eisern geschlossen hält. Mit bereits 3,5 Millionen Syrern im Land weigert sich die Türkei, dem Menschenstrom aus Idlib die Tore zu öffnen.
Das ist insofern erstaunlich, als ein mutmasslich grosser Teil dieser Flüchtlinge aktive Islamisten sind, die gegen Assad opponiert oder gekämpft haben und deshalb der islamistischen Regierung in Ankara besonders sympathisch und schützenswert erscheinen müssten.
Pech für die Neuankömmlinge, dass sich ihre Flucht in einer Phase ereignet, in der Ankara versucht, sich der Flüchtlingslast wenigstens teilweise zu entledigen, indem es die zunehmend unbeliebten Syrer in das türkisch besetzte Syrien und nach Europa abschiebt.
Vor sich die geschlossene Grenze, hinter sich die vordringenden Assad-Truppen, die den Widerstandskämpfern und Islamisten keinen Pardon geben – was sollen die Flüchtlinge tun? Es gibt nur eine Möglichkeit: sich in die türkisch besetzte Zone Syriens zu retten, in den schmalen Streifen um Afrin, Kobane und Qamishli.
Doch dort existieren bereits Strukturen syrischen Ursprungs wohl weitgehend krimineller Art, die von den Türken bewaffnet und ausgerüstet wurden, und die den Milizen aus Idlib feindlich gesonnen sind. Die von den Türken favorisierte National Front for Liberation (NFL) ist von der HTS nach harten Kämpfen aus dem nördlichen Idlib vertrieben worden und wird sich rächen. Die von den Türken gehätschelten Turkmenen von Afrin sind keine Freunde der Araber aus Idlib.
Die Flüchtlinge erwartet also kein freundlicher Empfang; Not, Elend und Platzmangel werden die türkische Enklave – euphemistisch Pufferzone genannt – in einen zweiten Gazastreifen verwandeln, mit allem Schrecken, den dieses Schicksal beinhaltet. Von der Türkei als ein Lager behandelt, von internationalen Organisationen notdürftig durchgefüttert, von religiösen Fanatikern und Kriminellen beherrscht, von Assad permanent bedroht und von Syrien abgeschnitten, wird dieses zweite Gaza ein neuer Unruheherd im chronisch unruhigen Nahen Osten werden. Keine Freude für die Türken.
Aber vorläufige Endstation eines Bürgerkriegs.
Ihsan al-Tawil
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt vielen Beobachtern als neuer “Sultan” und wird in den Medien verdächtigt, osmanischen Träumereien anzuhängen.
Das ist simpel: praktisch alle Länder in der Umgebung der Türkei waren einmal Bestandteil des osmanischen Reichs. Daher wird jede regionalpolitische Geste Ankaras gerne als “osmanisch” missverstanden. Ein Rauchvorhang, der Ankara nur angenehm sein kann, und den Erdogan im Falle Libyens noch verstärkte, indem er vom libyschen “Brudervolk” sprach. Das ist in etwa so logisch, als wenn die Deutschen von den Portugiesen als Brudervolk sprechen würden.
Auch für die Süddeutsche Zeitung ist Erdogans Libyen-Abenteuer ein “Osmanischer Traum” (3-01-20). In Wirklichkeit handelt es sich um eine seit Jahren zäh verfolgte Politik der Unterstützung der islamistischen Milizen in Tripolitanien.
Gegen das UN-Verbot von Waffenlieferungen nach Libyen verstossend, liefert die Türkei seit Jahren per Schiff mehr oder weniger heimlich Waffen und Material nach Tripolis. Dass Erdogan jetzt Truppen und Ausbilder schickt, ist nur ein weiterer Schritt in dieser Richtung. Dennoch sind die Bedingungen jetzt anders, als sie es ursprünglich waren.
Der wesentliche Unterschied liegt in der Rolle des sogenannten libyschen Präsidenten Fayez as-Sarraj, der – ein Mitglied der reichen Bourgeoisie von Tripolis – ursprünglich von den Vereinten Nationen eingesetzt war, um eine Regierung der nationalen Versöhnung zu bilden und die lokalen Ableger des Islamischen Staats und der al-Qaeda zu bekämpfen,
Weitgehend hilflos harrte as-Sarraj monatelang in einem Teil von Tripolis aus, ignoriert und angefeindet von den herrschenden Milizen. Nur die Italiener kamen ihm zuhilfe (weil sie dringend einen libyschen Partner im Kampf gegen die Schleuser brauchten), während die Franzosen mit seinem Gegner, General al-Haftar in der Cyrenaika -- dem Herrscher des Erdöls -- paktierten.
Um sich aus seiner aussichtslosen Lage als zwar machtloser, aber international anerkannter Regierungschef zu befreien, schloss sich as-Sarraj schrittweise den Islamisten an und wurde dadurch zu einem Alliierten der Türken.
Damit ist das ursprüngliche Mandat as-Sarrajs zwar in sein Gegenteil verkehrt worden, doch die internationale Gemeinschaft störte sich nicht daran, so lange ein Schein von Legitimität erhalten blieb.
Dass as-Sarrajs Familie türkischer Herkunft ist, hat der neuen Freundschaft mit Erdogan wohl nicht geschadet. Sollte es den Islamisten mit Erdogans Hilfe gelingen, die Gegenregierung in Tobruk militärisch niederzuringen (was unwahrscheinlich ist), so wären as-Sarrajs Tage gezählt: mit Sicherheit würden ihn die Milizen und Erdogan ausbooten, sobald sie den Schein internationaler Anerkennung nicht mehr brauchen.
Nach den Debakeln der befreundeten Islamisten-Regierungen in Ägypten und im Sudan ist ein von der Moslem-Bruderschaft regiertes Libyen Erdogans Ziel, und war es von Anfang an. Dass man von dort Erdöl und Gas beziehen könnte: ein nützliches Nebenprodukt.
Schon der Titel “Syrien wieder aufbauen” erzeugt Stirnrunzeln. Warum aufbauen? Für wen und mit wem?
Professor Perthes ist nicht irgendwer. Er berät die deutsche Regierung und “ist ein vielgefragter Kommentator in deutschen und internationalen Medien zur deutschen und europäischen Außenpolitik, internationalen Beziehungen und Geopolitik sowie dem Nahen und Mittleren Osten.” Staffan de Mistura holte ihn 2015 sogar als Assistant Secretary General in sein Syrien-Team, das ebenso geschäftig wie erfolglos war.
Nach einer akzeptablen Analyse der gegenwärtigen Lage in Syrien schlägt Perthes eine “Strategie Europas für die syrisch-türkische Konfliktlandschaft” vor. Europa müsse den ungeliebten Diktator Bashar al-Assad erneut als Gesprächspartner akzeptieren und “darüber nachdenken, wie ein Wiederaufbau unterstützt werden kann, der nicht die Regimeklientel bereichert, sondern die Schwächsten schützt und die Rechte der Opfer und Verlierer des Krieges wahrt.”
Wie naiv muss man nach acht Jahren Krieg in Syrien sein, wenn man einen solchen Vorschlag nicht nur der deutschen Regierung, sondern ganz Europa unterbreitet?
Warum sollte Europa helfen, ein russisch-iranisches Kondominium aufzubauen? Die Russen bauen nur Militärbasen in Syrien und die Iraner Schiitenansiedlungen. Was den grossen Rest Syriens anlangt, haben sie kein Geld und – selbst wenn sie es hätten – kein Interesse. Also soll Europa versuchen, den Aufbau zu finanzieren, mit Assad, irgendwie.
Ist Assad an Aufbau interessiert? Sicherlich nicht, damit islamistische Flüchtlinge und Fahnenflüchtige aus dem Ausland oder der inneren Emigration (Idlib) zurückkehren können und, dank Europas Schutz, ihrer in Assads Augen gerechten Bestrafung entgehen.
Assad hat nicht fast ein Jahrzehnt lang unter grossen Opfern Krieg gegen die eigene Bevölkerung geführt, sich manchmal in schier auswegloser Lage befunden, um danach Vorkriegszustände wieder einzuführen. Wie naiv muss man sein, wenn man glaubt, dass Assad verzeihen und vergeben wird? Die Russen werden Assad nicht zur Milde zwingen: ihnen sind die geflohenen syrischen Islamisten und Fahnenflüchtigen bestenfalls gleichgültig. Die vor den Kriegsgreueln geflohenen Assad-Anhänger sind wahrscheinlich schon lächelnd zurückgekehrt, so sie sich nicht inzwischen -- als Flüchtlinge bevorzugt -- eine neue, bessere Existenz in Nachbarländern oder Europa geschaffen haben.
Sicherlich wäre Assad an Europas Geld für seinen Wiederaufbau interessiert, so lange der Preis dafür keine Rückkehr von Islamisten einschliesst. Er weiss, dass Europa und die Türkei unter dem Motto “Heimkehr” gerne Millionen Syrer loswerden wollen. Aber er will sie nicht haben. Vermutlich zieht er ein kaputtes Land, das ihm gehört, einem wiederaufgebauten Land mit Rückkehrern vor. Fehlen ihm Arbeitskräfte für den Aufbau? Kein Problem, Iran kann Massen von schiitischen Ansiedlern aus dem Irak und Afghanistan liefern, die verlässlich Assad-treu wären.
Die Situation ähnelt der der einstigen deutschen Ostgebiete nach Flucht und Vertreibung 1945: ihr Land wird von Anderen in Besitz genommen und kehrt nie wieder zu ihnen zurück.
Und die Türken? Assad hat richtig behauptet, Erdogan sei ein Dieb, der sich syrischen Landes bemächtigt. Das von der Türkei inszenierte Schauspiel um den angeblichen Terrorismus der Kurden und die Notwendigkeit einer Sicherheitszone – wohlgemerkt in Syrien, nicht in der Türkei – verschleiert nur, dass es dem Machthaber in Ankara um zwei Grundanliegen geht: türkischen Geländegewinn und die Chance, syrische Flüchtlinge – die nach Assads Sieg politisch wertlos geworden sind -- in ein Stück Syriens abzuschieben. Dass die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer das türkische Spiel um eine “europäische” Variante bereichern wollte, wirkte grotesk. Regierungsberater Perthes erwähnt ihr Projekt zwar, aber mit grosser Distanz.
Man darf annehmen, dass sich Assad -- sobald er die Islamistenfestung Idlib eingenommen hat -- mit der türkischen “Sicherheitszone” befassen wird, unterstützt oder auch nicht von den vertriebenen Kurden. Ob Putin, dem derzeit der Verkauf des S400 – Raketenabwehrsystems an die Türkei sehr wichtig ist, die türkische Landnahme noch einmal tolerieren wird, ist fraglich. Russland liebt seine Kolonie Syrien, deren Sicherung viel Geld und den Einsatz der modernsten Waffen erfordert hat; Assad ist ein bewährter und treuer Satrap, dem Moskau weiterhin helfen wird.
Ihsan al-Tawil
Rückblick
Um die heutige Lage in Syrien zu verstehen, lohnt es sich, ein wenig in die Vergangenheit zu blicken.
Nach dem II. Weltkrieg herrschten in Nahen Osten vor allem altmodische Monarchien, die das osmanische Erbe weitertrugen. Die Briten bedienten sich dieser Monarchien, die sie mit einigen wenigen Fachleuten regierten, die in den Ministerien für Ordnung und korrekte Zahlen sorgten. Die Söhne der Herrschenden studierten an englischen Schulen und besuchten Sandhurst. So ko-existierte das osmanische System der Wezire, Paschas und Beys mit der britischen Kolonialverwaltung so lange, bis junge Offiziere in Ägypten, Irak und Libyen die Monarchien stürzten und die Kolonialherren nachhause schickten.
In Syrien verlief die Entwicklung anders. Bis 1946 waren Syrien und Libanon als Mandatsgebiet praktisch französische Kolonien – von Frankreich verwaltet ohne die Hilfe einer einheimischen Monarchie, die man stürzen könnte. Die Offiziere gelangten erst am Ende der französischen Herrschaft als Träger einer neuen syrischen Republik an die Macht. Seit damals wird Syrien praktisch ununterbrochen von Militärs regiert.
Kurz nachdem Gamal Abdel Nasser 1953 König Faruk von Ägypten ins Exil schickte, wurde in Syrien der Militärherrscher Adib Shishakli gestürzt mit Hilfe einer neuen Partei “Al-Baath”. Doch erst 1963 gelang dem Baath unter der Führung von Michel Aflaq und Salah Bitar die volle Übernahme der Macht, die er bis heute behalten hat. 1970 putschte sich der Verteidigungsminister des Baath, Hafez al-Assad, an die Spitze. Heute regiert sein Sohn Bashar.
Die Franzosen teilten Syrien nach der Abtrennung des Libanon (der gegründet wurde, um der christlichen Minderheit einen eigenen Staat zu geben) in fünf Provinzen: Provinz Damaskus; Provinz Aleppo, den Alawiten-Staat um Latakia, die Drusen-Berge im Süden und den Sandschak von Alexandrette, den die Franzosen später den Türken abtraten und der nun Provinz Hatay heisst mit der Stadt Iskenderun. Bis heute hat Syrien seine Ansprüche auf Hatay samt Iskenderun/Alexandrette nicht aufgegeben: die neue türkische “Sicherheitszone” in Nordsyrien wird von Syrern wohl jeder Couleur als ein Landraub Modell Hatay verstanden.
Der von dem Christen Michel Aflaq gegründete Baath war auch im Irak erfolgreich, nachdem Abdel Karim Kassem den König Feisal II. und seinen Wezir Nuri as-Said an Laternenpfählen aufhängen liess. Sein Gefährte und Nachfolger Abdul Salaam Aref führte den Baath als Staatspartei ein; eine Rolle, die im Prinzip bis zum Ende Saddam Husseins Bestand hatte.
Der 1947 in Syrien gegründete Baath ist eine laizistische, sozialistische und panarabisch-orientierte Bewegung. Er steht damit in scharfem Gegensatz zu der 1928 in Ägypten von Hassan al-Banna gegründeten Moslem-Bruderschaft, die den Beginn des Islamismus als politischem Islam bedeutete. Im Laufe der Jahrzehnte trat die Gegnerschaft dieser beiden Bewegungen immer deutlicher zutage.
Während in Gamal Abdel Nassers Tagen der Panarabismus die Gemüter erhitzte, war von der künftigen Rolle der Religion wenig zu spüren. Nur die Landfrauen trugen Kopftuch; in Marsa Matruh und Beirut wurde im Bikini gebadet. Damaskus war eine elegante, westlich orientierte Stadt, in der man gerne französisch sprach. Doch als Khomeini 1979 die Monarchie im Iran stürzte und die religiösen Bewegungen im ganzen Nahen Osten inspirierte, begann in Syrien eine Revolte der von den Moslembrüdern geführten sunnitischen Bevölkerung gegen den Laizismus des Baath und die Herrschaft der Minderheiten, vor allem der eher schiitisch orientierten Alawiten der Sippe Assad. Der Konflikt kulminierte 1982 in dem Massaker von Hama, als Hafiz al-Assad die Hochburg der Moslembrüder beschiessen liess und die Zahl der Toten auf 10.000 bis 25.000 geschätzt wurde.
Nach dem Blutbad von Hama herrschte jahrelang Grabesruhe in Syrien. Das paranoid gewordene System führte ein chinesisch-anmutendes Kontrollsystem ein, das die Informations- und Meinungsfreiheit der Bürger streng limitierte. Als Hafez al-Assad 2000 starb, wurde sein Sohn – der nette Augenarzt – auf den Thron gehoben, und ein kurzer Damaszener Frühling folgte. Schon Ende 2001 wurden wieder Kontrollen eingeführt; Oppositionsfiguren tauchten auf und verschwanden in Gefängnissen. 2011 begannen dann erste, vom Arabischen Frühling ermutigte und anfänglich noch friedliche Demonstrationen. Doch nach kurzem Zögern schlug die Regierung zu, mit aller Härte. Danach folgte der Bürgerkrieg.
Obwohl die ersten Demonstrationen von unterschiedlichen Gruppen getragen wurde, verdächtigte das Regime als Hauptaktor den wieder erstarkten Erzfeind – die Moslembrüder. In der Retrospektive war die erste Analyse des Geschehens – das Regime antwortet auf die Herausforderung durch die Demonstranten – möglicherweise falsch. Man kann eher vermuten, dass die Demonstranten in eine offene Falle liefen: dass die Regierung Assad mit Demonstrationen rechnete und sie als willkommenen Anlass nutzte, um erneut ein Blutbad unter den Moslembrüdern und ihre Helfern anzurichten.
Dass Aufstände mit äusserster Brutalität unterdrückt werden müssen, haben die Syrer – nicht nur Vater und Sohn Assad -- von den Franzosen während der Mandatszeit gelernt. Wieder einmal hat die Entwicklung ihnen Recht gegeben, wenn auch zu dem Preis, dass Syrien seine Selbständigkeit an Russland und Iran verloren hat. Klar ist jedenfalls, dass Assad und der Baath alles tun werden, um die Rückkehr der Moslembrüder und ihrer frommen Gefolgschaft nach Syrien zu verhindern.
Fazit
Es gibt mehrere Gründe, warum syrische Flüchtlinge nicht in ihre Heimat zurückkehren:
– Sie haben alles verloren in Syrien und haben nichts mehr, wozu und wohin sie zurückkehren könnten;
– Sie sind froh, aus diesem grauenvollen Land geflohen zu sein und freuen sich, woanders eine neue, vielleicht sogar bessere Existenz zu gründen;
– Sie leben im Ausland kümmerlich von Wohltätigkeit und hätten nicht die Mittel um zurückzukehren und dort erneut eine Existenz aufzubauen;
– Sie trauen der Lage nicht und warten lieber ab;
– Sie haben Angst;
– Sie vemuten oder wissen, dass sie auf Assads Straflisten stehen und trauen sich nicht heim;
– Sie hassen Assad und sein Sunniten-feindliches System;
– Sie glauben, dass der Kampf gegen Assad und für den Dschihad im Ausland weiter geführt werden muss und Kämpfer und Opfer verlangt.
Was auch immer die Gründe sind, die die grosse Mehrheit der Exilsyrer an der Heimkehr hindern: sie bedeuten, dass die Nachbarländer und Europa de facto neue Heimal für Millionen Syrien-Flüchtlinge geworden sind.
Sie sind da, und sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach bleiben. Über diese Tatsache müssen sich die Länder und ihre Regierungen klar werden. Die Syrer bedeuten nicht nur ein wirtschaftliches und soziales Problem: sie sind auch politisch problematisch.
Die Mehrheit der nunmehr Zurückbleibenden – egal ob Lagerbevölkerung oder frei lebend – ist streng gläubig und viele von ihnen sind mehr oder weniger aktive Islamisten, und sei es auch nur mit Posts im Internet. Sie bilden eine potentielle Beute für radikale Einflüsterer.
Die Wirtsländer sind gut beraten, sich schnellstens von der Flüchtlings-Illusion zu trennen. Wer nicht zurückkehren kann oder will ist kein Flüchtling mehr, kein Asylant mehr, sondern ein Einwanderer1). Die eingewanderten Syrer sollten schleunigst und gründlich in ihre neue Heimal integriert werden. Es empfiehlt sich, die vorhandenen Lager aufzulösen und auch ausserhalb der Lager neuerliche Ghetto-Bildung zu vermeiden.
Die anstehende Integration von Millionen Einwanderern erfordert nicht nur Finanzierung und politische Überwachung, sondern auch Vorkehrungen für das schnelle Wachstum der exilsyrischen Bevölkerung. Frömmigkeit und Lagerleben sind einerseits zwei demografisch besonders wirksame Faktoren; andererseits bietet die Kinderschar gute Chancen für schnelle und wirksame Integration auch der Elterngeneration.
Im Vergleich zu Einwanderern aus anderen Ländern zeichnen sich Syrer erfahrungsgemäss durch bessere berufliche Qualifikation und Bildung aus: ein Vorteil, der ihre Integration erleichtern sollte.
Heinrich von Loesch
1)Die neue Lage der Syrer im Ausland ähnelt der der sogenannten Displaced Persons (DP) nach dem II. Weltkrieg. Nach dem I. Weltkrieg wurde für heimatlos gewordene Personen den Nansen-Pass eingeführt; eine Möglichkeit, die für die Exil-Syrer interessant ist, weil man erwarten muss, dass die Regierung die im Ausland lebenden Bürger schikanieren wird.
Wie das geht, zelebriert derzeit Eritrea. Wenn Auslandseritreer (grossteils Fahnenflüchtige) ihre Papiere erneuern müssen, fordern die Konsulate regelmässig höhere Zahlungen und oft auch Spionagedienste.
Sollte Syriens Regierung ähnlich agieren, so wären Exilsyrer gut beraten, ihre Nationalität zu wechseln, soweit das möglich ist.
Nine human species walked the Earth 300,000 years ago. Now there is just one. The Neanderthals, Homo neanderthalensis, were stocky hunters adapted to Europe’s cold steppes. The related Denisovans inhabited Asia, while the more primitive Homo erectus lived in Indonesia, and Homo rhodesiensis in central Africa.
Several short, small-brained species survived alongside them: Homo naledi in South Africa, Homo luzonensis in the Philippines, Homo floresiensis (“hobbits”) in Indonesia, and the mysterious Red Deer Cave People in China. Given how quickly we’re discovering new species, more are likely waiting to be found.
By 10,000 years ago, they were all gone. The disappearance of these other species resembles a mass extinction. But there’s no obvious environmental catastrophe – volcanic eruptions, climate change, asteroid impact – driving it. Instead, the extinctions’ timing suggests they were caused by the spread of a new species, evolving 260,000-350,000 years ago in Southern Africa: Homo sapiens.
The spread of modern humans out of Africa has caused a sixth mass extinction, a greater than 40,000-year event extending from the disappearance of Ice Age mammals to the destruction of rainforests by civilisation today. But were other humans the first casualties?
We are a uniquely dangerous species. We hunted wooly mammoths, ground sloths and moas to extinction. We destroyed plains and forests for farming, modifying over half the planet’s land area. We altered the planet’s climate. But we are most dangerous to other human populations, because we compete for resources and land.
History is full of examples of people warring, displacing and wiping out other groups over territory, from Rome’s destruction of Carthage, to the American conquest of the West and the British colonisation of Australia. There have also been recent genocides and ethnic cleansing in Bosnia, Rwanda, Iraq, Darfur and Myanmar. Like language or tool use, a capacity for and tendency to engage in genocide is arguably an intrinsic, instinctive part of human nature. There’s little reason to think that early Homo sapiens were less territorial, less violent, less intolerant – less human.
Optimists have painted early hunter-gatherers as peaceful, noble savages, and have argued that our culture, not our nature, creates violence. But field studies, historical accounts, and archaeology all show that war in primitive cultures was intense, pervasive and lethal. Neolithic weapons such as clubs, spears, axes and bows, combined with guerrilla tactics like raids and ambushes, were devastatingly effective. Violence was the leading cause of death among men in these societies, and wars saw higher casualty levels per person than World Wars I and II.
Old bones and artefacts show this violence is ancient. The 9,000-year-old Kennewick Man, from North America, has a spear point embedded in his pelvis. The 10,000-year-old Nataruk site in Kenya documents the brutal massacre of at least 27 men, women, and children.
It’s unlikely that the other human species were much more peaceful. The existence of cooperative violence in male chimps suggests that war predates the evolution of humans. Neanderthal skeletons show patterns of trauma consistent with warfare. But sophisticated weapons likely gave Homo sapiens a military advantage. The arsenal of early Homo sapiens probably included projectile weapons like javelins and spear-throwers, throwing sticks and clubs.
Complex tools and culture would also have helped us efficiently harvest a wider range of animals and plants, feeding larger tribes, and giving our species a strategic advantage in numbers.
The ultimate weapon
But cave paintings, carvings, and musical instruments hint at something far more dangerous: a sophisticated capacity for abstract thought and communication. The ability to cooperate, plan, strategise, manipulate and deceive may have been our ultimate weapon.
The incompleteness of the fossil record makes it hard to test these ideas. But in Europe, the only place with a relatively complete archaeological record, fossils show that within a few thousand years of our arrival , Neanderthals vanished. Traces of Neanderthal DNA in some Eurasian people prove we didn’t just replace them after they went extinct. We met, and we mated.
Elsewhere, DNA tells of other encounters with archaic humans. East Asian, Polynesian and Australian groups have DNA from Denisovans. DNA from another species, possibly Homo erectus, occurs in many Asian people. African genomes show traces of DNA from yet another archaic species. The fact that we interbred with these other species proves that they disappeared only after encountering us.
But why would our ancestors wipe out their relatives, causing a mass extinction – or, perhaps more accurately, a mass genocide?
https://images.theconversation.com/files/301300/ 13,000-year-old spear points from Colorado. Chip Clark, Smithsonian Institution
The answer lies in population growth. Humans reproduce exponentially, like all species. Unchecked, we historically doubled our numbers every 25 years. And once humans became cooperative hunters, we had no predators. Without predation controlling our numbers, and little family planning beyond delayed marriage and infanticide, populations grew to exploit the available resources.
Further growth, or food shortages caused by drought, harsh winters or overharvesting resources would inevitably lead tribes into conflict over food and foraging territory. Warfare became a check on population growth, perhaps the most important one.
Our elimination of other species probably wasn’t a planned, coordinated effort of the sort practised by civilisations, but a war of attrition. The end result, however, was just as final. Raid by raid, ambush by ambush, valley by valley, modern humans would have worn down their enemies and taken their land.
Yet the extinction of Neanderthals, at least, took a long time – thousands of years. This was partly because early Homo sapiens lacked the advantages of later conquering civilisations: large numbers, supported by farming, and epidemic diseases like smallpox, flu, and measles that devastated their opponents. But while Neanderthals lost the war, to hold on so long they must have fought and won many battles against us, suggesting a level of intelligence close to our own.
Today we look up at the stars and wonder if we’re alone in the universe. In fantasy and science fiction, we wonder what it might be like to meet other intelligent species, like us, but not us. It’s profoundly sad to think that we once did, and now, because of it, they’re gone.
Es gibt zur Zeit rund 7,695 Milliarden Menschenwesen auf der Erde, gemäss unserer einschlägigen Statistik. Wie viele davon sind Menschen im vollen Sinne der Kategorie, und wie viele sind einfach nur Wesen?
Mein Freund Karl weigerte sich zeitlebens, eine Uhr zu tragen. Darauf angesprochen sagte er: Ich brauche keine Uhr. Ich weiss immer, wieviel Uhr es ist. Karl war Künstler, trug nur weisse Kleidung und bewältigte das moderne Erwerbsleben ohne Uhr. Ohne Handy. Ohne PIN und TAN. Ohne Kreditkarte. Ohne Email-Adresse. Ohne Facebook-Eintrag. Ohne Paypal-Konto. Mit anderen Worten: gemäss modernen Kriterien war Karl gar kein Mensch. Was dann also?
Ein Wesen. Wesen sind jene schemenhaften Figuren, von denen man keine noch so schwache Spur im Internet findet. Nicht bei Facebook, nicht bei Wikipedia, nicht bei Heritage.com, nicht im Telefonregister. Laut Internet hat der unlängst verstorbene Karl nie existiert. Niemand hat über ihn den Wikipedia-Eintrag geschrieben, den er verdient hatte. Traurig.
Wie unsere Statistik zeigt, nimmt die Zahl der Menschenwesen Tag für Tag rapide zu. Frage an die Statistiker: wer vermehrt sich schneller -- die Menschen oder die Wesen?
Um Mensch zu werden, muss man Voraussetzungen erfüllen; in jedem Land andere. In Italien braucht man den Codice Fiscale, die Steuernummer. In Deutschland geht ohne smartphone bald nichts mehr. In USA braucht man die social security number und den Führerschein. Aber wie wird man Mensch, wenn man kein Auto hat und nicht fahren kann? No problem, man beantragt ein Führerschein-Ersatz-Dokument !
Und, und. Um ein saudisches Visum zu bekommen braucht man einen (christlichen!) Taufschein oder ein äquivalentes Dokument einer anderen Religion. Denn für die Saudis sind Religionslose noch schlimmer als Christen oder Juden, keine Menschen gewissermassen. In Amerika ist es umgekehrt: wer als Moslem oder mit einem moslemisch klingenden Namen behaftet einreisen will, riskiert Verhör, Verhaftung und unfreiwilligen Rückflug.
Tja, Mensch zu sein ist nicht leicht. Vielleicht ist das Leben der Wesen doch bequemer. Vielleicht könnte man mal versuchen, einen Tag ohne Uhr zu bewältigen. Nur mal so.