Man staunt: Rom vierzig Jahre jünger! Die grosse Stadtreinigung namens Corona hat die Touristen und ihre Busse verschwinden lassen. Parkplatz gibt es, wo nie einer zu finden war, Der Verkehr ist so dünn wie vor Jahrzehnten, vor allem jetzt gegen Monatsende, wenn das Geld fürs Benzin fehlt. Die Autos und Motorräder sind noch alle da, geparkt in den Wohnvierteln.
Die meisten der chinesischen Souvenirläden bei den Sehenswürdigkeiten sind geschlossen, ebenso die zahllosen Eisdielen, Pizzerien und Mini-Restaurants. Rostige Rolläden verbergen die Symbole des Massentourismus.
Ferruccio, ein befreundeter Antiquitätenhändler in der Via dei Coronari ist Pessimist. “Es kommt nie wieder, wie es war.” Er steht vor seinem Laden auf der Strasse. Es ist Freitag nachmittag, die beste Verkaufszeit: kein Kunde in Sicht. Anders Italo, der wohl älteste Händler in der Via dei Banchi Vecchi: “Der Antiquitätenhandel überlebt, der hat immer Kundschaft.” Beide Strassen litten jahrelang unter dem Vordringen des Billigtourismus mit seinen Modelädchen und Snackbars. Ohne die Touristen sind die Römer zwar wieder unter sich, aber Frohsinn will nicht aufkommen. “Die Wirtschaft liegt am Boden”, meint Ferruccio,”und wird nicht wieder.”
Nun gibt es Momente, die an das alte Rom der Dolce Vita erinnern. Die elegante Bourgeoisie taucht wieder auf, die sich lange Zeit vor dem Massentourismus verkrochen hatte. Elegante junge Paare, die durch die Altstadt flanieren wie einst auf der Via Veneto. Sie vielleicht ein Modell, so selbstsicher auftretend wie Ivanka Trump. Er im klassischen dunkelblau-weissen Segeldress. Anita Ekberg rediviva? Audrey Hepburn hat die Vespa aber gegen einen Elektroroller getauscht, mit dem sie graziös ihrem Cicisbeo hinterherfährt, Gregory Peck mutmasslich.
Statt Audrey Hepburn bezaubert ein anderer Star aus Übersee derzeit die Römer: Tom Cruise. An drei Stellen in der Stadt sind Strassen gesperrt, damit Cruise Auto=Verfolgungsjagden in rasendem Tempo filmen kann, bis zu zwanzig Mal die gleiche Szene. Nebenher grüsst Cruise die Römer auf italienisch und mit Gesichtsmaske; das Volk jubelt artig. Für einen Blick auf Tom Cruise warten sie brav an den Strassensperren. Und das zwei Wochen lang.
Keine Frage: für die klassischen Rombesucher und Pilger ist das Virus ein Geschenk. Auch fällt auf, dass die Stadt sauberer, ordentlicher geworden ist. Die Monate des Lockdown und der Krise haben Rom offenbar viel Schmutz erspart. Selbst überraschend viele Strassen sind neu asphaltiert worden.
Die Kehrseite der Medaille wird in den nächsten Wochen sichtbar werden, wenn die Arbeitslosenhilfen der Cassa Integrazione auslaufen. Dann werden die Schlangen vor der Essensausgabe der Klöster und Stiftungen noch länger werden als sie es schon sind.
Erstaunlich ist, dass die zigtausende Zuwanderer aus Asien und Afrika == legal und illegal -- die Krise bislang überstanden haben. Sie scheinen alle noch da zu sein: die Bangladeshi, die Araber, die Afrikaner, die fliegenden Kleiderhändler, die freiwilligen Tankwarte, die Scheibenwischer an den Kreuzungen.
“Die Ausländer werden durchgefüttert vom Staat, bekommen Unterkunft, Essen und Taschengeld, während unsere Rentner mit 400 Euro im Monat hungern”, meint Arturo, der einen Stand am Markt der Conca d’Oro betreibt. Während er über die Ausländer schimpft, verrichtet Mahmud, sein Bangladeshi-Gehilfe die Arbeit, die Arturo als Behinderter nicht mehr leisten kann.
Kann Mahmud genug italienisch, um die Tiraden des Chefs zu verstehen? Ich schaue ihn an, er verzieht keine Miene. Er kennt wohl seinen Chef. Nicht viele Bangladeshi in Rom haben einen halbwegs festen Job.
Benedikt Brenner
Update
Das Ende des Monats ist erreicht, die Löhne und Gehälter sind gezahlt, und der Römer Verkehr ist über Nacht wieder “normal” geworden. Was Räder hat, ist wieder auf der Strasse und die Parkstreifen sind voll, voll, voll. Man könnte meinen, dass gerade die Wirtschaft wieder anspringt. sähe man nicht hunderte von Verkaufs- und Vermietschildern an Läden, Pizzerien und Restaurants. Wer je von einem Lädchen in Rom träumte, vielleicht mit Sicht auf den Lateran oder das Kolosseum – er oder sie hat jetzt die Qual der Wahl.
An den bancarelle, den fliegenden Ständen am Strassenrand mit ihren Minipreisen brummt hingegen das Geschäft. Statt in den Modeboutiquen des Zentrums dickes Geld zu lassen, decken sich die Römerinnen bei den Bangladeshi mit Second-Hand-Ware und Billigartikeln vom Grabbeltisch ein. Gratis gibt es dazu bengalische Musik mit lasziven Damenstimmen aus dem Hallraum. Überhaupt die Bangladeshi! Nurul, Inhaber eines Stands, verrät, dass es 30-40.000 seiner Landsleute in Rom gibt. "Sie sind überall. Es gibt so viele, dass der Wettbewerb unter ihnen hart ist. Mit unseren niedrigen Preisen machen wir den Handel kaputt", meint er lächelnd. Und natürlich alles steuerfrei.
"Immerhin zahlt der Standvermieter Steuern auf seine Einnahmen", sagt Nurul. Stimmt auch nur teilweise, denn die beiden Römer bancarelle-Dyopolisten Tredicine und Proietti haben derzeit Fiskus und Kriminalpolizei am Hals wegen ihrer wenig orthodoxen Praktiken.
"So viele Ausländer", sagt Nurul. Die Chinesen haben ihren eigenen Radiosender, der volkseigene Musik abspult. Die Rumänen haben mehrere Zeitungen. Und die Restaurants? Was auch immer das Menü bietet: die Italiener arbeiten vorne, wo Kontakt mit den Kunden vonnöten ist. In der Küche, unsichtbar, werkeln die extracomunitari, die Nicht-Europäer. Sie produzieren fleissig und still die echte römische Küche. Manche unter ihnen, wenn sie gut italienisch können, dürfen auch vorne bedienen, in den billigeren Pizzerien und Restaurants.
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Zum dritten Mal befasst sich die Deutsche Rundschau mit den Abenteuern der Evangelischen Kirche im Mittelmeer. Zweimal ist die Kirche gewarnt worden. Nun ist die Katastrophe wie erwartet eingetreten. Das Schiff der Kirche und ihrer Mitabenteurer in der NGO Sea Eye, die Alan Kurdi, irrt durch das Meer auf der Suche nach einem Hafen. Italien lehnt ab, Malta sowieso; nur Marseille – von wo die Alan Kurdi gestartet war – erklärt sich bereit, das Schiff anlanden zu lassen und die Bootsleute aufzunehmen. Paris aber verbietet das und schickt die Alan Kurdi zurück nach Italien.
Das alles war vorhersehbar und vorhergesagt. Von Anfang an haben wir empfohlen, die aus Seenot geretteten Bootsleute (Flüchtlinge oder Migranten) auf kürzestem Wege nach Deutschland zu verbringen. Italien würde sich sicherlich nicht weigern, die Alan Kurdi in, sagen wir, Porto Empedocle anlanden zu lassen, wenn die Bootsleute direkt vom Hafenkai – ohne italienischen Boden zu betreten – zum Flughafen Agrigent gefahren und von dort entweder mit der Luftwaffe oder mit Chartermaschinen (die es gegenwärtig billig im Überangebot gibt) nach Deutschland geflogen würden.
Der Bund sollte Verantwortung übernehmen für die Abenteuer seiner parastatalen Institution, der Evangelischen Kirche, und ihr mit der Luftwaffe zu Hilfe kommen. Wenn er das nicht tut, handelt er genauso verantwortungslos wie die Kirche an den 125 Bootsleuten, die nun verzweifelt auf der Alan Kurdi erfahren müssen, dass sie menschlicher Müll sind, den niemand haben will. Italien nicht, Frankreich nicht, und Deutschland bislang auch nicht.
Menschen, die Gefangene einer Organisation von Abenteurern sind, die ihnen Rettung versprach und sie nicht liefern kann, weil sie vergessen hat, die erwartbaren Folgen ihres Handelns zu überdenken. Bedford-Strohm ist nicht Carola Rackete. Wenn sich am Ende doch ein Küstenstaat erbarmt und die Bootsleute herein lässt, wird der Bischof seine Lektion hoffentlich gelernt haben und sich mit Berlin absprechen, bevor er die Alan Kurdi in ein weiteres Abenteuer schickt.
Heinrich von Loesch
Update
Sardinien hat sich erbarmt. Aber nur für drei, vier Tage Schutz vor dem Sturm bei einer Insel ausserhalb von Arbatax, ohne anlegen, ohne Ausschiffung der Passagiere: Danach geht die Odyssee weiter.
Update II
Rom gestattet die Ausschiffung der Passagiere und erklärt, 80 Prozent von ihnen würden in andere Länder weitergeleitet. Heftige Proteste der Lega.
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Reichertshausen ist ein hübsches Dorf im nördlichen Oberbayern. Zwei Wirte, zwei Metzger, ein Seniorenheim, ein Golfplatz und eine Burg, Schloss genannt, um deren Zinnen Greifvögel kreisen. Rundum Wälder und mittendurch eine verkehrsstarke Bundesstrasse. Bemerkenswert ist auch, was Reichertshausen nicht hat: keine Industrie. keinen scheusslichen Gewerbepark, keine Tier-Grossproduktion mit angeschlossener Biogasanlage. Allerdings hat Reichertshausen ein neues Wahrzeichen, eine Akropolis: einen Konsumtempel hoch auf einem Hügel das Dorf überblickend, im eleganten Spät-Supermarktstil errichtet.
Und noch ein bedeutendes Gebäude gibt es am Dorfrand: die Gemeindebücherei von 2008, vierzig Meter Glasfensterfront, in der sich Bäume, Büsche und das liebliche Ilmtal spiegeln. So verlockend ist das Spiegelbild, dass sich laufend Vögel irren und im vollen Flug gegen die Scheiben knallen, fast immer mit tödlichem Ergebnis.
Foto: G. Dahrmann 4/9/20. Dr. Dahrmann betont, dass alle Vögel, die an der Bücherei umgekommen sind, gesund waren.
Wie viele Vögel sind bisher zu Tode gekommen? Rechnet man vorsichtig mit einem Vogeltod alle vier Tage, dann haben seit Erbauung des modernen Glaspalasts, auf den die Gemeinde sicherlich stolz ist, schon über tausend Vögel ihr Leben gelassen. Ein vom 21. August bis zum 1. September 2020 geführtes Tagebuch zeigt, dass an der Bücherei in 12 Tagen 6 tote Vögel gesehen und fotografiert wurden. Die Häufung mag natürlich zufällig oder saisonbedingt sein.
Die Glasfronten fangen viel Licht ein; die Vogelopfer sind gewissermassen der Beifang. Während man im Meer den unerwünschten Beifang zurückwirft ins Wasser, landet der Vogelbeifang in der Mülltonne, so sich nicht ain anderes Tier um die Bestattung kümmert.
In den USA kommen jedes Jahr bis zu 1 Milliarde Vögel bei Kollisionen mit Gebäuden ums Leben. Und Chicago, das an der Mississippi Flyway, einer der vier großen Nord-Süd-Zugrouten, liegt, gehört zu den gefährlichsten Orten für Vögel. In diesem Jahr starben an einem einzigen Tag mindestens 1.000 Vögel bei Kollisionen mit einem einzigen glasüberdachten Gebäude. In New York, das an der atlantischen Flugroute liegt, überfliegen Hunderte von Vogelarten die Skyline und Zehntausende sterben jedes Jahr.
Während die Ausleihzahlen der Bücherei trotz Wachstums der Gemeindebevölkerung sinken, weiss man nichts über die Zahlen der Vogelopfer, denn die Gemeindeverwaltung führt keine diesbezügliche Statistik, Zumal auch bislang nichts unternommen wird, um diese Zahlen zu senken.
Spricht man die Gemeinde auf den multiplen Vogeltod an, so reagiert sie erstaunt und findet Gründe, warum Vögel zu Tode kommen könnten, ohne Selbstmord an den Büchereifenstern zu begehen. Aber natürlich wolle man nun eine Lösung für das Problem finden, und man habe auch schon einen Experten kontaktiert, einen Vogelspezialisten, der – wie praktisch – in Reichertshausen wohnt.
Der Experte, Prof. Hans Leppelsack bestätigt, dass ihn die Gemeindeverwaltung angesprochen hat, und meint: Ich habe mich bereits mehrfach an verschiedenen Orten in Deutschland um die Problematik gekümmert und sehe durchaus eine Möglichkeit einer zeitnahen Lösung.
Das ist erfreulich und klingt vielversprechend, nur: warum ist in den bisherigen zwölf Jahren der Existenz des Büchereigebäudes nichts geschehen? Weil die Gemeinde den Fachmann nicht angesprochen hat?
Betrachtet man das fragliche Gebäude, so fällt auch dem Laien eine Möglichkeit auf, wie das Problem der Spiegelung angegangen werden könnte: Alle vier grossen Fensterwände der 40=Meter-Front besitzen nämlich Aussenjalousien, Werden die Jalousien herab gelassen und die Lamellen so angewinkelt dass maximal Licht in die Räume fällt, dann wären die Fensterwände bei geringem Helligkeitsverlust komplett entspiegelt. Ein entsprechendes Ansinnen an die Gemeindeverwaltung wurde mit dem Argument des Helligkeitsbedürfnisses der Büchereinutzer abgewiesen. Wohl könnten die Aussenjalousien auch aus einem anderen Grunde nicht als Dauerlösung dienen, denn ihre Bedienung würde wahrscheinlich nach kurzer Zeit vergessen werden.
Foto: Dahrmann 10/9/20 Bücherei im Morgenlicht: Jalousien eingerollt, Sonne blendet Vögel im Anflug, Fenster spiegeln helle Landschaft
In der Praxis sieht es wie folgt aus: die Jalousien werden nur bei Sonnenschein herunter gelassen, wenn die grosse Helligkeit offenbar vom Büchereipersonal als störend empfunden wird. Wenn gegen Abend das Sonnenlicht schwindet, werden die Jalousien (wahrscheinlich automatisch) eingerollt, so dass am nächsten Morgen – wenn die Vögel den neuen Tag besingen – die Fensterfronten spiegeln und die Vögel anlocken. Übrigens brennen während der kurzen Öffnungszeiten der Bücherei (13 Stunden pro Woche) zahlreiche starke Lampen in den Räumen, egal welches Tageslicht herrscht.
Ein weiteres Problem stellen die Fenster des Erdgeschosses dar, an denen Vögel ebenfalls sterben. Diese Fenster besitzen keine Aussenjalousien, nur Innenvorhänge, die mal vorgezogen werden, mal nicht. Eine ähnliche Problematik betrifft auch den nahe gelegenen Kindergarten, dessen Fenster Vögel anlocken. Zwar hilft es, wenn Kinder die Fenster dekorieren, doch wenn die Fenster geputzt werden, wird die Dekoration auf Wochen hinaus entfernt.
Bislang wirkt die Haltung der Gemeindeverwaltung und der Bücherei wenig ermutigend. Bislang kein Wort des Bedauerns über die Leiden der Vögel; kein Bedauern für die Kinder, die das Sterben der Tiere miterleben müssen und davon möglicherweise traumatisiert werden. Sie hören den Knall des Aufpralls am Fenster, sehen den Vogel womöglich mit blutendem Schnabel noch eine Weile reglos sitzen und dann umfallen, tot.
Bislang war die Gemeinde auch eher schmallippig in der Mitteilung von Informationen. Aber das alles kann sich ja noch ändern. Zumindest darf man das hoffen.
Bemerkenswert ist, dass etliche Bürger Reichertshausens, wenn man sie beim Spaziergang trifft, die Ansicht äussern, es gebe jetzt weniger Vögel als früher und einige Arten seien ganz verschwunden. Solche anekdotischen Beobachtungen sind natürlich mit Vorsicht zu werten.
Reichertshausens Bücherei ist nur ein kleines Beispiel der Glasarchitektur, die in jüngeren Jahrzehnten Deutschlands Ortschaften und Städte umgestaltet hat. Wie unter der Lupe kann man in dem bayerischen Dorf das Ergebnis dieser Baumode sehen.
Erst vor kurzem hat sich das Zweite Deutsche Fernsehen mit dem Thema Vogelschutz befasst und schreibt in einer Dokumentation:
“In Berlin sterben immer mehr Vögel durch den Flug gegen Glasfronten von Hochhäusern. Claudia Wegworth und Werner Schulz untersuchen die dramatische Zunahme. Eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Vogelwarten schätzt, dass allein in Deutschland jedes Jahr mehr als 100 Millionen Vögel auf diese Art sterben. Für Claudia Wegworth ein völlig unnötiges Desaster: "Das Problem betrifft alle Vogelarten, dabei wäre es leicht in den Griff zu bekommen. Zum Beispiel mit überarbeiteten Bebauungsplänen, die Vogelschutz an Gebäuden vorschreiben." Doch auch für bereits bestehende Glasfassaden gibt es Lösungen: moderne Folien, die das Glas für Vögel sichtbar machen. Aufgeklebte Greifvogelsilhouetten allerdings helfen den Vögeln entgegen der landläufigen Meinung nicht.”
Solche Folie kostet laut ZdF-Bericht 50 Euro pro Quadratmeter. Kalkuliert man die Fensterfläche der Bücherei mit 10x40 m, so würde die Folie 20.000 Euro kosten.
"Ein für die Gemeinde Reichertshausen vermutlich zu verkraftender Betrag. Für die Montage verfügt man über einen Bauhof mit Geräten und Arbeitern", sagt Dr. Gudrun Dahrmann, eine Tierärztin, die angeblich für hunderte von Euro ganzjährig Reichertshausens Vogelwelt füttert und mit wachsendem Ingrimm seit Mai die Vogelleichen vor der Bücherei fotografiert.
"Wenn die Gemeinde nichts tut, muss man selbst aktiv werden", sagt sie und klebt Kreise von statischen Transparenzfolien aussen auf die besonders gefährlichen Erdgeschossfenster des Büchereigebäudes -- vielleicht mit Erfolg, wie sie meint, soweit einzelne Folien nicht von Unbekannt entfernt werden.
Reichertshausen ist, wie gesagt, ein hübsches Dorf. Schade, dass sein Image unter dem vermeidbaren Tod seiner Vögel leidet. Pikant ist, dass vor etwa zwei Jahren die Gemeindeschule mit grossem Brimborium in den Ilmauen in etwa hundert Meter von der Bücherei entfernt ein Insektenhotel im Rahmen eines Bienenprojekts aufgestellt hat mit der Aufschrift Wir helfen....und Du?
Tja, Insekten sind angesagt, Vögel offenbar nicht. Gemeinde....und Du?
Update, 18.9.
Heute wurden alle Folien-Aufkleber, die Frau Dahrmann an den Erdgeschossfenstern angebracht hatte, entfernt, vom Personal der Mensa, wie Kinder berichten. Saubere Scheiben und freier Flug den Vögeln!
Dr. Dahrmann betont, dass während der Tage, in denen die Folien an den Erdgeschossfenstern hefteten, keine Vogeltode zu verzeichnen waren. Wie die Aufschlagstellen an diesen Fenstern zeigen, scheinen die Parterrefenster besonders gefährlich für die Vögel zu sein. Dann wären unterschiedlich grosse Folienpunkte oder -kreise gerade auf diesen Fenstern ein relativ einfacher und billiger Weg, das Problem anzugehen, vermutet Frau Dahrmann.
Update, 19.9.
Das Lokalblatt Pfaffenhofener Kurier hat sich heute unter dem Titel Tödlicher Irrtum kritisch mit dem Vogeltod in Reichertshausen auseinandergesetzt. Frau Dahrmann wird mit der Empfehlung zitiert:
Zum Beispiel könne man außen viele Muster mit Folie anbringen oder die Jalousien runterlassen, wenn die Bücherei geschlossen ist.
Letzteres sei nicht nur wegen der Windproblematik keine gute Lösung, sagt (Reichertshausener) Bürgermeister Erwin Renauer, heisst es in dem Artikel.
Windproblematik? Am 26. August notiert mein Tagebuch:
Überraschung! Am Nachmittag waren die Aussenjalousien von drei der grossen Fensterfronten der Bücherei herunter gelassen, und das obwohl gerade der Sturm Kirsten durch den Ort zog. Offenbar sind diese Jalousien nicht sonderlich windempfindlich.
Bürgermeister Renauer wird weiter zitiert:
Wenn man eine Folie komplett an der Glasfront anbringen lassen wolle, koste das rund 25000 Euro, für die Teilfläche müsse die Gemeinde 4000 bis 6000 Euro zahlen. In der nächsten Sitzung soll über die Teilfläche entschieden werden, so Renauer.
25.000 Euro? Eine übertriebene Kostenchätzung sollte offenbar den Gemeinderat entmutigen, damit er einer fragwürdigen Teillösung bei der nächsten Sitzung zustimmt.
Wobei die Folie, über die die Gemeinde entscheidet, auch nicht 100-prozentig sei, so Renauer. Er verfolge auch eine Studie, die der Landesbund für Vogelschutz bis nächsten Sommer zu dem Thema durchführe.
Nächsten Sommer oder am St. Nimmerleinstag? Während Renauer eine Studie verfolgt, wird draussen weiter gestorben.
Kräftig unterstützt wurde der Bürgermeister von Hans-Joachim Leppelsack, dem Reichertshausener Vogel-Professor. Er meinte,
...das Vogelsterben (sei) an sich nicht ungewöhnlich. "Die Natur produziert einen Überschuss." Von einem Wurf überlebten nicht gerade viele Tiere das erste Jahr, auch Katzen spielten neben natürlichen Feinden oder Unfällen eine Rolle.
Mithin, so kann man den hochrangigen Vogelschützer verstehen, ist der Tod an den Büchereifenstern ein quasi-natürliches Geschehen, das den Überschuss an Jungvögeln reduziert. Die Fotos, die Dr. Dahrmann von toten Vögeln machte, zeigen allesamt erwachsene Vögel.
Wer hat sich überhaupt über den Vogeltod an der Bücheri beschwert?
Bei ihm hätten sich lediglich zwei Bürger beschwert, so Renauer. "sonst gab es keine Beschwerden".
Interessant. Mehrere Reichertshausener haben nach eigener Aussage im Rathaus wegen der Vögel angerufen. Auch habe das Rathaus bestätigt, dass mehrere Anrufe deswegen eingegangen seien.
In ihrem Kommentar spart die Autorin des Artikels, Desirée Brenner, nicht mit Kritik:
Schade, dass die Gemeinde Reichertshausen dieses unschöne Treiben nun auf sehr komplizierte und langwierige Weise zu beenden versucht. Dabei könnte Bürgermeister Renauer doch einfach mal die günstige, unbürokratische und schnelle Lösung probieren: Bird-Tape gibt es überall zu kaufen, es müsste nur noch im richtigen Abstand angebracht werde
Heinrich v. Loesch
Update 13/8/2021
Das Jahr 2021 zeigt, dass die Zahl der Vogelopfer an den Fenstern der Gemeindebücherei gegen Null tendiert. Ein Wunder? Keineswegs, sondern Ergebnis des Umstands, dass die Aussenjalousien der grossen Fenster nunmehr ganztäglich herunter gelassen sind. Keine Reflektion mehr, keine toten Vögel mehr.
Leider gilt das nicht für das Erdgeschoss der Bücherei. Zwar waren seit Wochen die Vorhänge der Fenster vorgezogen, doch die Tür ist ungeschützt, und zwei Vögel -- eine Amsel und eine Drossel -- kamen daran zu Tode. Die Drossel gestern, wie Frau Dahrmann beobachtete
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TheBoogaloo Bois are a relatively new but increasingly visible extreme right group and male militia in the U.S. watched by TRAC (Terrorism Research & Analysis Consortium) a global terrorism and extremism watchdog headed by the very active and knowledgeable Ms Veryan Khan. TRAC says it is Synthesizing open source intelligence data with our deep expertise to secure your organization from threats worldwide.
"On 04 September, the US Department of Justice charged two self-described Boogaloo Bois Micheal Solomon and Benjamin Ryan with attempting material support to Hamas. This isn't the first time TRAC had Mr. Solomon on our radar. In July 2020, Solomon was organizing roughly 250 armed men to provide security for businesses around Minneapolis under the Boogaloo ideology. He even gave an interview claiming that he was prepared to kill any police who approached his residence and that he expected a lot of Boogaloo Bois members to die in anti-government activity. The trend of extreme far right activity supporting jihad is not new. In May 2020, US army private Ethan Melzer was arrested for plotting attacks with the racist RapeWaffen Telegram channel against his military unit by leaking to al Qaeda information on US troop movements in Turkey. It should be noted that many extreme far right Telegram channels also believe that jihadists have the right idea on the 'Jewish problem' and how to treat women."
TRACWatch
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Only thieves and terrorists cover their face, days Vittorio Sgarbi, the mayor of Sutri, a small town near Viterbo in Latium. Anyone who in public wears a mask without good and demonstrable reason will be fined, Sgarbi announced:
"...chi sarà visto portare la mascherina sarà multato in ordine alla legge 533/1977 in materia di Ordine Pubblico che all'articolo 2 prevede che non ci si possa mascherare in volto: 'È vietato l'uso di caschi protettivi, o di qualunque altro mezzo atto a rendere difficoltoso il riconoscimento della persona, in luogo pubblico o aperto al pubblico, senza giustificato motivo. È in ogni caso vietato l'uso predetto in occasione di manifestazioni che si svolgano in luogo pubblico o aperto al pubblico, tranne quelle di carattere sportivo che tale uso comportinò."
"... who will be seen wearing the mask will be fined in order to the law 533/1977 on Public Order that in article 2 provides that you may not disguise your face: 'It is forbidden to use protective helmets, or any other means to make it difficult to recognize the person, in a public place or open to the public, without justified reason. In any case, it is forbidden to use them during events that take place in a public place or open to the public, except for those of a sporting nature that such use would involve."
Dear reader: Be advised to be careful next time you visit Sutri!