Cela peut paraitre étrange, mais la plupart des personnes qui souffrent d'anxiété chronique croient qu'elles sont en dépression nerveuse.  Une des conséquences collatérales de l'anxiété est de devenir fort émotif et de ce fait, la personne qui en est victime peut basculer dans la dépression facilement.

   Pour bien comprendre ce qu'est la dépression ou l'anxiété chronique, je vous présente un descriptif qui va vous aider à faire la différenciation :

Trouble de l'anxiété

   L'inquiétude est un sentiment de crainte et d'appréhension ; ce sentiment peut être provoqué par une multitude de raisons liées avec le ressenti et l'anxiété qu'éprouve la personne concernée.  Une personne anxieuse ressent souvent des symptômes physiques très puissants comme la transpiration, les tremblements excessifs, une digestion difficile et de l'arythmie cardiaque. Son système immunitaire peut devenir défaillant si cela se produit trop fréquemment.  L'anxiété n'est pas héréditaire et n'importe qui peut en souffrir même sans raison apparente.

Dépression

   La dépression provoque des sentiments de tristesse, de culpabilité et d'insignifiance laissant la personne dans l'isolement ; toutes ces émotions causent de grandes fatigues, des problèmes de concentration et le manque de sommeil.

   On pense que la dépression est provoquée par un déséquilibre chimique dans les neurotransmetteurs du cerveau et dans le système nerveux central. Ces neurotransmetteurs (sérotonine et norépinephrine) aident à contrôler les humeurs et à stabiliser l'esprit des gens.

   Il n'est pas rare qu'une personne dépressive ressente un profond détachement avec le reste du monde et qu'elle commence à générer des pensées suicidaires. L'ennui, la lassitude et le manque d'enthousiasme sont les points principaux que l'on retrouve chez les personnes dépressives.

   Certains spécialistes pensent que la dépression est héréditaire. Si dans une famille quelqu'un est dépressif, il n'est pas rare que l'on trouve d'autres personnes de la même famille victime du même mal.

   En résumé,comme on peut le constater, l'anxiété et la dépression sont deux conditions totalement différentes. Si vous deviez vous sentir anxieux, vous ne devriez pas en déduire que vous êtes dépressif, néanmoins, si vous ne faites rien pour vous soigner, il n'est pas impossible que cette anxiété-là finisse par vous rendre dépressif.

   Vous ne vous rendez peut-être pas compte de l'ampleur de ce phénomène, mais environ 3,5 % de la population française souffre d'anxiété et des milliers de personnes dans le monde seront victimes d'une crise de panique au cours de cette année.  Il est vrai que le médicament utilisé dans le traitement de l'anxiété est parfois le même que celui utilisé pour la dépression, mais son usage est différent, de même que sa posologie et sa durée.

   Ne regardez plus jamais une personne dépressive de la même manière, car cela pourrait vous arriver à vous demain.

Marc DESENCLOS

 Mit Barack Obama ziehen sich die USA aus dem Nahen Osten zurück. Andere machen sich das Vakuum zunutze. Was bedeutet das für Europa?

   In seinem umfassenden Interview mit Jeffrey Goldberg im Atlantic gab Präsident Barack Obama Einblicke in sein Denken und verriet Beweggründe wichtiger Entscheidungen seiner beiden Amtsperioden.

   Sein Interesse an Asien, seine kritische Distanz zu Europa, seine Meinung über Politiker von Cameron über Putin bis zu Netanyahu – all das ist interessant und zeigt einen intelligenten, unabhängigen Zeitgenossen, der versucht, sich der massiven Einflüsse zu erwehren, die ihn in bestimmte Richtungen drängen wollen.

   Doch der interessanteste Teil des Berichts betrifft den Nahen Osten. Er zeigt, dass Obama diese Zone wie einen Morast empfindet, in den Amerika durch die Fehler seiner Amtsvorgänger geraten ist, und aus dem er sich mühsam zu befreien versucht.

   Im Prinzip ist ihm das auch gelungen. In Afghanistan und im Irak sind die Amerikaner nur noch auf Sparflamme aktiv. Hätte Daesh – der Islamische Staat – nicht amerikanische Bürger ermordet und Terrorattentate begangen, so wäre Obama nicht bereit gewesen, jene Koalition zu schmieden, die Daesh mit Luftangriffen langsam aber erfolgreich zermürbt. 

Fracking brachte den Befreiungsschlag

  Obamas Doktrin ist klar: was der Nahe Osten treibt, geht uns nichts an, solange amerikanische Bürger und Interessen nicht in direkter Gefahr sind. Zwei Umstände erlauben ihm diese distanzierte Haltung: zum einen sind die USA erstmals seit Jahrzehnten wieder unabhängig vom nahöstlichen Erdöl. Die Fracking-Technologie brachte den Befreiungsschlag. Derzeit importiert sogar die Türkei erstmals amerikanisches Erdgas.

   Zum anderen ist die Gefahr von Terror-Anschlägen Pariser oder Brüsseler Musters in Amerika gering. Es fehlen die arabisch-islamischen Ghettos in den Grosstädten, die als Brutstätten des Fanatismus fungieren können. Amerikas Moslems sind generell gebildeter, bürgerlicher und besser integriert als Europas Minderheiten. Dank der rigiden Reisekontrollen nach 9/11 ist der Syrien- und Afghanistan-Tourismus der Dschihadisten schwierig, wenn nicht unmöglich geworden. Syrien-Flüchtlinge kommen, so weit überhaupt, in sehr geringer Zahl und bestens überprüft ins Land.

   Obama kann sich also zurücklehnen und das Chaos in Europa mitleidig betrachten. Vor allem konnte er die Landkarte des Nahen Ostens, wie sie sich in amerikanischen Köpfen darstellt, neu zeichnen. 

Iran wichtiger als die Sunniten

  Die traditionellen sunnitischen Verbündeten – Saudi-Arabien, Qatar, die Emirate, Kuweit, Bahrein – verloren bei Obama ihren Vorzugs-Status. Mit geopolitischem Realismus erkannte Obama in Iran mit seinen 81 Millionen relativ gebildeten Einwohnern die kommende Vormacht der Region, weit wichtiger als das von Ölgeld aufgeplusterte Saudi-Arabien mit 27 Millionen weitgehend unproduktiven Bürgern. Deswegen, nicht nur wegen des Problems der Atomrüstung, schien ihm der Ausgleich mit Iran wichtig genug, um ihn gegen die Saudis und Israels Netanyahu durchzusetzen.

   Gerade Obama muss das Unheil, das Saudi-Arabien und Qatar mit dem weltweiten Export ihres wahhabitischen Fanatismus angerichtet haben, besonders anwidern. Dass im Lande seiner Kindheit, Indonesien, der friedlich-synkretistische Islam unter dem Druck der saudisch finanzierten Imams und ihrer Medressen zusehends aggressiver geworden ist, kann Obama nur traurig stimmen. Noch schlimmer ist die nahezu totale Vorherrschaft der Wahhabiten im Internet. Saudische Webseiten, qatarische Webseiten und der Kosmos der Dschihadisten verschiedener Couleur; der wenige Platz, den sie übrig lassen, wird von den Moslembrüdern gefüllt, die sich in ihrem Dschihad nur graduell von den Wahhabiten unterscheiden. Eine ganze Generation junger Moslems wächst heran, die ihr Weltbild aus dem Internet beziehen und deren Islamverständnis sich fundamental von dem früherer Generationen unterscheidet. Der sozialistische Abgeordnete im belgischen Parlament Jamal Ikazban warnte kürzlich, dass “das Internet eine viel grössere Rolle in der Radikalisierung der Jungen spielt als die Moscheen.”

Die libysche Katastrophe 

   Ein wichtiges Element der Herabstufung des Nahen Ostens in Obamas Weltbild spielte Libyen. Ihn schockte, dass Libyen nach der Beseitigung des Diktators Ghaddafi in ein Kaleidoskop von Stämmen und ihren Milizen zerfiel und seither jedem Ansatz zur Wiedervereinigung widersteht. Dass der brutale Stammesegoismus, den Obama aus seiner Teilheimat Kenia kennt, Jahrzehnte der Nationalstaatlichkeit überdauert, war für ihn eine grosse Enttäuschung, die ihm jeden Ansatz zu einer geopolitischen Modernisierung des Nahen Ostens aussichtslos erscheinen lässt.

   Wenn Obama entschieden hat, den Nahen Osten aus der direkten Interessensphäre Amerikas auszuklinken, so hat dies auch mit menschlicher Enttäuschung zu tun. Als 2011 die Syrienkrise begann, entschied sich Washington, dass die Aufständischen die Guten und Assads Leute die Bösen seien. Je länger man die Rebellen unterstützte, desto mehr musste man die Hypothese bezweifeln, dass der Aufstand Syrien in eine Demokratie westlichen Musters führen werde. Keiner der Nachbarn wollte ein demokratisches Syrien. Saudi-Arabien träumte davon, sich Syrien ganz einzuverleiben. Erdogan in Ankara wollte und will noch heute Syrien der Moslem-Bruderschaft übergeben. Iran und Irak wollen genau das vermeiden. Sie stützen Assad, weil nur er eine sunnitische Machtübernahme verhindern kann.

   Bald hatte Washington erkannt, dass es in Syrien keine Guten und Bösen gibt, sondern nur Böse. Einen Schritt weiter gehend, musste Obama erkennen, dass es im ganzen Nahen Osten, wenn man Israel ausnimmt, nur Böse gibt. Nachdem laut Atlantic ihn König Abdullah von Jordanien – der letzte sogenannte Verbündete -- anlog, fiel es Obama nicht schwer, Konsequenzen zu ziehen.

   Der Rückzug aus dem Nahen Osten zeigt die zu erwartenden Folgen. Russland stösst in das Vakuum vor und sichert sich den besten Teil Syriens als Kolonie unter dem Statthalter Assad. Die Türken versuchen, sich das Siedlungsgebiet der syrischen Turkmenen – die sie schon mal Türkmenen nennen – als Protektorat anzueignen, werden allerdings von russischen Bombardements daran gehindert. Die Kurden okkupieren mehr Land im Norden Syriens und vertreiben angeblich die Araber von dort. Netanyahu treibt ungehindert seine Siedlungspolitik in Cisjordanien voran. Saudi-Arabien schlägt mit seinen Panzern eine schiitische Rebellion in Bahrein nieder und bombardiert die jemenitischen Huthis, von denen man nicht mal sicher weiss, ob sie Schiiten sind.

Können wir Obama kopieren? 

   Die tiefen Einblicke in Präsident Obamas Denken, die Atlantic vermittelt, lassen uns Europäer ratlos. Der Instinkt sagt: Obama hat Recht, tun wir es ihm nach! Entfernen wir den Nahen Osten!

   Aber alle Umstände sprechen dagegen. Kein Atlantik trennt uns vom Nahen Osten. Millionen unserer Bürger stammen aus diesen Ländern, sind sentimental und religiös mit ihnen verbunden. Weitere Millionen stehen vor unserer Türschwelle und hoffen auf die Gelegenheit, sie zu überschreiten. Hunderte, wahrscheinlich Tausende Gefährder aus diesen Ländern befinden sich bei uns und kommunizieren mit Mordsyndikaten im Nahen Osten, die sich der Mafias Süditaliens bedienen, um Europas Sicherheitsdienste auszutricksen, im Tausch gegen Drogen, versteht sich. Vor allem aber hängt Europa mit seiner Ölversorgung unverändert vom Nahen Osten ab. Würde die Strasse von Hormus auch nur ein paar Tage gesperrt, bräche in Europa Panik aus.

   Obama weiss das. Er weiss, dass der Nahe Osten – dem Amerika jahrzehntelang übermässige Aufmerksamkeit widmete – in Wirklichkeit ein europäisches Problem ist. Je mehr sich Washington aus der Region zurückzieht, desto klarer wird das Problem für Europa. Obama wundert sich, dass Europa das nicht erkennt, sich nicht für diese Rolle rüstet.

   Das militärische Versagen Europas in Libyen: die hehren Worte gefolgt von einem militärischen Einsatz, der ohne Amerikas Hilfe kläglich gescheitert wäre: das zeigte Obama wie schwach und konzeptlos die Europäer sind. Deswegen hat er sich auch nicht sonderlich bemüht, Europa in die Koalition des Luftkrieges gegen den Daesh einzubinden. Die Entwicklung gibt ihm Recht: Europa findet keinen Weg, trotz etwas italienischem Säbelrasseln, das Chaos in Libyen zu beenden.

Kopflose Bürokratie

   Wo sind die Europäer, wenn die Saudis Jemeniten massakrieren und ihre Kulturerbe-Städte zerbomben? Warum setzt sich Europa nicht ein, um Ägyptens Präsidenten al-Sisi zu weniger robuster Innenpolitik zu bewegen? Warum hofiert Europa einen Möchtegern-Diktator in der Türkei? Warum trägt Europas Aussenministerin Mogherini in Teheran ein Kopftuch? Warum bändigt Europa seine kopflose Bürokratie nicht, die jede Terrorbekämpfung erschwert, Sicherheitsdienste und Polizei der Lächerlichkeit preisgibt?

   Angesichts der Unfähigkeit und Lethargie Europas scheint es unvermeidlich, dass der Nahe Osten mit seinem Chaos, seinem Bevölkerungswachstum und seiner Bösartigkeit die Tagesordnung Europas auf Jahre, vielleicht Jahrzehnte hinaus dominieren wird. Sollte Obamas Doktrin über seine Amtszeit hinaus Bestand haben, so kann Brüssel keine Hilfe von Washington erwarten.

   Aber es kann ja sein, dass mit einer Präsidentin Clinton die alte Riege in Washington wieder an die Macht kommt, einschliesslich der arabisch finanzierten Think Tanks in Kalorama hinter dem Islamischen Zentrum, die nur getarnte Lobby-Büros sind. Doch es ist wenig wahrscheinlich, dass die alten Zeiten zuröckkehren werden, denn das ehemalige nahöstliche Druckmittel Erdöl ist den Scheichs und Ayatollahs abhanden gekommen.

   In jedem Fall muss Europa realisieren, dass nach Amerikas Rückzug aus der Region der Nahe Osten ihm in den Schoss fallen wird. Eine Fast-Atommacht – Iran –, eine nach Nuklearwaffen strebende Macht – Saudi-Arabien – und einen Anwärter auf schmutzige Bomben und Chemiewaffen – Daesh – offeriert die Region. Dazu Massenauswanderung und Terrorismus-Export. Die Zeiten, in denen Europa den Nahen Osten mit freundlichem Desinteresse behandeln konnte, in der Annahme, dass die USA, Israel und eventuell die Türkei dort für Ordnung sorgen werden, sind vorbei.

   Praktisch heisst das, dass Europa sprachlich und informativ aufrüsten muss. Arabisch und Farsi sprechende Verwaltungs- und Polizeieinheiten müssen aufgebaut werden. Diese Sprachen müssen so karrierefördernd werden wie Spanisch-Kenntnisse in den USA.  Spezialisierte  Forschungseinrichtungen werden benötigt, die die Verwaltung schulen und beraten können. Europas Militär muss für Einsätze im Nahen Osten qualifiziert werden. Es kann nicht sein, dass europäische Bürokraten oder Polizisten, wenn sie mit Arabern oder Persern zusammentreffen, die Unterhaltung – wenn überhaupt – in gebrochenem Englisch bestreiten und der Dialog mit der meist vergeblichen Suche nach einem Dolmetscher endet.

   Der Nahe Osten liegt nicht irgendwo jenseits des Mittelmeers. Nordafrika, Ägypten, die Levante und die Türkei sind unsere direkten Nachbarn. Obama meint, wir sollten uns endlich um sie kümmern, so wie sich die USA um die hispanischen Nachbarn kümmern. Freilich sollte Europa nicht in den Fehler amerikanischer Regierungen verfallen, einzelne und stets fragwürdige Nahost-Staaten zu Verbündeten zu erklären oder ihnen gar Mitgliedschaft in der EU in Aussicht zu stellen. Der Nahe Osten sollte auf Distanz bleiben.

Heinrich von Loesch

In an interview with Turkish officials, the Guardian received the following information:

   Turkish officials have accused European governments of attempting to export their Islamic extremist problem to Syria, saying the EU has failed to secure its own borders or abide by pledges to share intelligence and cooperate in fighting the jihadist threat.

   The failures were outlined by Turkish officials to the Guardian through several documented instances of foreign fighters leaving Europe while travelling on passports registered on Interpol watchlists, arriving from European airports with luggage containing weapons and ammunition, and being freed after being deported from Turkey despite warnings that they have links to foreign fighter networks.

   “We were suspicious that the reason they want these people to come is because they don’t want them in their own countries,” a senior Turkish security official told the Guardian. “I think they were so lazy and so unprepared and they kept postponing looking into this until it became chronic.”

 

Please find the full text here

    Es ist nur ein kleiner, aber doch besonders bunt funkelnder Mosaikstein im goldenen Vlies des aktuellen Raubzuges. EU-Gelder, die Ungarn für den Kampf gegen die Hinterziehung von EU-Geldern gezahlt wurden, zu hinterziehen, offenbart eine besondere Kaltschnäuzigkeit. Genau dies getan zu haben, wirft die EU-Antibetrugsbehörde OLAF nun dem ungarischen Staat und den von ihm beauftragten Subunternehmen vor.

   Es geht dabei "nur" um ca. 8,5 Mio. EUR. Diese Summe ist 2013 über die damals noch existente Nationale Entwicklungsagentur NFÜ an Berater geflossen, die Mechanismen gegen Ausschreibungsbetrügereien und Korruption erarbeiten sollten. "Doch diese Arbeit wurde nie gemacht", beklagt nun OLAF. Man könnte fragen: warum auch, wenn die Regierung die Vorschläge solcher Berater ohnehin nie umgesetzt hätte?

Pester Loyd

   Laura Weissmüller schrieb einen klugen Artikel (Feuilleton SZ, 24-3-16), in dem sie uns auffordert, den öffentlichen Raum zu verteidigen, den der Terrorismus bedroht:  die als selbstverständlich  empfundene Freiheit, unbedroht spazieren zu gehen, einen Bahnhof, ein Museum, ein Einkaufszentrum zu betreten ohne eine Schleuse zu passieren, neben der man sein Kleingeld, seinen Gürtel und seine Brille in ein Körbchen gelegt hat.

   Die Freiheit, den öffentlichen Raum zu nutzen, erscheint uns fundamental, selbstverständlich, und ist es doch nicht. Menschen, die ausserhalb Europas und einer Handvoll anderer Länder leben, wissen, dass der öffentliche Raum begrenzt und manchmal sogar inexistent ist.

   Ein Waldspaziergang? Wer in den USA versucht, Pilze zu sammeln, riskiert, beschossen zu werden. Man geht nicht in einen Wald ausserhalb der Naturschutzparks. Wer das tut, wird für einen potentiellen Tunichtgut gehalten.

   Europas allseits zugänglicher öffentlicher Raum ist vielleicht die grösste Attraktion dieses kleinen Erdteils. Schon in Amerika ist das anders. In Baltimore kann man nur im eleganten Zentrum des Inner Harbor unbesorgt flanieren; durch die armen Viertel fährt man mit blockierten Autotüren, und in manchen Gegenden empfiehlt es sich, nicht bei Rotlicht zu halten.

   Was die Frage des öffentlichen Raums angeht, ist es nützlich, sich die historische Entwicklung vor Augen zu halten. Es gab einmal eine Zeit, da war der grösste Teil der Welt relativ sicher. Reiseschriftsteller wie Patrick Leigh Fermor, Jan Morris, A.E.Johann und Jürgen Pechel waren Monate, manchmal Jahre in damals obskuren Gegenden unterwegs, ohne sich mehr Probleme als ein paar Krankheiten einzufangen.

   Der Autor selbst lebte Mitte der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Kairo und vergnügte sich, abends in Hemdsärmeln mit dem Motorrad kreuz und quer durch die damals schon 5 Millionen zählende Nilmetropole zu fahren, durch arme Viertel mit Strassen-Suqs wie Imbaba: nie ist ihm etwas passiert. Jedermann war freundlich.

   Seit den fünfziger, sechziger Jahren ist der öffentliche Raum in den meisten Ländern immer unsicherer gewordem. Länder, die man einmal als sicher kannte, waren Jahrzehnte später riskant geworden. San Pedro Sula, die zweitgrösste Stadt von Honduras, ehedem ein verschlafenes Provinznest, ist heute die gefährlichste Stadt Lateinameikas mit einer Rekord-Mordrate. Egal, ob Kairo, Casablanca oder Nairobi – selbst im Zentrum bei den Hotels sollte man nach Sonnenuntergang auf Spaziergänge verzichten. Auch shopping ist ein Problem geworden. Sucht man in Guatemala City einen Supermarkt, so findet man ihn am ehesten in einer gated community, wo das gewöhnliche Volk keinen Zutritt hat.

   Das Ergebnis: es gibt immer weniger Länder, in die man als Tourist unbesorgt reisen kann. Überall wuchs die Kriminalität schneller als der Wohlstand, wurde der Europäer zu einem Geldbeutel mit Beinen reduziert, den man anbettelt, bestiehlt und im schlimmsten Fall verschleppt, erpresst und ermordet, so wie es kürzlich einem italienischen Studenten in Kairo geschah.

   Dieser weltweit gültigen Entwicklung hat nun der politische Islam eine hässliche Variante zugefügt: den Terrorismus. Damit katapultieren sich praktisch alle überwiegend muslimischen Länder aus der Liste der noch empfehlenswerten Reiseziele ausserhalb Europas heraus. Was bleibt ist ein Teil Asiens und, mit zunehmenden Einschränkungen, Lateinamerika.

   Und nun Europa. Buchungen nach Paris oder zu Ostern nach Rom sind erheblich zurückgegangen. Jeder Terroranschlag schrumpft, subjektiv empfunden, den öffentlichen Raum auf Monate, vielleicht Jahre hinaus. Mit der Zuwanderung aus armen Ländern steigt die Gefährdung, obwohl statistisch gesehen die Zuwanderer nicht krimineller sind als die einheimische Bevölkerung. Vieleicht ist ihre Kriminalität nur stärker auf den öffentlichen Raum gerichtet, Modell Köln.

Heinrich von Loesch